Festnahme im Rhein-Sieg-Kreis Mutmaßliche Doppelmörderin aus den USA in Rheinbach verhaftet

Rheinbach/East Feliciana · Die in Rheinbach verhaftete Frau soll in Louisiana am Tod eines Ehepaares beteiligt gewesen sein.

Als Sam D'Aquilla vor zehn Tagen über das Außenministerium in Washington vom deutschen Aufenthaltsort von Dulce Maria F. erfuhr, war der Jurist "wirklich erleichtert". Als Bezirksstaatsanwalt im 20. Distrikt, der Louisianas Landkreise East und West Feliciana betreut, hatte der Ankläger von der 30-jährigen Frau aus Honduras zuletzt im April vergangenen Jahres gehört. Damals wurden der Malermeister Eddie Hall (53) und seine Frau Connie (51) erstochen in ihrem Haus in Ethel 65 Kilometer nördlich von Baton Rouge aufgefunden. F., einst als Haushaltshilfe bei den Halls angestellt und durch Indizien am Tatort unmittelbar unter Verdacht geraten, und ihr damaliger Partner Armando Reyes Diaz kamen unerkannt davon.

Im Mai 2014 klagte eine Jury die mutmaßlichen Täter wegen vorsätzlichen Mordes in jeweils zwei Fällen an. "Seither warten wir darauf, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen", sagte D'Aquilla am Dienstag dem General-Anzeiger. Amtshilfe aus Deutschland könnte ihn dazu bald in den Stand versetzen.

Nicht minder verblüfft wie der amerikanische Staatsanwalt sind die Beamten der Polizeiwache in Rheinbach, als F. am 24. November gegen 13.15 Uhr auf der Dienststelle an der Grabenstraße erscheint. Sie wollte eine Anzeige erstatten - wegen Nötigung, sagt ein Sprecher der Bonner Polizei dem GA. Der Vorgesetzte einer Reinigungsfirma, für die F. tätig ist, soll sie belästigt haben, behauptet sie äußerst aufgebracht auf Spanisch, gemischt mit nur wenigen Brocken Deutsch.

Als die Polizisten den Namen der 30-Jährigen in den Computer eingeben, um die Anzeige zu verfassen, taucht der internationale Haftbefehl gegen die aufbrausende Frau und Mutter eines Sohnes auf dem Bildschirm auf. Noch an Ort und Stelle klicken in Rheinbach die Handschellen. Seitdem wartet die Honduranerin, die nach GA-Informationen mit einem spanischen Pass reist, in der Kölner JVA auf ihre Auslieferung in die USA. Dort könnte ihr die Todesstrafe drohen, die in Louisiana bei Kapitalverbrechen wie Doppelmord verhängt und vollstreckt wird.

Antrag über endgültige Auslieferung liegt noch nicht vor

Nach der Verhaftung mahlen die Mühlen von Justitia alles andere als langsam: Bereits am 4. Dezember erlässt der zweite Strafsenat des Kölner Oberlandesgerichts (OLG) einen vorläufigen Auslieferungshaftbefehl.

Als nächsten Schritt hat das OLG auf Antrag der Kölner Generalstaatsanwaltschaft über die endgültige Auslieferung zu befinden, wie Bettina Meincke, Pressesprecherin des OLG Köln, auf GA-Anfrage sagt. "Dieser Antrag liegt uns noch nicht vor", so die Behördensprecherin. Laut des Haftbefehls droht F. in den USA lediglich eine lebenslange Freiheitsstrafe, wie Meincke berichtet.

Sollte im endgültigen Auslieferungsersuchen allerdings doch die Todesstrafe als Strafandrohung auftauchen, werden die Karten in Sachen Auslieferung juristisch neu gemischt. "Deutschland kann sich vorbehalten, eine Auslieferung zu verweigern, wenn in dem auszuliefernden Land die Todesstrafe droht", weiß die OLG-Sprecherin.

Todesstrafe wird wohl nicht beantragt

"Wenn alles gut geht", sagt Sam D'Aquilla, "ist sie in sechs Monaten bei uns." Bis zu einem Urteil würden dann voraussichtlich noch einmal "Zwölf bis 18 Monate vergehen". Hürden sieht D'Aquilla nicht. In Deutschland gehegte Befürchtungen, dass F. in Louisiana die Giftspritze droht, seien unberechtigt, erklärte der Staatsanwalt. "Ich beantrage nicht die Todesstrafe." Der Tod von Staats wegen sei nur in besonders schwerwiegenden Fällen gerechtfertigt. Da F. keine kriminelle Biografie habe und die Rolle des noch flüchtigen Diaz, der zurzeit in Mexiko vermutet wird, nicht klar sei, komme als Strafmaß "lebenslange Haft infrage oder - falls die Geschworenen auf Totschlag erkennen - eine Inhaftierung von 40 Jahren".

Für D'Aquilla ist der Abschluss des Falls "auch psychologisch wichtig". Der Doppelmord in der Lillian Straße sei in East Feliciana, wo knapp 26.000 Menschen leben, ein großes Thema. "Die Halls waren beliebt, sie hatten einen großen Garten, aus dem viele Nachbarn mit Mais, Tomaten und Okra versorgt wurden. Es waren gute Leute." Über die Umstände der Bluttat und das mögliche Motiv wollte der Ankläger am Dienstag keine Auskunft geben. "Das würde das Verfahren unnötig erschweren."

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