Lesung in Rheinbach Martin Semmelrogges Leben ist wie Rock 'n' Roll

RHEINBACH · Die musikalische Lesung des 60-jährigen Schauspielers begeistert in Rheinbach die Zuhörer

 Schauspieler Martin Semmelrogge zu Gast im Himmeroder Hof; diesmal spielt er nicht, sondern liest für uns aus seinem Buch „Ein wilder Ritt durch 50 Jahre Paragraphistan“. Zuvor will er noch mit Kumpel Willi Botz (l), ein Rheinbacher Original eine Ausfahrt mit dem Motorrad machen;

Schauspieler Martin Semmelrogge zu Gast im Himmeroder Hof; diesmal spielt er nicht, sondern liest für uns aus seinem Buch „Ein wilder Ritt durch 50 Jahre Paragraphistan“. Zuvor will er noch mit Kumpel Willi Botz (l), ein Rheinbacher Original eine Ausfahrt mit dem Motorrad machen;

Foto: Axel Vogel

Etwas traurig war Regine Prause vom Kulturamt der Stadt Rheinbach schon, dass sich am Samstag nur rund 50 Zuhörer in den Himmeroder Hof gewagt hatten, um unter dem Motto „Rock und Read“ einer Autorenlesung des Schauspielers Martin Semmelrogge beizuwohnen. Für die notwendige Rockmusik sorgte auf der Gitarre Jonas Vogelsang aus Köln. Aber bekanntlich ist ja auch die Biografie des 60-jährigen Schauspielers wie gelebter Rock 'n' Roll.

Da musste dann auch der Einzug in die Arena feierlich zelebriert werden und das standesgemäß auf einer Harley-Davidson mit dem Rheinbacher Original Willi Botz vorneweg. Wild, stark und immer mit einem unbeugsamen Willen ausgestattet, so ist das Leben von Martin Semmelrogge. Der begann seine Lesung mit einer Episode aus dem Jahr 1969. Damals als 13-jähriger wollte er ein guter Hippie werden oder zumindest wie Gunter Sachs, denn der hatte damals die Bardot an seiner Seite und viele andere schöne Frauen.Doch für Martin kam es anders.

Stattdessen musste er sich in München auf einer Waldorfschule mit den Lehrern über die Länge seiner Haare zoffen. Größte Begehrlichkeiten in dem jungen Semmelrogge weckte jedoch der neue BMW seines Vaters – der 1984 verstorbene Schauspieler Willy Semmelrogge – und als dieser bei Dreharbeiten in Italien weilte, sah Sohn Martin seine große Chance gekommen. Gemeinsam mit einem Kumpel ging es fast zwei Wochen lang jeden Tag auf Spritztour. Pech nur, dass ausgerechnet am letzten Tag vor der Rückkehr des Vaters wohl statt Benzin Diesel getankt wurde. Zudem kam die Polizei ins Spiel und alles flog auf, Verkehrserziehung gab es dann als staatliche Auflage des Richters. „Und der hat ja bekanntlich immer recht“, sagte Semmelrogge.

Jan Fedder bewahrte Semmelrogge vor einer Tracht Prügel

In den wilden 1970er Jahren gab es dann Palästinensertücher und man war für die Rechte des Proletariats, kannte aber keine Proletarier, führte sich aber rückwirkend betrachtet ziemlich proletenhaft auf. Und der Alkohol war immer mit dabei. Und häufig auch Drogen wie etwa LSD. Auch während der Außendrehs zu Wolfgang Petersens „Das Boot“ 1981 an Originalschauplätzen in Frankreich. Dort kam er auf die Idee, in betrunken und in der Filmuniform eines deutschen Soldaten die örtliche Disco aufzumischen.

Schauspielerkollege Jan Fedder bewahrte Semmelrogge damals vor einer Tracht Prügel durch aufgebrachte Franzosen. „So ist nun mal mein Leben“, mit dem Song rappte Semmelrogge sich in die Charts und mit seiner nun erschienenen Autobiografie „Ein wilder Ritt durch 50 Jahre Paragraphistan“ ist ihm ein kurzweiliges und spannendes Buch gelungen.

Die Lesung war dann, wie Martin Semmelrogge eben ist, sehr authentisch und vor allem stets mit Humor gespickt. Viel Applaus vom Publikum gab es am Ende und viele signierte Bücher gingen noch über den Ladentisch.

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