Besinnungstage Rheinbacher Schüler besuchen KZ Auschwitz

Rheinbach · Gymnasiasten aus Rheinbach haben das ehemalige Vernichtungslager der Nazis in Polen sowie die Synagoge von Auschwitz besucht und mit einem jüdischen Überlebenden der Verbrechen gesprochen.

 Ein österreichischer Freiwilliger berichtet den Schülern aus Rheinbach in der Synagoge von Auschwitz von seinen Erfahrungen.

Ein österreichischer Freiwilliger berichtet den Schülern aus Rheinbach in der Synagoge von Auschwitz von seinen Erfahrungen.

Foto: Privat

„Es ist etwas anderes, über das Vernichtungslager Auschwitz aus dem Geschichtsbuch zu erfahren als von einem Überlebenden an Ort und Stelle darüber zu hören.“ So fasste ein Schüler des Rheinbacher St. Joseph Gymnasiums seine Erfahrungen zusammen. Anlässlich der Besinnungstage im Juli waren 25 Schüler vier Tage lang in Krakau und Oswiecim, wie Auschwitz heute heißt.

Am Montag berichteten sie darüber bei einem Lichtbildervortrag, den Lennart Klausener und Niklas Kröger zusammengestellt hatten. Die Erinnerungen des Überlebenden Karol Tendera beeindruckten die 15- und 16-Jährigen besonders. Tendera hatte mehrfach Glück, die Todesmaschinerie und die Selektionen zu überstehen. „Man lebt da nicht mehr, es war die Hölle“, zitierten sie den Hochbetagten. Häftlinge, die die obligatorischen Sportübungen nicht schafften, wurden aussortiert, manche an Ort und Stelle getötet. Die Menschen dort hatten immer Hunger. Doch die spärliche Suppe wurde vor ihren Augen auf den Boden gekippt.

Ein Freund bewahrte Tendera davor, in den tödlichen elektrischen Zaun zu laufen. Nach der Befreiung, die er in einem Lager in Tschechien erlebte, wollten die Häftlinge sich in der Küche noch schnell den Bauch vollschlagen. Doch das Essen dort war von den geflohenen KZ-Aufsehern vergiftet worden.

Schüler besuchten die Wand, an der Häftlinge erschossen wurden

Wieder bewahrte ihn das Glück vor dem Tod. Wegen einer Magenverstimmung konnte er nichts essen. Nach all den Leichen, Krankheiten, dem Hunger, dem psychischen Leid und der Gewalt musste er sich an die Freiheit erst allmählich wieder gewöhnen.

Die Rheinbacher besuchten auch die „Todeswand“, an der Häftlinge erschossen worden waren. Als Außenminister Heiko Maaß eine Woche später dort einen Kranz niederlegte, versprach er, mehr Geld für Schülerfahrten bereitzustellen, um der „ewigen Verantwortung“ gerecht zu werden. Fotos der Schüler zeigen Berge von Schuhen und Geschirr der Getöteten. Auf einer Halde lagern die Kartuschen aus den Gaskammern.

Der tonnenschwere Berg von Haaren der Ermordeten lagert in einer Dunkelkammer, damit er erhalten bleibt. In der Synagoge von Auschwitz informierte der österreichische Freiwillige Florian die Besucher über die lange Geschichte der Juden dort. Gebetbücher und -schals, Thorarollen, ein Widderhorn sind geblieben. Jüdische Besucher nutzen sie zum Gebet. In Oswiecim selbst leben heute keine Juden mehr.

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