Rheinbach Classics Packende Chöre und dramatische Arien

RHEINBACH · Verdis Meisterwerk "Nabucco" holt 1500 Opernliebhaber auf Himmeroder Wall nach Rheinbach - Charaktervolle Stimmentimbres grenzen sich wunderbar voneinander ab - Glanzvolle Eröffnung der "classics"

Rund 1500 Zuschauer lassen sich das Opern-Spektakel in Rheinbach nicht entgehen.

Rund 1500 Zuschauer lassen sich das Opern-Spektakel in Rheinbach nicht entgehen.

Foto: Wolfgang Henry

Reisen, Schiffstaufen oder sogar das morgendliche Aufstehen lassen Abergläubige lieber gleich bleiben, wenn das Kalenderblatt einen "Freitag den 13." anzeigt.

Der Tag gilt im Volksglauben nun mal als Unglückstag. Daher konnten sich die Veranstalter und das Publikum der "Oper open air" auf dem Himmeroder Wall besonders glücklich bei der Eröffnung der Rheinbach classics fühlen. Dem kritischen Datum zum Trotz glückte der Abend in vieler Hinsicht.

Das Wetter spielte mit - die Temperaturen gewährten bis in die späten Abendstunden hinein ein angenehmes, regenfreies Klima - und vor allem die Interpreten der wohl populärsten Verdi-Oper "Nabucco" enttäuschten nicht.

Im Gegenteil: 1 500 Zuschauer erlebten - erstmalig zur Eröffnung der Rheinbach classics - eine geglückte Opernaufführung in italienischer Originalsprache unter freiem Himmel. Die Oper sorgte sicherlich nicht nur wegen ihres berühmten Gefangenenchores "Va pensiero sull ali dorate" ("Flieg Gedanke, auf goldenen Flügeln") - musikalisch und inhaltlich das Kernstück der Freiheitsoper und zugleich der bekannteste Chor des Verdi-Werks - für positiven Nachhall.

Das Stück wurde den Konzertbesuchern in Rheinbach gleichsam als beflügelnde Zugabe mit auf den Heimweg gegeben. Packende Chöre, zarte Intermezzi, dramatische Arien - die 1842 an der Mailänder Scala uraufgeführte und gerade auf Open-Air-Bühnen beliebte Oper hat nichts an Dynamik und Fassungskraft verloren.

Und dennoch hatte Orchesterleiter Nayden Todorov, der für die künstlerische Gesamtleitung verantwortlich zeichnete, mit Widrigkeiten zu kämpfen. Allem voran galt es, die dynamische Gewichtung des Orchesters der Plovdiver Symphoniker auf die Solisten auszurichten.

Da sich die Orchesterbühne nicht vor der Hauptbühne befand, sondern im Schutz eines Zeltes daneben aufgebaut worden war, war ein intensiverer, musikalischer Austausch der Interpreten gefragt. Die waren wegen streckenweise dürftiger Übertragungsqualität ihrer Kopf-Mikrofone nicht in der wünschenswerten Tonqualität zu erleben.

Doch das war angesichts einer durchweg stabilen Leistung der Solisten, die allesamt bereits an renommierten italienischen Opernhäusern aufgetreten sind, der einzige Wermutstropfen.

Mit charaktervollen Stimmentimbres in Sopranlage grenzten sich Rossella Redoglia (Abigail) und Elena Chavdarova-Isa (Fenena) wunderbar gegeneinander ab.

Besonders in den Tiefen seiner Basslage gefiel Michele Bianchini (Zacharias). Einen heldenhaften und ganz und gar italienischen Tenor besitzt Luigi Frattola (Ismael). Und Bariton Andrea Zese vertrat die Rolle des Nabucco mit überaus sensiblem Sinn für die Vielschichtigkeit seiner Rolle zwischen Gotteslästerung, Wahnsinn und Reue.

Schließlich bejubelte das Publikum die Rheinbacher Premiere von "Klassik meets classics" als anspruchsvolle und gelungene Open Air-Veranstaltung.

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