„Katastrophales Gesamtbild“ Rheinbacher Wald befindet sich in schlechtem Zustand

Rheinbach · Stadtförster Sebastian Tölle berichtet von schweren Schäden im Rheinbacher Stadtwald. Die Douglasienmücke, der Borkenhäfer und ein Pilz haben den Bäumen schwere Schäden zugefügt.

 Der Zustand des Stadtwaldes ist schlecht; hier eine etwa ein Hektar große Fläche mit Fichten, die wegen der Käferplage gerodet werden musste.

Der Zustand des Stadtwaldes ist schlecht; hier eine etwa ein Hektar große Fläche mit Fichten, die wegen der Käferplage gerodet werden musste.

Foto: Axel Vogel

Ein „katatstrophales Gesamtbild“ schreibt Rheinbachs Stadtförster Sebastian Tölle in seinem Forstwirtschaftsplan 2020 über den Zustand des Rheinbacher Stadtwaldes. Im gleichen Satz aber schränkt er ein: eine differenzierte Betrachtung sei notwendig.

„Wir stehen sicherlich im Vergleich zu anderen noch überdurchschnittlich gut da“, sagte er auch in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Dies vor allem der Arbeit seines Vorgängers Hans Lenzen zu verdanken, der schon frühzeitig Mischwald angepflanzt habe.

Außergewöhnlich schlecht sei in Rheinbach die Witterung für den Wald im Verlauf des Jahres 2019 zwar nicht gewesen, so Stadtförster Tölle. Allerdings habe das Trockenjahr 2018 letztlich zu starken Waldschäden geführt.

Am schlechtesten steht es um die Fichte

„Am schlechtesten geht es aktuell der Fichte“, sagte Tölle. Als Ursache nannte er den Befall durch den Borkenkäfer, dessen Population sich seit dem Frühjahr 2018 um mehrere Tausend Prozent erhöht habe. „Es ist zu vermuten, dass ein Rückgang der Population erst durch den Wegfall der Nahrungsquelle, sprich aller Fichten, eintreten wird“, prognostizierte der Stadtförster. Heribert Schiebener (Bündnis90/Die Grünen) wollte wissen, was anstelle der Fichten denn gepflanzt werde. „Ahorn geht nicht mehr, Esche geht auch nicht mehr“, sagte Tölle. „Wir gehen auf Eiche.“

Größere Ausfälle gebe es auch bei älteren Buchenbeständen. Das ganze Ausmaß der Schäden sei allerdings erst im Sommer 2019 zu erkennen gewesen. „Bäume, die im Frühjahr noch grün geworden sind, bekamen aufgrund vertrockneter Wurzeln nicht mehr ausreichend Feuchtigkeit und begannen von der Spitze an zu welken“, beschrieb Rheinbachs Stadtförster. Er bezifferte die Menge des geschädigten Holzes auf mindestens 5000 Kubikmeter.

Auch den Douglasien und Eschen geht es schlecht

Auch den Douglasien gehe es weiterhin schlecht. „Hier sind wirtschaftlich die größten Einschnitte zu verzeichnen. Auch im Jahr 2019 ist der bereits aus dem Vorjahr zu erkennende Nadelabwurf weiter vorangeschritten“, stellte Tölle fest. Als Hauptursache nannte er die Douglasiengallmücke, die aus Nordamerika eingeschleppt wurde. „Allein die Fichte und die Douglasie haben im Rheinbacher Wald einen Anteil von 18 Prozent, was eine Gesamtfläche von fast 150 Hektar ausmacht“, sagte er.

Ausfälle gebe es auch an Eschen, verursacht durch einen asiatischen Pilz. Alles in allem beschrieb der Stadtförster Preiseinbrüche beim Holzverkauf, sowohl bei Buchen- als auch insbesondere bei Fichtenholz. Bei Fichten sei der Einschlag nicht einmal mehr kostendeckend.

„Die wirtschaftlichen Einnahmen stehen aber nicht im Vordergrund“, sagte Bürgermeister Stefan Raetz. Vielmehr habe der Stadtwald eine besonders wichtige Funktion für das Klima und für die Erholung der Bevölkerung.

Verkehrssicherheit ist gegeben

Vor diesem Hintergrund, und weil er häufig von vielen Menschen besucht werde, fragte Karl-Heinz Kerstholt (SPD) nach möglichen Einschränkungen in Hinblick auf die Verkehrssicherung. „Nach aktuellem Stand ist es nicht so, dass wir sperren müssten“, so Tölle. In Hinblick auf die Sicherheit sei man gut aufgestellt. „Wir machen mehr, als wir müssten, denn Sicherheit steht an allererster Stelle.“ Besonderes Augenmerk werde dabei auch auf den Waldkindergarten gelegt. Für die Verkehrssicherheit an städtischen Straßen und in städtischen Grün- und Parkanlagen arbeitet die Stadt zudem mit zwei zertifizierten Baumkontrolleuren zusammen.

Für den Wegebau sind im Forstwirtschaftsplan für das Jahr 2020 6000 Euro eingeplant, für „besondere Leistungen im Interesse der Allgemeinheit“ wie Unterhaltung von Wanderwegen, Parkplätzen, Ruhebänken, Brücken, Schutzgeländern oder das Einsammeln von Abfällen und die Pflege von Naturdenkmälern insgesamt 11.000 Euro. Wobei der Anteil der Kosten für die Unterhaltung des Reitwegenetzes in Höhe von 5500 Euro vollständig durch die Reitabgabe finanziert wird.

Wirtschaftlich hat sich laut Tölle der Forstbetrieb trotz der Ausfälle getragen. Demnach wurden 400 000 Euro aus dem Holzverkauf erzielt. Dies allerdings nur, weil dafür 6000 Kubikmeter Schadholz eingeschlagen werden mussten, fast die doppelte Menge eines normalen Jahres. Für 2020 prognostiziert der Stadtförster eine ähnlich hohe Einschlagzahl, allerdings bei deutlich niedrigeren Erlösen. Er schätzt den Ertrag daraus auf 220 000 Euro. Im Forstwirtschaftsbetrieb steht dem Gesamtertrag von 244 430 Euro ein Aufwand von 381 187 Euro gegenüber, sodass er ein Defizit von 136 757 Euro erwartet. Für den Bereich Erholungswald oder nichtforstwirtschaftlichen Betrieb prognostiziert er einen Verlust von 107 002 Euro.

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