360 Kilogramm Gummibärchen im Gepäck Rheinbacher nehmen am Weltpfadfindertreffen teil

Rheinbach · Am Weltpfadfindertag bei Charleston in West Virginia nehmen auch Jugendliche aus Rheinbach teil. Das Programm dient zum gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Kulturen.

 Rund 45 000 Pfadfinder aus aller Welt haben in West Virginia an dem alle vier Jahre stattfindenen Worldscoutjamboree teilgenommen.

Rund 45 000 Pfadfinder aus aller Welt haben in West Virginia an dem alle vier Jahre stattfindenen Worldscoutjamboree teilgenommen.

Foto: Mathias Fazekas

Zum ersten Mal in der 50-jährigen Geschichte des Rheinbacher Georgsrings haben Pfadfinder aus der Glasstadt am Worldscoutjamboree (WSJ), dem alle vier Jahre stattfindenden Weltpfadfindertreffen, teilgenommen. Es fand im Summit Bechtel Family National Scout Reserve Glen Jean bei Charleston in West Virginia, USA, unter dem Motto "Erschließe eine neue Welt" statt. Der Förderverein des 1969 gegründeten Georgsrings hat dem Nachwuchs anstelle einer Jubiläumsfeier mit Hilfe der Lions und Rotarier bei der Finanzierung des Aufenthalts unter die Arme gegriffen.

Alle Kallenturmpfadfinder haben aber auch gemeinsam Geld als Platzanweiser bei Messen oder Rheinbach Classics verdient, um der kleinen Delegation die Reise zu ermöglichen. Die sechs Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren, die mit drei Leitern fast vier Wochen in Washington, West Virginia und Kanada unterwegs waren, erlebten ein friedliches Zusammensein von 45 000 Pfadfindern aus knapp 170 Ländern. Zur leichteren Organisation waren die 1300 Deutschen in "Units", die je nach Heimatregion nach passenden deutschen Größen in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft benannt waren, eingeteilt. Als Mitglieder der Unit Haribo nahmen die Rheinbacher an einem Programm zu den Themen Völkerverständigung, Religion, Geschichte und Nachhaltigkeit teil.

"360 Kilogramm Haribo", lautet die prompte Antwort von Simon auf die Frage, was sich in ihrem Gepäck befand. "Und eine Kartoffeltrommelreibe, um Deutschland beim "Culture Day" mit Reibekuchen und Apfelmus zu präsentieren", ergänzt Ronja. Das Fruchtgummi hatten sie als Vertreter der Unit Haribo von der Bonner Firma erhalten, so Christian Lippmann, der als Leiter die Gruppe begleitete. Ihre deutschlandweit einheitliche Pfadfinderkluft haben sie für ihre Reise extra mit einem Aufnäher, auf dem ein Goldbär mit Pfadfinderhalstuch prangt, versehen. "Es war ein tolles Bild, Pfadfinder aus Saudi-Arabien mit weißen Gewändern neben anderen in indischen Saris oder Polen in ihrer eher militärisch wirkenden Kluft zu sehen", beschreibt Lippmann das bunte Treiben.

Das Programm war vielfältig: Diskussionsrunden und Rollenspiele zu Klimaschutz, Gendergerechtigkeit und Basisdemokratie, aber auch Sport wie Klettern und Stand-Up-Paddeln. "Allerdings musste man zeitig aufbrechen, bis zur Hauptbühne war es ein Fußweg von 45 Minuten", erinnert sich Marcel. Bleibende Eindrücke hat jeder Teilnehmer hinreichend mit nach Hause nehmen können. "Mit unseren 25 Jahre alten Baumwollzelten fielen wir auf dem Gelände voller Kunststoffzelte schon auf", berichtet Lippmann, dass sie damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen konnten. Viele hätten die Idee, auf Plastik zu verzichten, gut gefunden, wollten es aber selbst nicht praktizieren.

Für die großen Mengen an Müll existierte ein Recyclingsystem, "das war aber nach zwei Tagen komplett überlastet", sagt Lippmann, der angetan war, dass der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hier dazu aufgerufen habe, den Klimaschutz nicht nur zu proklamieren, sondern auch weltweit zu handeln. "Unglaublich fand ich die Haltung der Amerikaner zu Waffen", erzählt Marcel, dass unter den amerikanischen Jugendlichen der Glaube vorherrsche, dass die Welt sicherer sei, wenn jeder eine Waffe habe, denn nur dann könne man sich erfolgreich gegen Terroristen und Amokläufer wehren.

Ein besonderes Erlebnis war für Lippmann der deutsch-französische Freundschaftsgottesdienst, der bei jedem WSJ zelebriert wird. "1947 wurde eine deutsch-französische Unit gegründet, um den Deutschen die Teilnahme am Jamboree zu ermöglichen", erklärt Lippmann und berichtet, dass die deutschen Pfadfinder vom ersten Treffen nach dem Zweiten Weltkrieg ausgeschlossen worden waren. "In Erinnerung daran steht seitdem ein bilingualer Gottesdienst auf dem Programm", so der 25-Jährige. Auch darin zeichne sich das friedliche Zusammentreffen von Kindern und Jugendlichen aus aller Welt als Hauptanliegen des WSJ ab. Gemäß dem Leitgedanken der Pfadfinder dient der Austausch dazu, Vorurteile gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Ländern abzubauen und so Zukunfts- und Friedenssicherung zu schaffen. "Das war wirklich so", berichtet Ronja, "denn alle sind hier trotz der Konflikte der Länder auf politischer Ebene miteinander klargekommen".

Die Rheinbacher Pfadfinder freuen sich immer über neue Mitglieder. Konfessionsübergreifend ist jeder im Alter zwischen acht und 30 Jahren herzlich willkommen.

Weitere Informationen unter www.kallenturm.de.

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