Weihwasser und Desinfektionsmittel Kirchen in Rheinbach bitten wieder zum Gebet

Rheinbach · Am Wochenende öffnen viele Kirchen ihre Pforten. Messen und Gottesdienste finden unter Einhaltung etlicher Vorgaben statt. So auch in Rheinbach.

 Abgesperrte Bankreihen: In Sankt Martin in Rheinbach sollen wieder Gottesdienste gefeiert werden – mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.

Abgesperrte Bankreihen: In Sankt Martin in Rheinbach sollen wieder Gottesdienste gefeiert werden – mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften ist es wieder erlaubt, öffentliche Gottesdienste zu feiern. Bei der Umsetzung der Abstandsregeln spielen die Größe des Gotteshauses sowie die Ausstattung mit Stühlen oder Bänken eine Rolle. „In dem vorgegebenen Rahmen entscheiden letztlich die einzelnen Presbyterien, wie es in der jeweiligen Kirche weitergeht“, erklärt Gudrun Schlösser. Die Pfarrerin der Rheinbacher Gnadenkirche berichtet, dass das Presbyterium entschieden habe, mit der Wiederaufnahme von Präsenz-Gottesdiensten abzuwarten.

Bei Einhaltung aller Vorschriften dürfen laut Schlösser nur 20 Menschen das Gotteshaus an der Ramershovener Straße betreten. „Am wichtigsten ist uns aber, dass wir so viele Gemeindemitglieder wie möglich versorgen“, sagt sie. Der Gedanke, jemanden abweisen zu müssen, lässt sie schaudern. „Wie sollen wir da die Auswahl treffen?“ Die Gemeinde habe in den vergangenen Wochen mit ihren Internet-Gottesdiensten viele Gläubige erreicht und viele positive Rückmeldungen bekommen. Auf Anfrage wurde auch eine gedruckte Version nach Hause geliefert. An diesem Erfolgsmodell werde die Gemeinde bis auf Weiteres festhalten. Zudem ist die Kirche für Gebete geöffnet und es sind Freiluftgottesdienste geplant.

Erste öffentliche Messe am Samstag

In der Rheinbacher Pfarrkirche Sankt Martin dagegen wird nach Wochen der Stille nun alles für die erste öffentliche Messe am kommenden Samstag vorbereitet. Das Weihwasserbecken am Seiteneingang ist abgedeckt, Spender mit Desinfektionsmittel stehen parat und die Bankreihen im Kirchenschiff sind mit weiß-rotem Flatterband versetzt abgesperrt. Je nach Banklänge sind zwei bis drei Plätze zum Sitzen markiert. Gebetsbücher sind nicht zu finden.

Pfarrer Bernhard Dobelke zeigt auf die gelb-schwarzen Markierungen auf dem Fußboden. „Es ist sogar genau gekennzeichnet, wo die Kommunionsausteiler stehen.“ Das Pastoralteam habe sich auf Grundlage der Anordnungen des Erzbistums viele Gedanken für die Umsetzung gemacht. „Die Menschen werden sich in der Kirche in einem Einbahnstraßensystem bewegen“, erklärt Dobelke und zeigt den Weg vom Haupteingang zu den beiden Ausgängen in den Seitenschiffen.

Besuch für 60 Gäste ermöglicht

Kirchenvorstand, Gemeinderat und verschiedene Ausschüsse waren aktiv, um den Besuch einer Messe für 60 Gläubige in der Kernstadt zu ermöglichen. Wie auch in Flerzheim (rund 40 Besucher) und Oberdrees (15) ist eine Anmeldung Voraussetzung für den Kirchgang. Diese kann über einen Anruf im Pfarrbüro unter (02226) 21 67 erfolgen. Zum einen muss die Rückverfolgung einer möglichen Infektionskette gewährleistet sein, zum anderen aber soll verhindert werden, dass zu viele Menschen kommen. „Wir wollen definitiv verhindern, dass wir jemanden an der Kirchentür abweisen müssen.“

Bis zum Wochenende hoffen Dobelke und sein Team, über ein elektronisches System zu verfügen, mit dem die Menschen sich via Homepage anmelden und gleichzeitig einen festen Platz buchen können. Da gemeinsamer Gesang verboten ist, sei das Tragen von Mundschutz bei der Messe nicht erforderlich, wird aber beim Betreten und Verlassen des Gotteshauses erbeten. Eigene Gebetsbücher können mitgebracht werden.

Große Sehnsucht und Bedürfnisse bei den Kichengängern

Dobelke ist froh, dass jetzt wieder öffentliche Messen gefeiert werden können, „auch wenn jeder natürlich selbst überlegen muss, ob er sich dem Restrisiko einer Ansteckung aussetzen will“. Allerdings sieht er die große Sehnsucht und das Bedürfnis der Kirchgänger. Ebenso wie in der Kernstadt waren die Kirchen in den umliegenden Ortschaften in den vergangenen Wochen für das stille Gebet geöffnet. „Das wurde gerne angenommen. Jeden Tag wurden Opferkerzen entzündet, und auch unser Buch füllte sich mit Einträgen“, berichtet Dobelke und zeigt eine dicke Kladde, die im Altarbereich ausliegt. Gemeindemitglieder hatten sich eine Möglichkeit gewünscht, ihre persönlichen Anliegen äußern und in der Kirche niederschreiben zu können.

Gedanken für seine Predigt am ersten Sonntag nach den Corona-Lockerungen hat Dobelke viele. „Im Gegensatz zur Fastenzeit, in der die Bibelstellen sich viel mit dem Flehen nach Erbarmen beschäftigten, gibt es jetzt einen Hoffnungsschimmer. Auch jetzt ist noch nicht alles hundertprozentig, aber vieles wird wieder möglich und wir befinden uns im Aufbruch.“

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