Pallottikirche in Rheinbach Nachwuchs-Musiker des Lydian Orchestra begeisterten

RHEINBACH · Der Vorsitzende der Freunde von Sevenoaks, Joachim Weiß, geriet ins Schwärmen: Die etwa 40 Musiker des Lydian Orchestra im Alter zwischen 14 und 25 Jahren aus der britischen Grafschaft Kent hätten "die Pallottikirche zur Royal Albert Hall gemacht".

 Die Solistin Sophie Westbrooke, Gewinnerin des "Young Musician of the Year" der BBC, überzeugte mit dem Lydian Orchestra.

Die Solistin Sophie Westbrooke, Gewinnerin des "Young Musician of the Year" der BBC, überzeugte mit dem Lydian Orchestra.

Foto: Roland Kohls

Eine Übertreibung gewiss, aber eine angemessene. Denn was das Jugendorchester unter der Leitung von Brynly Clarke am Sonntagabend bot, war vom Allerfeinsten und mit großer künstlerischer Reife vorgetragen.

Es begann märchenhaft mit Humperdincks Ouvertüre zu Hänsel und Gretel. Das Lydian Orchestra malte eine weite Klanglandschaft, schwelgte im Romantisch-Gefühlvollen. Perlende, fließende Passagen folgten, schwollen ins Dramatische an. Dann kam der große Auftritt der 16-jährigen Sophie Westbrooke in Gordon Jacobs Suite für Altblockflöte und Streicher. Im hellblauen Glitzerkleid und ohne Notenblatt führte die junge Frau mit samtigen Tönen über das von den Streichern bereitete Feld.

Im "English Dance" entfaltete sie tänzerisches Temperament im Takt des Ensembles. Dann eine melancholische Reflexion im "Lament" und weiter mit schmetterlingshaftem Flattern in der "Burlesca alla Rumba". Mit der Piccoloflöte ließ sie schließlich zauberhaft hell tönende Silberfäden in der "Tarantella" durch die Kirche wehen.

Westbrooke bewies, dass sie den renommierten "Young Musician of the Year"-Wettbewerb der BBC in der Kategorie Holzbläser 2014 völlig zu Recht gewonnen hatte. Bei William Waltons "Facade Suite No. 1" schlüpfte die Solistin dann zurück ins einheitlich schwarze Dress des Orchesters und spielte Violine.

Weiterer Höhepunkt dieses Abends waren nach der Pause Edward Elgars geheimnisvolle "Variations on an Original Theme Enigma Op. 36." Volle 40 Minuten lang hielt das junge Orchester die Zuhörer in Atem, führte durch ein weites Klanguniversum. Vor dem inneren Auge wogten Getreidefelder, dann marschierten martialische Armeen auf. Mal befand man sich in einem Idyll, mal auf der Flucht, und die Musiker ließen die Spannung nie abreißen. Ein komplexes Werk unter Clarkes temperamentvollem Taktstock perfekt vorgetragen.

An die jungen Musiker des 1976 gegründeten Orchesters werden hohe Anforderungen gestellt. "Im jeweiligen Instrument muss jedes Mitglied eine hohe Kompetenz erreicht haben", heißt es im Programmblatt. Das Ensemble absolviert dreimal jährlich einen Intensivkursus mit Konzert. Zuvor waren sie in Wiesbaden und Heusenstamm bei Offenbach zu hören, zum Abschluss ihrer Tour gastieren sie in Brügge.

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