Stolpersteine abgelehnt Rheinbacher Bürgermeister erntet Kritik

Rheinbach · In Rheinbach sollen keine Stolpersteine verlegt werden. Das ist das Ergebnis der Abstimmung im Rat, der sich mehrheitlich dagegen ausgesprochen hat. Kritik erntet Bürgermeister Stefan Raetz von Seiten der FDP, SPD und Grünen dafür, dass er eine Verlegung nur für alle infrage kommenden 34 Stolpersteine im Ganzen in Betracht ziehen wollte.

Raetz hatte in der Ratssitzung noch einmal betont, was er tags zuvor schon gegenüber dem GA geäußert hatte: "Es geht bedingungslos um alle 34 Stolpersteine. Ich kann nicht ausschließen, dass wir andernfalls ein Problem bekommen." Der Bürgermeister hatte sich gegen den Vorschlag der FDP ausgesprochen, einzelne Steine an einem zentralen Ort statt vor dem letzten Wohnort der jüdischen Opfer zu verlegen, wenn die jetzigen Eigentümer des betreffenden Hauses dies nicht vor ihrer Türe wünschen.

Nach Raetz' Auffassung wären die Hauseigentümer dann als Gegner der Stolpersteine öffentlich bekannt, das könne er nicht zulassen. Als Bürgermeister sei er verpflichtet, Persönlichkeitsrechte zu schützen. Karsten Logemann (FDP) erklärte, ähnlich wie Ute Krupp (SPD) und Hajo Schmitz-Kretschmer (Grüne), dass er "einen gewissen Ärger darüber" nicht verbergen wolle, dass der Bürgermeister diese "schwer wiegenden Bedenken" erst "jetzt auf der Zielgeraden" äußere.

Teilen könne er sie nicht, weil die von der FDP vorgeschlagene Art der Verlegung so bereits in anderen Städten praktiziert worden sei. Die FDP wolle sich nicht über den Wunsch der Eigentümer hinwegsetzen, habe aber keine einheitliche Fraktionsmeinung auch bezüglich des Antrags von SPD, UWG und Grünen.

Für Gerhard Bühler (UWG) waren schlicht alle Argumente ausgetauscht: "Wir sehen in den Stolpersteinen einen Weg, das ehrende Gedenken an die jüdischen Mitbürger wachzuhalten und werden deshalb zustimmen." Bernd Beißel (CDU) äußerte seine ablehnende Haltung gegenüber Stolpersteinen und wiederholte den gemeinsamen Antrag von CDU und FDP auf Einrichtung eines "Pfades Rheinbacher Geschichte" im Park des Sankt-Joseph-Gymnasiums.

Für Hajo Schmitz-Kretschmer waren in allen Beiträgen die Opfer zu kurz gekommen. Er verstehe nicht, wieso man den heutigen Eigentümern der Häuser nicht zumuten könne, dass mit den Stolpersteinen die Würde der Opfer wieder hergestellt werde. Die 17-jährige Annica Carow, Schülerin des Städtischen Gymnasiums und Vorstandsmitglied des Stadtjugendparlaments, gehört zu dem Kreis von Jugendlichen, die sich mit für die Verlegung der Stolpersteine eingesetzt haben.

Ihr Engagement sieht sie durch die ablehnende Entscheidung des Rates keineswegs verpufft: "Ich finde, dass das ganze Engagement überhaupt nicht umsonst war, weil jetzt darüber geredet wird und auch weiter darüber geredet werden wird." In einer Zufallsbefragung des GA auf der Hauptstraße sprach sich auch Marianne Schneider, 64-jährige Pflegehelferin, für die Stolpersteine aus.

"Auf diese Weise wird an die Dinge erinnert, die damals geschehen sind." Enttäuscht von der Ratsentscheidung zeigte sich das Ehepaar Cilly und Franz Zangerle. Die 64-jährige Hausfrau und der 62-jährige pensionierte Soldat: "Wir finden es traurig, dass wir uns in Rheinbach mit den Stolpersteinen so schwer tun. Das Gedenken an dieses Geschehen damals muss unbedingt wachgehalten werden für spätere Generationen. Und dafür sind Stolpersteine besonders gut geeignet."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort