"Der Hexenschöffe" Petra Schier las aus ihrem Roman

RHEINBACH · "Ich musste stellenweise beim Schreiben Pausen machen, weil ich es selbst nicht ertragen konnte", verriet Petra Schier am Dienstagabend bei der Lesung aus ihrem Buch "Der Hexenschöffe" in der Rheinbacher Grundschule Bachstraße.

 Autorin Petra Schier präsentierte in der Grundschule Bachstraße ihren Mittelalterroman "Der Hexenschöffe".

Autorin Petra Schier präsentierte in der Grundschule Bachstraße ihren Mittelalterroman "Der Hexenschöffe".

Foto: Henry

Sie schildert darin Rheinbacher Schicksale aus der Zeit der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert. Und was sie unweit vom Hexenturm vortrug, war "insgesamt schwere Kost", wie sie einräumte.

Die Autorin beschreibt Folterszenen bis ins Detail und malt ein Sittenbild dieser Epoche als eine von Niedertracht, Neid, Eifersucht und Habgier geprägte Zeit. Beim Lesen schlüpfte Schier in verschiedene Rollen, akzentuierte Dialoge oder Beschreibungen von Räumen, Physiognomien und Ereignissen und zog so die Zuhörer in ihren Bann.

Schlüsselfigur des Romans ist der Hexenschöffe Hermann Löher, der "als Täter und Opfer zugleich" bei vielen der abscheulichen "peinlichen Befragungen" zugegen ist und schließlich aus Angst um seine eigene Familie nach Amsterdam flieht. Dort schreibt er seine "Wehmütige Klage", in der er seine Erlebnisse aufarbeitet und zugleich ein einzigartiges Zeitdokument schafft.

Löher "hat das Recht, noch mal eine Stimme zu bekommen", sagte Schier. Ihm verdanke es Rheinbach auch, dass man sich hier mit der Hexenverfolgung so intensiv auseinandersetze. Schlimmer als anderswo war es in der Stadt nach Kenntnis der Autorin jedoch nicht. In Löhers Klageschrift aber sieht sie "eine besondere geschichtliche Quelle, die ihresgleichen sucht". Sie bildet die Hauptgrundlage für ihren Mittelalterroman.

Viel mehr Quellen kenne sie nicht. Rheinbach sei ja mehrfach abgebrannt. Deshalb "fiktionalisiert" Schier Familienbeziehungen und Charaktere. Ein Roman eben, keine Wissenschaft. Generell stimmt die Autorin der Einschätzung des Mittelalters als "finstere" Epoche nicht zu. Die Zeit des "Hexenschöffen" ab 1630 sei aber wohl die düsterste gewesen. In den 200 Jahren davor sei es aber auch oft "heiter und nett" zugegangen.

Auch in ihrem Werk gebe es solche und sogar erotische Szenen. "Wie reift so eine Idee?", wollte eine Zuhörerin wissen. "Schwer zu erklären", antwortete die Autorin. Zuerst stelle sie sich Figuren oder Szenen vor, "bevor ich die ganze Geschichte sehe". Der Figur des Hermann Löher begegnete sie erstmals mit 13 Jahren und streifte dessen Schicksal danach wiederholt. Fünf Jahre lang sei sie mit diesem, ihrem zwölften Roman, "schwanger gegangen", sagte sie.

Andreas John von der Buchhandlung Kayser betonte, dass Petra Schier bundesweit bekannt sei. Allein in den vergangenen fünf Tagen habe er 40 Romane von ihr verkauft. Bei der Lesung kamen weitere hinzu, wie die lange Schlange vor Schiers Autogrammtisch zeigte.

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