Rheinbachs Bevölkerung wächst wieder Parteien uneins: Wer wohnt wann und wie in Rheinbach?

Rheinbach · Die gewünschte Bevölkerungsentwicklung der Stadt ist Zankapfel im Ausschuss für Generationen, Integration und Soziales.

 Dass nicht nur hochwertiger Wohnraum in Rheinbach entsteht, wie am Pallotti-Quartier, sondern auch Wohnungen für sozial Schwächere wünscht sich die Rheinbacher SPD. Foto: Archiv Axel Vogel

Dass nicht nur hochwertiger Wohnraum in Rheinbach entsteht, wie am Pallotti-Quartier, sondern auch Wohnungen für sozial Schwächere wünscht sich die Rheinbacher SPD. Foto: Archiv Axel Vogel

Foto: Axel Vogel

Um ein „Handlungskonzept Wohnen Rheinbach 2030“ ging es im Ausschuss für Generationen, Integration und Soziales des Stadtparlaments. Dabei zeigte sich, dass die Parteien unterschiedliche Auffassungen über die gewünschte Bevölkerungsentwicklung der Stadt haben. Dominik Geyer vom Planungsbüro Dr. Jansen GmbH meldete angesichts der Demografie und des Zuzugs von Flüchtlingen „Handlungsbedarf“ beim Thema Wohnen an. Dabei stellte er Fragen nach Qualität und Quantität im Wohnungsbau. Die Kommune stehe vor der Entscheidung, ob sie Qualitätsstandards in energieautarken Wohngebieten setzen wolle oder ob sie sich zurückziehe und Bauträger entscheiden lasse.

Sie könne Schwerpunkte zum Beispiel für junge Familien setzen und sich auf bestimmte Stadtteile konzentrieren. Nach einem „Knick“ im Jahre 2011 wächst die Bevölkerung Rheinbachs wieder. Zuwächse seien vor allem bei den 30- bis 50-Jährigen und den unter 18-Jährigen zu erwarten. Die Altersgruppe 65 plus werde mit ihrem Bedarf nach kleineren Wohnungen „große Bewegung“ auf dem Markt auslösen. Generell steige der Bedarf an Wohnfläche. Nach dem Krieg hätten noch 16 Quadratmeter pro Kopf genügt. 2004 waren es gut 40 und 2014 bereits 47 Quadratmeter. Die Haushalte würden kleiner, weniger Einwohner beanspruchten mehr Wohnraum. Zugleich verschiebe sich die Alterspyramide. „Bald werden die 60- bis 75-Jährigen die stärkste Gruppe sein“, so der Planer.

Darauf müsse man sich ebenso vorbereiten, wie auf eine steigende Nachfrage nach Ein- bis Zwei-Familien-Häusern für Eltern mit Kindern. Jedoch seien seit 2004 weniger Ein- und Mehrfamilienhäuser fertiggestellt worden. „So geht`s nicht“, mahnte Geyer. Mit Bezug auf steigende Einkommen stellte er hingegen fest: „Die Stadt prosperiert“. Die Arbeitslosigkeit verharre mit etwa 600 auf niedrigem stabilen Niveau. Geyer prognostizierte einen Rückgang bei den unter 25-Jährigen jedoch eine Verdopplung bei der Generation 50 plus. Aus all dem folgerte er: „Wir brauchen barrierefreie Sozialwohnungen für Zwei-Personen-Haushalte“. Damit hatte er eine Bruchlinie zwischen den Parteien aufgedeckt.

Für die CDU stellte Claus Wehage dieses Ziel in Frage: Die Stadt solle ihre bislang gut ausgewogene Bevölkerungsstruktur erhalten, statt mit kostengünstigen Wohnungen Leute aus Bonn oder Euskirchen anzulocken. Ältere Menschen seien heute „fitter und gesünder“, zweifelte er auch den Bedarf an barrierefreien Wohnungen an. Rheinbach sollte nach Wehages Auffassung „nicht die Stadt sein, die die Arbeit für alle macht“, sondern „für unsere Leute da sein“. Dem widersprach Martina Koch für die SPD. Es sei ein großer Fehler zu meinen, „wir brauchen keine Leute, die nur Kleingeld verdienen“. Auch von denen, die nicht wenig verdienen, fänden viele keine Wohnungen mehr. Werde deren Bedarf nicht gedeckt, seien sie bald weg.

Als Ortsvorsteher von Oberdrees hatte Kurt Brozio (CDU) zuvor beklagt, in Ortsteilen fehlten Bauplätze, viele junge Leute zögen weg. Auch für Geyer ein „großes Problem“, denn in der Landesplanung werden Dörfer unter 2000 Einwohnern der „offenen Feldflur“ zugerechnet. Deshalb bekämen sie keine Bauflächen zugewiesen und der Alterungsprozess könne sie gefährden.

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