Kommentar zu Müllproblemen in Rheinbach Nur über das Portemonnaie

Meinung | Rheinbach · Mangelnde Sauberkeit in der Stadt kritisierte der Rat in seiner Sitzung am Dienstag. Claus Wehage (CDU) schlägt vor, den Verwarngeldkatalog anzupassen und auch durchzusetzen. Damit sollen Bürger zu besseren Umweltbewusstsein erzogen werden.

 Achtlos weggeschmissener Müll wie Brötchentüten sind in Rheinbach – wie hier am Bahnhof – ein Problem. Der Ausschuss für Stadtentwicklung soll überlegen, wie das Ärgernis in den Griff zu bekommen ist.

Achtlos weggeschmissener Müll wie Brötchentüten sind in Rheinbach – wie hier am Bahnhof – ein Problem. Der Ausschuss für Stadtentwicklung soll überlegen, wie das Ärgernis in den Griff zu bekommen ist.

Foto: Axel Vogel

Der Ruf nach mehr Sauberkeit in den Kommunen ist keiner, der ausschließlich auf Rheinbach beschränkt ist. In vielen Städten und Gemeinden quellen die Mülleimer über und wachsen die Schmuddelecken, an denen aus purer Bequemlichkeit das landet, was eben noch als Verpackung diente. Da die Spezies Mensch offenbar zur heimlichen oder unverhohlenen Schweinerei in Sachen Unrat neigt und überdies ein Gewohnheitstier ist, gilt es die Frage zu beantworten, wie diesen Umtrieben zu begegnen ist. Der Ruf nach neuen „Müll-sheriffs“ ist zu kurz gedacht: Spätestens, wenn ab Herbst die nächsten Haushaltsberatungen in Rheinbach anstehen, werden sich alle betroffen ins Gesicht blicken, wenn die höheren Personalkosten für den Fachbereich Ordnungswesen oder den städtischen Betriebshof zur Sprache kommen. Die Erfolge von öffentlichkeitswirksam organisierten, konzertierten Aktionen und Appellen in Sachen Sauberkeit sind auch eher bescheidener Natur: Kurz nach dem Aufruf, „seine Stadt“ sauber zu halten, verfallen die Umweltschweine nämlich immer in alte Verhaltensmuster zurück. Keine Frage: Aus diesem Muster auszubrechen, ist nur über das Portemonnaie möglich. Wer etwa auf eine gelbe Ampel zufährt, überlegt sich genau, ob er 200 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und mindestens einen Monat Fahrverbot riskieren mag, wenn er jetzt noch mal aufs Gaspedal drückt, anstatt abzubremsen. Insofern hat der UWG-Vorschlag nach mehr Stichprobenkontrollen des Ordnungsamtes im Dienste der Sauberkeit Charme. Wer mit einem teuren Knöllchen belegt wird, weil er die Tüte für seine preisgünstige Discountbrezel noch schnell vor den Zugfahrt auf den Boden des Bahnhofs wirft, anstatt in den Mülleimer, dürfte sich überlegen, ob er bei der nächsten Zugfahrt diese Zusatzkosten noch einmal in Kauf nimmt. Warum sollte es analog zum Blitzermarathon nicht auch mal einen Knöllchenmarathon geben?

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