Abschied von der Spitze Nach 18 Jahren endet die Ära Bernd Beißel

Rheinbach · Bernd Beißel gibt sein Spitzenamt in der CDU Ratsfraktion ab. Silke Josten-Schneider und Joachim Schneider kandidierten als Nachfolger bei den Rheinbacher Christdemokraten.

Einer Art Initialzündung bedurfte es für Bernd Beißel nicht, in die CDU einzutreten. Schließlich war sein Vater Matthias nach dem Krieg der erste Vorsitzende der noch jungen Partei, die damals „CDU Rheinbach Stadt und Land“ hieß. Wie im Karneval kam sich der junge Bernd vor, als er „vom Lastwagen aus Werbematerialien unters Volk brachte“, erinnert sich der 72-Jährige im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Letztlich war es das – aus Sicht der CDU-Opposition – gescheiterte Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt anno 1972, welches ihn dazu bewegte, CDU-Mitglied zu werden. Am heutigen Dienstag, 4. Juli, endet in Rheinbach nicht weniger als eine Ära: Nach 18 Jahren an der Spitze der CDU-Ratsfraktion gibt Beißel sein Spitzenamt ab. Die CDU-Ratsmitglieder wählen einen neuen Chef.

Im Sommer vergangenen Jahres war Kritik am Führungsstil Beißels laut geworden (der GA berichtete). Eine zu große Dominanz warfen ihm seine Kritiker vor. Der Streit darüber hatte einen Riss innerhalb der Fraktion offenbart: Beißel-Kritikerin Silke Josten-Schneider und sein bisheriger Stellvertreter Joachim Schneider bewerben sich um den Fraktionsvorsitz.

Gewissenhafte Vorbereitung nennt Beißel seine Art der Führung: „Kommunalpolitik ist ein komplexes Geschäft. Man stößt sehr schnell an seine Grenzen“, sagt der pensionierte Lehrer und Rektor der Rheinbacher Hauptschule. Viele Jahre unterrichtet er gleichzeitig Mathe und Sport am Vinzenz-Pallotti-Kolleg – weil er gebraucht wird. Kein Problem für Beißel: Der verwitwete Vater einer erwachsenen Tochter und Großvater von drei Enkelkindern gilt als Arbeitstier. Wer mit ihm debattiert, sollte gut vorbereitet sein.

Entscheidungen machen nicht nur Freunde

„Ich habe immer versucht, die Dinge mit Herz zu machen – mit Herz für die Sache“, sagt er. Ist Beißel von einer Sache überzeugt, setzt er sich für sie ein – auch über Widerstände hinweg. Dass er die Initiative zur Gründung einer Gesamtschule vorbehaltlos mitträgt, hat ihm in der Partei nicht nur Freunde gemacht. Neben dem Schulstandort Rheinbach gibt es viele Themen, die ihn bewegen, wie den Erhalt des Freibads, die Modernisierung der Verwaltung und die Wohn- und Gewerbeentwicklung.

Sein Ratsmandat behält Beißel bis zur Kommunalwahl 2020. Den Gedanken, nach jetzt 42 Jahren im Rat von heute auf morgen aufzuhören, empfände er als eine Art, sich in die Büsche zu schlagen. Rheinbach habe sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. „Ich möchte, dass es so bleibt – damit Rheinbach Rheinbach bleibt“, sagt er. Nach der Verabschiedung des Masterplans stünden für Jahre und Jahrzehnte entscheidende Weichenstellungen an, was die Stadtentwicklung, den Wohnungsbau und die Gewerbeansiedlung betrifft.

Wichtig ist für ihn etwa, die künftige Wohnbebauung an den Möglichkeiten der Verkehrsinfrastruktur auszurichten und nicht umgekehrt. So favorisiert Beißel etwa die Flächen westlich der Justizvollzugsanstalt an der Aachener Straße als prädestiniert für Wohnbebauung. Ebenso zählt die Zukunft des Einzelhandels in Zeiten fortschreitender Digitalisierung zu den Fragen, mit denen sich der Christdemokrat auch nach dem Ende seiner Amtszeit als Fraktionschef beschäftigen will.

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