Gründer- und Technologiezentrum Prototypen made in Rheinbach

RHEINBACH · Wer historische Motorräder fährt, weiß: es gibt keinen Anlasser, die Maschinen müssen angeschoben werden. Was nicht immer leicht ist und auch nicht immer gelingt, wie Bernd Cohnen, selbst passionierter Fahrer historischer Motorräder, weiß. "Die Fahrer sind ja oft auch historisch, da kann das schon mal schwierig werden", sagt er.

 Mit Erfindergeist und einzigartigem Know-how erobern Unternehmer aus dem GTZ in Rheinbach die internationalen Märkte: Bernd Zohm hat sich auf spezielle Maschinen spezialisiert.

Mit Erfindergeist und einzigartigem Know-how erobern Unternehmer aus dem GTZ in Rheinbach die internationalen Märkte: Bernd Zohm hat sich auf spezielle Maschinen spezialisiert.

Foto: Wolfgang Henry

Ein Fall für den Erfindungsgeist und das fachliche Können des 58-jährigen Werkzeugmachermeisters und seiner Kollegen Wolfgang Schult und Dieter Schumacher, von Beruf Maschinenbautechniker und Feinmechaniker. Sie bauten eine Startmaschine, einfach zu bedienen und effizient. Geplant, konstruiert und gefertigt haben die Fachleute die Maschine in ihrer eigenen Firma "ProtoMoTec GmbH Prototypen und Modell-Technik" im Rheinbacher Gründer- und Technologiezentrum GTZ.

Ebenso wie den CNC-gefrästen Kupplungskorb oder eine Wasserpumpe für eine historische Maschine, die nicht mehr hergestellt wird, und viele Vorserien-Teile für die Elektro-, Auto- oder Bremsen-Industrie. Die drei Firmengründer waren "schon um die 50" und mehr als 30 Jahre in einem großen Unternehmen der Elektroindustrie verantwortlich für die Planung und Herstellung von Modell-, Prototypen- und Vorserien-Teilen, als die Abteilung geschlossen wurde.

Statt Arbeitslosigkeit wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit, kauften ihrer alten Firma die Maschinen ab, bekamen als "Start" noch Auftragszusagen und sind zufriedene Mieter im GTZ.

Einen sehr schweren Stand haben Gewaltverbrecher dank neuer Methoden des "Labors für Abstammungsbegutachtungen" von Professor Klaus Olek. Doktorandin Sophia Forat ist dort ein besonderer Erfolg gelungen: Dank neuer Analyse-Methoden, die "weltweit ohne Alternative sind", so Olek, können Blutspuren genau differenziert werden, ob es sich dabei um Menstrualblut oder so genanntes peripheres Blut handelt - Blut aus Blutgefäßen.

So untersuchten die Wissenschaftler etwa im Mordfall an einer jungen Frau, die mit 56 Messerstichen getötet worden war, an der Armbanduhr des geschiedenen Ehemannes Blutspuren der Ermordeten. Im "Labor für Abstammungsbegutachtungen" konnte mit der neu entwickelten Methode nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich um peripheres Blut handelte - Basis für die Verurteilung des verdächtigen Ex-Ehemanns zu lebenslanger Haft wegen Mordes aus niederen Beweggründen.

Das Labor arbeitet in drei Bereichen: der Elternschafts- oder Abstammungsbegutachtung, der forensischen (gerichtlichen) Analytik und der DNA-Analytik für den Artenschutz. Wenn der Zoll Tiere beschlagnahmt, kann das Labor im GTZ nachweisen, ob es sich um legale Nachzüchtungen handelt oder um illegal eingeführte unter Schutz stehende Tiere.

International wird es bei "WaveTech Crystal Control Technology". Die Gespräche finden auf Englisch statt, wenn sich Aufsichtsratsmitglied Dean Stennett aus Großbritannien einmal wöchentlich mit Geschäftsführer Dag Arild Valand im Rheinbacher GTZ trifft.

Der Norweger aber spricht akzentfreies Deutsch, wenn er die Erfolge des europäischen Technologie-Unternehmens beschreibt. Für Fachleute: "WaveTech betreibt Forschung und Entwicklung von Produkten, die die Molekularstruktur von Flüssigkeiten verändern und die somit die Fähigkeit besitzen, Kristalle oder Kristallstrukturen zu verhindern und/oder zu zerlegen."

Mit dieser patentierten Technologie stellt WaveTech Produkte her, die die Leistungsfähigkeit von Bleibatterien verbessern. "Mit unserem Zusatzprodukt können wir unerwünschtes Kristallwachstum, das Todesurteil für Batterien, verhindern und dadurch die Lebensdauer von Batterien verdoppeln. Auch der Wirkungsgrad beim Laden und Entladen wird optimiert", so Dag Arild Valand. Er sei begeistert von der "sehr, sehr guten Unterstützung" durch die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft.

"Rheinbach ist ein sehr interessanter Standort. Der Flughafen ist in der Nähe, aber es ist trotzdem ländlich genug für einen Norweger", sagt Dag Arild Valand. Die neue Crystal Control Technology werde als kleines, aber leistungsfähiges Unternehmen weltweit "einigen Lärm" machen, wie Dean Stennett voraussagt. Und das von Rheinbach aus.

Gründer- und Technologie-Zentrum (GTZ)

Seit 1996 ist das Gründer- und Technologie-Zentrum (GTZ) Keimzelle für junge Unternehmen. Betreibergesellschaft ist die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (WFEG) unter der Leitung von Geschäftsführer Robin Denstorff. Im GTZ finden junge Unternehmen auf fast 7000 Quadratmetern optimale Startvoraussetzungen.

Zurzeit hat das GTZ 36 Mieter. 2012 gab es sechs Ausgründungen von Firmen, vier davon blieben in Rheinbach. In 2013 sind bis jetzt wieder fünf neue Unternehmen eingezogen.

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