Interview mit den Rheinbacher Wehrführern Rheinbacher Feuerwehr will sich verjüngen

Rheinbach · Sie sind ein eingespieltes Duo. Und auf dieses Duo an der Spitze der Feuerwehr setzt die Stadt Rheinbach auch die nächsten sechs Jahre. Warum etwas ändern, wenn es gut läuft, sagte sich der Stadtrat und bestätigte Wehrleiter Laurenz Kreuser (54) und seinen Stellvertreter Jörg Kirchhartz (49) in ihren Ämtern.

 Die Rheinbacher Feuerwehrchefs Laurenz Kreuser (l.) und Jörg Kirchhartz vor ihrem Drehleiterwagen.

Die Rheinbacher Feuerwehrchefs Laurenz Kreuser (l.) und Jörg Kirchhartz vor ihrem Drehleiterwagen.

Foto: Hans-Peter Fuß

Welche Ziele haben Sie für die nächsten sechs Jahre?

Laurenz Kreuser: Wir wollen die Führungsriege der Feuerwehr ausbauen und verjüngen. Dabei ist es schwierig, Leute zu finden, die sich den Job bei der Feuerwehr zusätzlich zu ihren Familien und Beruf antun. An manchen Tagen ist man jeden Abend für die Feuerwehr unterwegs. Deshalb wollen wir die Führungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen.

Wie gewinnen Sie neue Mitglieder?

Jörg Kirchhartz: Neben der Jugendarbeit der Einheiten bieten wir in der Grundschule Sürster Weg und in der Gesamtschule Feuerwehr AGs an. So vermitteln wir einerseits Brandschutzerziehung, andererseits hoffen wir aber auch, dass sich dadurch Kinder und Jugendliche für die Arbeit der Feuerwehr interessieren und später mal Mitglied werden.

Ist der Standort der Wache Rheinbach mitten in einem Wohngebiet nicht etwas problematisch?

Kreuser: Nein. Viele Feuerwehrkameraden wohnen im Umfeld der Wache und sind schnell zur Stelle. Über die Verkehrsregelung ist ein schneller Abmarsch gewährleistet.

Stehen 2017 Bauprojekte oder technische Neuanschaffungen an?

Kirchhartz: Das Gerätehaus in Neukirchen wird renoviert. Damit sind alle Häuser saniert oder neu errichtet. Unsere 20 Fahrzeuge werden entsprechend ihrem Alter kontinuierlich ersetzt. In diesem Jahr wird das Löschfahrzeug Flerzheim ersetzt. Unser neuer Einsatzleitwagen ist mit Satellitentechnik ausgerüstet, so dass wir auch bei Stromausfall unabhängig von der Infrastruktur unsere Kommunikation mit der Rettungsleitstelle, der Polizei und sonstigen Behörden sicherstellen können.

Was zeichnet einen guten Wehrleiter aus?

Kreuser: Er muss gut kommunizieren können. Durch die Einführung der B-Dienst-Runde mit allen Zugführern und Stellvertretern haben wir die Kommunikation in den letzten Jahren untereinander optimiert. Im Einsatz sind Diskussionen nicht angesagt, da ist Handeln gefragt. Nach größeren Einsätzen gibt es die Möglichkeit der Nachbesprechungen.

Kirchhartz: Der Wehrleiter muss Bindeglied zwischen Rat, Verwaltung und Feuerwehr sein. Er muss einen kooperativen Stil pflegen, sonst würde nichts funktionieren. Er muss seine Leute motivieren, denn die machen das ja alle freiwillig. Dazu gehört auch eine gute Kameradschaft.

Was tun Sie dafür?

Kirchhartz: Die Kameradschaftspflege läuft in den einzelnen Löschgruppen. Denn es wäre schwierig, mit 300 Leuten etwas gemeinsam zu unternehmen. Für die Jugend organisieren wir zu Beispiel einen Berufsfeuerwehrtag und im Sommer ein Zeltlager.

Wir organisieren Sie die Bereitschaft an den Karnevalstagen? Die Kameraden wollen ja auch mal ein Glas trinken.

Kreuser: Diejenigen, die zur Verfügung stehen, tragen sich in eine Liste ein. Es ist immer gewährleistet, dass ein Löschzug einsatzbereit ist.

Sind Sie mit der Ausstattung zufrieden?

Kirchhartz: Wir können uns nicht beschweren. Unsere Ausstattung ist auf einem guten Niveau. Wir müssen bedenken, dass Rheinbach im Haushaltssicherungskonzept ist. Da kann nicht jeder Wunsch erfüllt werden.

Als Stadt mit mehr als 25 .000 Einwohnern müsste Rheinbach eigentlich eine Hauptamtliche Wache mit Berufsfeuerwehrleuten einrichten. Wie ist der Stand der Dinge?

Kreuser: Wir haben eine Ausnahmegenehmigung, deren Verlängerung durch die Bezirksregierung in diesem Jahr ansteht. Ich bin zuversichtlich, dass wir sie wieder bekommen. Voraussetzung ist, dass wir die Anforderungen erfüllen. Und das tun wir. Aufgrund der Tagesverfügbarkeit von 36 städtischen Mitarbeitern ist der Brandschutz auch tagsüber gesichert. So sind wir auch bei Tagesalarm schnell am Einsatzort.

Was würde eine Berufsfeuerwehr für Rheinbach bedeuten?

Kreuser: Die Stadt müsste etwa 30 hauptamtliche Feuerwehrleute einstellen und bezahlen. Das würde Personalkosten von etwa 1,5 Millionen Euro im Jahr ausmachen. Hinzu kämen die Kosten für die Einrichtung der Arbeitsplätze.

Wie verarbeiten Sie schlimme Unfälle, bei denen Sie Menschen aus Autos freischneiden müssen?

Kirchhartz: In einem solchen Einsatz ist es wichtig, das Erlernte abzurufen und die Aufgaben ruhig und schnell abzuarbeiten. Man muss versuchen, in dem Moment Emotionen zu vermeiden.

Kreuser: Früher hat man nach dem Einsatz beim Bier darüber erzählt. Wobei nicht das Bier das Entscheidende war, sondern das Gespräch. Heute gibt es eine psychologische Betreuung. Wir sind ja auch nur Menschen, keine Roboter.

Haben sich die Anforderungen an die Feuerwehr in den letzten zehn Jahren geändert?

Kirchhartz: Die Vorschriften sind härter geworden. Viele Einsätze müssen gerichtsfest dokumentiert werden. Die Ansprüche an die Feuerwehr sind größer geworden. Früher hat man eine brennende Mülltonne selbst gelöscht, heute rufen die Bürger die Feuerwehr.

Kreuser: Der bürokratische Aufwand wird durch die gesetzlich vorgeschriebenen Auflagen immer größer. Wir müssen beispielsweise dokumentieren, wer wann und wo die Pressluft in welche Flasche unserer Atemschutzgeräte gefüllt hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort