Glasfachschule und Glasmuseum Neue Werkstoffe aus Rheinbach helfen beim Stromsparen

Rheinbach · Hochschul-Kolloquium im Campus leitet das Doppeljubiläum in der Stadt ein. Referenten berichten über neue Produkte. Keramikpulver wird im Spritzgießverfahren verarbeitet.

 Kolloquium zum Thema Glas: (v. l.) Professor Steffen Witzleben, Arnd Pötter, Moritz von Witzleben und Michael Bäcker.

Kolloquium zum Thema Glas: (v. l.) Professor Steffen Witzleben, Arnd Pötter, Moritz von Witzleben und Michael Bäcker.

Foto: Axel Vogel

Nur wenige Studenten und Rheinbacher Bürger besuchten am Dienstagabend das öffentliche Kolloquium der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Rheinbacher Campus. Unter dem Thema „Werkstoffe bestimmen unsere Zukunft – mit neuen Gläsern zu Hochleistungsbatterien“ erläuterten Vertreter der Rheinbacher Unternehmen Inmatec und Deutsche Nanoschicht die Bedeutung innovativer Werkstoffe für die Industrie sowie den Fortschritt in der Energietechnik.

Es war die Auftaktveranstaltung zu vier großen Events zwischen Mai und September, mit denen das Rheinbacher Doppeljubiläum – 70 Jahre Glasfachschule und 50 Jahre Glasmuseum – in diesem Jahr gefeiert wird. „Mit dieser Veranstaltung wollten wir alle Rheinbacher ansprechen und den Bürgern die Bedeutung des Glases für die Stadt ins Bewusstsein rufen“, sagte Arnd Pötter, der als Mitglied des Museumsbeirates die Vorlesung auf den Weg gebracht hat. Gespannt auf die Vorträge zeigte sich im Vorfeld auch Museumsleiterin Ruth Fabritius, denn „ich komme von der künstlerischen Seite. Es ist interessant, Glas auch mal von technischer Seite aus zu betrachten“.

In seiner Begrüßung ging der Erste Beigeordnete Raffael Knauber auf den Hochschulstandort Rheinbach ein. „Vor 25 Jahren hatte ein Gutachten auf die Wichtigkeit der Glasfachschule hingewiesen und eine ständige Kooperation vorgeschlagen. Der Schritt von der vielfältigen Arbeit an der Glasfachschule mit dem Werkstoff Glas zur Erforschung neuer Werkstoffe ist nicht weit“. Für Entwicklung und Innovation stehen auch die beiden Rheinbacher Unternehmen Inmatec, gegründet 1998, und die Deutsche Nanoschicht (seit 2011).

Dass die Glasstadt im Bereich innovativer Werkstoffe international eine führende Rolle spiele, machte Inmatec-Gründer und Geschäftsführer Moritz von Witzleben deutlich. Sein Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Feedstocks spezialisiert. Mit ihnen werden verarbeitungsfertige Mischungen entwickelt und produziert, die die Kunden in die Lage versetzen, Bauteile mit Keramikpulverrohstoffen im Spritzgießverfahren zu produzieren. Keramische Feedstocks bestehen aus einer homogenen Mischung von keramischem Pulver und thermoplastischem Binder. Die Mischung erweicht unter Wärmeeinwirkung und kann per Spritzguss in die gewünschte Form gebracht werden.

„Keramikspritzguss ist ein neues Verfahren. In der Industrie deckt es mittlerweile 80 Prozent ab“, erklärte von Witzleben. Die Bedeutung von Keramik lasse sich auf die Fähigkeiten des Materials zurückführen. So sei es hart, hitze- und korosionsbeständig, leicht, bioverträglich, elektrisch isolierend und leitend. „Jede Spülmaschine und jede Waschmaschine, braucht keramische Kondensatoren. Die sind in elektrischen Steuerungen vorhanden“, so der Mineraloge.

Um Hochleistungsbatterien ging es Michael Bäcker, Gründer der Deutschen Nanoschicht die seit 2013 eine Tochterfirma der BASF New Business Group ist. Mit der Entwicklung und Produktion von Supraleitern hat sich das Rheinbacher Unternehmen in der effizienten Energietechnologie einen Namen gemacht. Denn in der Glasstadt werden solche Materialien produziert, die bei ausreichender Kühlung elektrischen Strom ohne Widerstand leiten können und damit äußerst energiesparend sind. Diese Kabel – eine Pilotanlage zur Herstellung von Hochtemperatur-Supraleitern wurde 2016 in Rheinbach in Betrieb genommen – übertragen Strom nahezu verlustfrei und sind auch in der Lage, eine größere Energiemenge als herkommliche Kabel zu transportieren. Damit kann Strom gerade bei kostenintensiven Unternehmen zu einer Steigerung der Effektivität führen.

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