Briefmarkentauschabend in Rheinbach Philatelisten trafen sich zum Fachsimpeln im Glasmuseum

Rheinbach · Bei Briefmarken zählen auch die Geschichten der Postwertzeichen. Knapp 20 Philatelisten trafen sich im Rheinbacher Glasmuseum, um ihre Briefmarken aus aller Welt zu tauschen und zu fachsimpeln.

 Udo Lucas zeigt Briefmarken der VR China von 1999, auf denen Kleidung von Ethnien abgebildet sind. Tobias Schaetzer ist stolz auf den Brief, der 1984 vom British Antarctic Territory aus mit der Polarstern nach Deutschland geschickt wurde.

Udo Lucas zeigt Briefmarken der VR China von 1999, auf denen Kleidung von Ethnien abgebildet sind. Tobias Schaetzer ist stolz auf den Brief, der 1984 vom British Antarctic Territory aus mit der Polarstern nach Deutschland geschickt wurde.

Foto: Matthias Kehrein

In einem Aktenkoffer, zwischen zwei Buchdeckeln oder in einem schmalen Ordner hüten Rheinbacher Briefmarkenfreunde ihre Schätze aus allen möglichen Ländern. Doch immer wieder zeigen sie auch gerne bei Tauschabenden, was sie sammeln. Knapp 20 Philatelisten trafen sich im Rheinbacher Glasmuseum, um zu tauschen und zu fachsimpeln. Befragt man sie zu ihren Marken, merkt der Laie schnell: Es geht nicht nur um Motive, sondern auch um die Geschichten hinter den Sammlerstücken.

„Man kann die ganze Welt sammeln“, sagt der Vereinsvorsitzende Udo Lucas aus Überzeugung. Er hat sich auf China und Japan spezialisiert. Jeder Sammler habe so sein Gebiet, erklärt er. Bei ihm begann das Interesse für diese Länder mit einem Austausch während  des Studiums. Er lernte einen chinesischen Studenten kenne, der ebenfalls Briefmarken sammelte. „Es ist ein Hobby, das verbindet“, sagt Lucas. Er reiste mehrfach nach China. Eine 800-Fen-Marke, die eine Landschaft mit See und einem Baum darstellt, ist eine Erinnerung daran. Vor genau diesem Baum habe er gestanden, erzählt Lucas. Auf den Berg gestiegen sei er aber nicht, das Wetter sei zu schlecht gewesen.

Seine neueste Errungenschaft sind vollständige Bögen mit Briefmarken, die unterschiedliche chinesische Trachten zeigen. Die habe er allerdings gekauft. „Viel getauscht wird heute nicht mehr“, hat er festgestellt.  Sammler archivieren aber nicht nur Briefmarken. Viele haben gleich den ganzen Briefumschlag mit exotischen Poststempeln und spannenden Geschichten über die Herkunft abgeheftet. Im Album von  Gerhard Martini findet sich eine Karte mit einer persönlichen Nachricht des Astronauten Ulf Merbold, der 1994 als erster ESA-Astronaut auf der russischen Raumstation Mir arbeitete. Die Karte trägt sogar den Stempel der Raumstation.

Einen besonderen Platz im Herzen vieler Sammler hat auch die jeweils erste Marke, bei Martini ein „Rotkehlchen“ von 1957. Im Leben kommen dann oft einige Schmuckstücke zusammen, manche sind sogar recht wertvoll. Friedhelm Stautz, Jahrgang 1931, begann in den 1960er mit dem Sammeln. Einmal fand er zufällig eine 10-Pfenning-Marke mit einem Fehldruck. „Die war 1000 Euro wert.“

1000 Euro für den Fehldruck einer 10-Pfennig-Marke

Zweimal verkaufte er schon seine gesamte Sammlung, jedes Mal fing er doch wieder an. „Es ist das ungeheure Allgemeinwissen, das man durch das Sammeln bekommt“, beschreibt er das Besondere an diesem Hobby. Tatsächlich gibt es zu jeder Marke Informationen aus dem Herkunftsland, zu abgebildeten Personen oder der Geschichtsepoche, in der sie entstand. Stautz bedauert, dass er weder seine Kinder noch seine Enkel für Briefmarken begeistern konnte.

Auch bei den Rheinbacher Briefmarkenfreunden sind die meisten Tauschteilnehmer männlich und älteren Jahrgangs. Tobias Schaetzer ist mit 30 Jahren der stellvertretenden Jugendwart und auch der Vereinsnachwuchs. Er begann mit 19 Jahren zu sammeln. „Da ist mir das Album meines Vaters in die Hände gefallen“, erzählt er. Sein Gebiet sind deutsche Briefmarken und Singvögel. Besonders in Ehren hält er eine Marke zur Deutsch-Französischen-Freundschaft von 1988, eine seiner ersten.

Und er schätzt das Ereignis, an das sie erinnert. In Zeiten von E-Mail und WathsApp seien Marken aber selten. „Wer schreibt denn heute noch Briefe?“, fragt Schaetzer. Was auch Schade ist, wenn Franz-Rudolf Backes einen weit gereisten Umschlag zeigt. Darauf kleben britische Marken neben dem Stempel des deutschen Forschungsschiffes Polarstern. Das besondere Stück Papier kam aus der Antarktis nach Rheinbach.

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