Asylbewerber in Rheinbach Rheinbach nimmt 50 neue Flüchtlinge auf

Rheinbach · Das neue Wohnhaus für Asylsuchende an der Keramikerstraße in Rheinbach ist fertiggestellt. Die Zuweisungen beginnen am Mittwoch.

 Mit der Wohnungsbaugesellschaft für den Rhein-Sieg-Kreis baute die Stadt Rheinbach auf einem Teil des Spielplatzes Stauffenbergstraße ein neues Zuhause für 50 Flüchtlinge.

Mit der Wohnungsbaugesellschaft für den Rhein-Sieg-Kreis baute die Stadt Rheinbach auf einem Teil des Spielplatzes Stauffenbergstraße ein neues Zuhause für 50 Flüchtlinge.

Foto: Axel Vogel

Der Volksmund weiß, dass der Glaube im Wortsinn Berge versetzen kann. Die Stadt Rheinbach kann es auch – respektive versetzen lassen. Nicht irgendein Berg, sondern der beliebte Rodelhügel des Spielplatzes an der Stauffenbergstraße musste jetzt für ein paar Meter auf Wanderschaft gehen. Denn: Auf einem Teil der 5100 Quadratmeter großen Grünfläche in der Rheinbacher Nordstadt sind zwei neue Wohnhäuser für 50 Menschen entstanden, in denen zunächst wohnungssuchende Asylbewerber ein neues Zuhause finden sollen.

Dass die 24 Wohneinheiten nach exakt einem Jahr Bauzeit zur richtigen Zeit fertig werden, unterstreicht Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) während der Vorstellung des neuen Wohnkomplexes. Schon ab Mittwoch, 4. Oktober, so berichtet Raetz, würden der Stadt Rheinbach wieder neue Flüchtlinge zugeteilt. „10 bis 15 Neuankömmlinge werden es pro Woche sein“, erklärt der Verwaltungschef.

Alles in allem sei „im ersten Schritt“ mit rund 50 neuen Asylsuchenden zu rechnen, so der Christdemokrat. Insgesamt bringt die Kommune aktuell 326 Flüchtlinge in verschiedenen Liegenschaften unter. 143 Menschen davon verfügen über einen anerkannten Asylantrag, 134 befinden sich derzeit noch in eben diesem Verfahren. 49 haben keine Anerkennung gefunden, sind allerdings geduldet. Acht Personen sind abgeschoben worden, 18 freiwillig in ihr Herkunftsland zurückgekehrt.

Hintergrund

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Rhein-Sieg-Kreis (GWG) mit Sitz in Sankt Augustin (siehe Kasten) hatte im Sommer 2015 ihre Bereitschaft signalisiert, auf dem städtischen Grundstück als Projekt zum sozialen Wohnungsbau die beiden Gebäude zu errichten. Nach deren Fertigstellung mietet die Stadt die Häuser. Sollte aber in den nächsten Jahren eine Inanspruchnahme für Flüchtlinge nicht mehr erforderlich sein, werden die Räume durch die GWG vermietet, insbesondere an Studenten der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Im Oktober 2015, jenem Jahr, in dem die Flüchtlingswelle in noch nicht gekannter Form über die Behörden von Bund, Ländern und Kommunen „hereinbrach“, hatte der Rat das Projekt ohne Gegenstimmen auf den Weg gebracht – allerdings gegen den Widerstand einiger Anwohner der Grünfläche, die viele Menschen in Rheinbach als „grüne Lunge des Rheinbacher Nordens“ bezeichnen. Sie fürchteten, dass der 5100 Quadratmeter Spielplatz erkennbar an Qualität abnehmen werde, wenn circa ein Drittel mit Wohnbebauung im Wortsinne „verbaut“ werde. Allerdings hatte Raetz den Anwohnern während der Entscheidungsfindung in den Ratsgremien zugesagt, dass der verkleinerte Spielplatz eine deutliche Aufwertung erfahren soll – etwa mit neuen Spielgeräten. „Wir haben Wort gehalten“, findet Raetz.

Anschaffungen für 26.250 Euro

Neue Kletter-, Schaukel- und Hangelgeräte für 26.250 Euro sind angeschafft worden. Alleine die Versetzung des Rodelbergs schlägt mit 6100 Euro zu Buche, der neue Kletterturm kostet 7100 Euro. Während der Präsentation der neuen Wohngebäude erklommen die Mädchen und Jungen der Umgebung die neuen Gerätschaften. „Dreimal haben Anwohner und Verwaltung zusammengesessen, um miteinander zu beraten, wie der neue Spielplatz aussehen kann“, berichtet Wolfgang Rösner, Leiter des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport. Anschließend sei der Gesprächsfaden via E-Mail und Telefon weitergeknüpft worden. „Der Spielplatz hat gewonnen“, findet auch Jörg Bersch vom Jugendamt der Stadt.

Die 24 Wohnungen nebenan sind indes so gut wie bezugsfertig. 2,5 Millionen Euro habe das Projekt gekostet, berichtet Architekt Siegfried Ortner aus Sankt Augustin. Der Budgetplan ist laut Raetz eingehalten, der Zeitplan sogar zwei Wochen früher abgearbeitet worden. Im Lichte der jüngsten Polizeieinsätze in der Flüchtlingsunterkunft am Schornbuschweg betont der Bürgermeister, dass „keine Problemfälle“ in den neuen Wohnhäusern unterkommen werden.

Nostalgische Fotos, die schon anhand ihrer Farbgebung zeigen, dass sie aus den Zeiten der späten 70er oder frühen 80er Jahren stammen, hat Anwohner Gerd-Uwe Geerdts mitgebracht. Sie zeigen die jungen Eltern, die an mindestens zwei Wochenenden miteinander gehämmert und gebaut haben, um 1980 den ersten Spielplatz zwischen Keramikerstraße und Stauffenbergstraße zu errichten. „Jetzt sind die Kinder von einst groß und haben selbst Kinder“, sagt Geerdts.

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