Ökumenische Hospizgruppe in Rheinbach Rat und Hilfe für Angehörige

RHEINBACH · Ihre Tränen kann Maria Alberts (Name geändert) nicht zurückhalten. Sie lebt in Rheinbach, ihre Mutter "in sterbendem Zustand", wie sie sagt, 200 Kilometer entfernt in Hessen. Jedes Wochenende fährt die 62-Jährige zu ihr. Die 91-Jährige wohnt inzwischen in einer Senioreneinrichtung. Auf dem Rückweg nach Rheinbach fährt das schlechte Gewissen bei Maria Alberts mit: "Wieso können wir es nicht schaffen, Mutter zu Hause zu pflegen und sterben zu lassen?" Unterstützung in dieser schwierigen Situation hat sie bei der Angehörigenberatung der Ökumenischen Hospizgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Swisttal gefunden.

 Steht Angehörigen zur Seite: Claudia Wilmers im Gespräch mit einer Trauernden.

Steht Angehörigen zur Seite: Claudia Wilmers im Gespräch mit einer Trauernden.

Foto: Wolfgang Henry

Als vor zwei Jahren der körperliche und geistige Zustand der Mutter die Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst notwendig machte, habe "der tägliche Kampf" begonnen, so Maria Alberts: "Meine Mutter wollte nicht einsehen, dass sie Hilfe brauchte. Unabhängig sein und keine Hilfe zu brauchen, war ihr immer sehr wichtig." Vor rund einem Jahr dann stand Maria Alberts vor der schwierigen Entscheidung: Sollte sie zu ihrer Mutter gehen, ihre Arbeitsstelle in Rheinbach und damit ihr Einkommen aufgeben, auf das sie angewiesen ist? Oder die Mutter nach Rheinbach holen? Oder die Versorgung der Mutter über die Entfernung regeln? In allem galt es, sich mit dem Bruder abzustimmen, der vor Ort lebt. Eine Bekannte empfahl ihr die Angehörigenberatung der Hospizgruppe.

"Als ich ganz unten war letztes Jahr, bin ich als Hilfesuchende gekommen", sagt Alberts. In Koordinatorin Claudia Wilmers hat sie eine Ansprechpartnerin gefunden, die sie behutsam leite - nicht Ratschläge "überstülpt", sondern gezielte Fragen stellt. Als klar war, dass von allen Varianten nur die des Umzugs der Mutter in eine Pflegeeinrichtung infrage kam, gab Koordinatorin Wilmers Maria Alberts Kontaktdaten von Ansprechpartnern vor Ort. "Wir können auch deutschlandweit auf Dienste zurückgreifen", so die Koordinatorin. "Wir vermitteln Angehörige an die jeweiligen örtlichen Hospizvereine." So kam Maria Alberts in Kontakt mit einer Dame des dortigen Hospizkreises. "Das war ein Sechser im Lotto, dass ich an diese kompetente Dame gekommen bin, die mich versteht, aber auch Dinge klar benennt aus ihrem fachlichen Hintergrund heraus", sagt Alberts. "Ich hatte bis dato gar keine Erfahrung mit Pflegeheimen, habe aber dort durch die Vermittlung der Hospizgruppe eine Organisation gefunden, die alle Belange unter einem Dach abdeckt, von der Rechts- bis zur Sozialberatung."

Mit der Wahl der Senioreneinrichtung ist Maria Alberts zufrieden, obwohl zu spüren sei, dass "zu viel Arbeit auf zu wenig Schultern lastet", sagt sie. Das aufzufangen hilft die Dame des Hospizkreises, die die Mutter besucht, ihr vorliest oder mit ihr Musik hört. Wichtig war Tochter Maria Alberts noch, gemeinsam mit ihrem Bruder eine Patientenverfügung für ihre Mutter zu verfassen. Denn die 91-Jährige habe für sich lebensverlängernde Maßnahmen immer abgelehnt. "Eine Patientenverfügung können Angehörige gemeinsam mit dem behandelnden Arzt im Sinne der jeweiligen Angehörigen erstellen", erklärt Claudia Wilmers. Sie hat Maria Alberts auch dabei beraten und unterstützt. Inzwischen ist die Patientenverfügung fertig gestellt und hinterlegt. "Das war für mich ein Meilenstein, der mir große Erleichterung verschafft hat", stellt Maria Alberts fest.

"Bei Hospiz geht es nicht nur ums Sterben, es geht um viel mehr", sagt Koordinatorin Claudia Wilmers. Dazu zähle die Unterstützung beim Verfassen von Patientenverfügungen ebenso wie Angehörigenberatung und -begleitung, Unterstützung beim Aufbau eines Hilfesystems auch über die Distanz, denn die Hospizbewegung ist bundesweit vernetzt. Oder einfach wie Maria Alberts sagt: "Ich weiß, dass ich hier ganz viel Kummer abgeben kann."

Ökumenische Hospizgruppe, Büro des Ökumenischen Hospizvereins in Rheinbach, Römerkanal 11, 02226/ 900433, www.hospiz-voreifel.de , E-Mail: hospiz-rheinbach@arcor.de. Ansprechpartner für Begleitung und Unterstützung sind Claudia Wilmers und Andrea Kleinfeld, 0177/ 2178337

Die Gruppe stellt sich vor

Die Ökumenische Hospizgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Swisttal stellt sich am Mittwoch, 18. September, ab 19.30 Uhr im Katholischen Pfarrzentrum, Bornheimer Straße, in Heimerzheim vor. Organisiert hat die Veranstaltung die Katholische Frauengemeinschaft Sankt Kunibert Heimerzheim. Interessierte können bei dem Treffen erfahren, welche Leistungen der Verein anbietet und welche Möglichkeiten es gibt, diesen zu unterstützen. Neben Vertretern der Hospizgruppe werden auch Menschen, die hauptberuflich oder ehrenamtlich in der Hospizarbeit tätig sind, Gesprächspartner sein. Zudem wird Pfarrer Michael Eschweiler über seine Erfahrungen als Krankenhausseelsorger sprechen. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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