Bürgermeister Stefan Raetz Rheinbach beklagt Qualität von Bewerbern für Stadtverwaltung

RHEIN-SIEG-KREIS · Das Ausbildungsniveau sei derart gesunken, dass viele Kandidaten auch für den mittleren Dienst nicht geeignet seien, beklagt sich Bürgermeister Stefan Raetz. Andere Kommunen sind dagegen zufrieden.

 Azubine Laura Fendel arbeitet gerne im Swisttaler Rathaus in Ludendorf und freut sich über den Zuspruch der Kollegen.

Azubine Laura Fendel arbeitet gerne im Swisttaler Rathaus in Ludendorf und freut sich über den Zuspruch der Kollegen.

Foto: Wolfgang Henry

Es sind bemerkenswerte Worte, die Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz spricht, wenn er über die Qualität von Bewerbern auf Ausbildungsplätze in seiner Kommune redet: "Wir haben niemanden eingestellt, da die Qualität einfach nicht da war." Geht den Städten und Gemeinden im Kreis also der fähige Nachwuchs flöten, weil immer mehr Bewerber nicht den Anforderungen entsprechen?

"Grundsätzlich ist die Zahl der Bewerber in den Kommunen nicht schlecht, die Quote an brauchbaren Bewerbungen aber niedrig", sagt Raetz, der auch Sprecher der Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis ist. "Wenn man ernsthaft auf die Fähigkeiten der Bewerber schaut, ist man erschrocken", lautet sein Urteil. Das Ausbildungsniveau sei derart gesunken, dass viele Kandidaten auch für den mittleren Dienst nicht geeignet seien. "Früher hatten wir 20 richtig gute Bewerbungen, heute sind es vielleicht noch fünf", sagt Raetz mit Sorge.

Was in vielen rechtsrheinischen Kommunen und auch in Rheinbach zutreffend ist, lässt sich auf die anderen linksrheinischen Städte und Gemeinden aber anscheinend nicht übertragen. "Wir haben keine Probleme und immer eine Vielzahl an guten Bewerbern", sagt Gabi Heimersheim von der Personalabteilung in Alfter. Allerdings ist dort derzeit auch nur eine Auszubildende beschäftigt, die Anzahl der Bewerber ist vergleichsweise niedrig. Doch auch in Bornheim, wo sich 160 Schulabgänger auf zwei Ausbildungsplätze beworben haben, ist die Verwaltung zufrieden. "Hier bewerben sich eben nur gute Leute", sagt Sprecherin Susanne Winkler mit einem Lachen, um dann zu ergänzen: "Wir haben diese Tendenz nicht wahrgenommen. Die Qualität der Bewerber ist auch in der Breite gut." Pascal Pocher, der seit dem 1. August Azubi bei der Stadt Bornheim ist, durchläuft alle Abteilungen. "Ich finde die Tätigkeit spannend, weil man von allem etwas mitnimmt", sagt er.

Im Rechtsrheinischen war in einigen Kommunen, darunter Sankt Augustin, Niederkassel und Siegburg, beobachtet worden, dass eine große Zahl von Bewerbern gravierende Mängel bei schulischen Grundfertigkeiten aufweise. Viele fielen schon durch schlechte Vornoten in Mathematik oder Deutsch durch. "Da erwarten wir als Kommune einfach eine bessere Grundsituation", sagt Raetz.

Doch auch die Gemeinde Swisttal kann nichts dergleichen bestätigen. "Wir haben diesen Trend nicht wahrgenommen", sagt Sprecher Peter Nitschke. Allerdings würden alle Bewerber, deren Anzahl sich zuletzt knapp im zweistelligen Bereich bewegte, zunächst zum Eignungstest ins Studieninstitut für kommunale Verwaltung nach Köln geschickt. "Dann suchen wir uns in persönlichen Gesprächen die besten raus", erklärt Nitschke. Restlos begeistert sei man da von Laura Fendel gewesen, die bereits in ihrem letzten Ausbildungsjahr ist. Derzeit ist sie im Personalamt, wechselt die Fachbereiche aber alle vier Monate. "Ich bin sehr zufrieden, weil die Ausbildung sehr vielseitig ist", sagt sie.

Meckenheim hat in diesem Jahr keine Azubi-Stellen ausgeschrieben, ist aber mit den vier im vergangenen Jahr eingestellten Auszubildenden zufrieden und hat auch bei den Mitbewerbern keine unüblichen Abweichungen nach unten in der Qualität der Bewerbungen festgestellt, wie Sprecherin Marion Lübbehüsen bestätigt.

Nichtsdestotrotz sieht Rheinbachs Bürgermeister Raetz für die Zukunft Probleme auf die Kommunen zukommen. Er will die strengen Auswahlkriterien nicht herabsetzen, die die Städte und Gemeinden ansetzen. "Wenn die Quote an geeigneten Bewerbern weiter abnimmt, könnten wir Probleme bekommen, einzelne Stellen zu besetzen", sagt Raetz. Warum andere linksrheinische Kommunen diese Probleme nicht sehen? "Die trauen sich nicht oder schauen nicht genau hin", sagt Raetz.

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