Wegen Diebstahls erhängt Mahnmal zur Erinnerung an drei Zwangsarbeiter im Rheinbacher Stadtpark

Rheinbach · Am 26. Januar 1945 wurden auf Geheiß des Rheinbacher NS-Bürgermeisters im Stadtpark drei junge Zwangsarbeiter aus der Ukraine wegen eines geringfügigen Diebstahls erhängt. An dieser Stelle wird am Donnerstag, 19. Oktober, ein Mahnmal zur Erinnerung an die Greueltat eröffnet.

Eine Nichtigkeit hielt dafür her, das Leben von drei jungen Menschen auszulöschen: Der Fund einer Damenstrickjacke und von ein paar Flaschen Wein in den wenigen Habseligkeiten von Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew reichte aus, um in Windeseile drei Todesurteile zu vollstrecken. Das Kleidungsstück und die Flaschen hatten die drei aus der Ukraine stammenden Zwangsarbeiter in den Trümmern von Rheinbacher Häusern gefunden, die durch Fliegerangriffe zerstört worden waren. Zwischen zwei Eschen im Stadtpark wurden die jungen, alle unter 18 Jahre alten Männer von Schergen des Naziregimes hingerichtet.

Eröffnung ab 15 Uhr im Stadtpark

Zum Gedenken an diese Willkürtat vor 72 Jahren ohne Anklage, Prozess oder Urteil ist in Rheinbach ein ausschließlich mit Spenden aus der Bürgerschaft finanziertes Mahnmal an ebendieser Stelle entstanden. Am Donnerstag, 19. Oktober, 15 Uhr, ist die Eröffnung im Stadtpark, Ecke Neugartenstraße.

Schon im September vergangenen Jahres hatte sich der Rat für die Errichtung dieser Gedenkstätte ausgesprochen. Für wochenlange Debatten hinter verschlossenen Fraktionstüren hatte aber der Wortlaut der beabsichtigten Inschrift auf den drei Stelen gesorgt.

Letztlich hatten sich die fünf Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, FDP, UWG und Grünen im Mai dieses Jahres aber auf einen Text einigen können. Die Inschrift, die über alle drei Granitstelen verläuft, lautet: „Mit diesem Mahnmal erinnern die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Rheinbach an die Ermordung der minderjährigen Zwangsarbeiter Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview, Wladislaw Dedjarew. Sie wurden am 26. Januar 1945 an dieser Stelle auf Geheiß des Rheinbacher NS-Bürgermeisters wegen eines geringfügigen Diebstahls erhängt. Der Mord blieb ungestraft. Möge die Erinnerung an dieses Verbrechen Mahnung für die Zukunft sein.“ 2011 hatte der Kulturausschuss noch den Bau einer Gedenkstätte mit der Mehrheit von CDU und FDP abgelehnt (der GA berichtete).

"Stunde Null"

Die Tragik des kaltblütigen Verbrechens des Naziregimes liegt in besonderer Weise darin, dass das Trio nur kurz vor dem Ende des Krieges in Rheinbach sterben, obwohl sie die Hoffnung hatten, dass dieser für sie als Arbeiter in der Rheinbacher Landwirtschaft bereits beendet ist. In seinem Essay mit dem Titel „Sollen hängen zum Gespött...“ hat sich der Rheinbacher Geschichtskenner Peter Mohr mit den Hintergründen befasst. Die Erforschung der sogenannten „Stunde Null“ hat der frühere Marinesoldat präzise erforscht und in den vergangenen Jahrzehnten mit 40 Zeitzeugen gesprochen.

Rund 150 Menschen müssen die Vollstreckung der Tötung des Trios mittels eines mobilen Galgens an einem bitterkalten Januartages des Jahres 1945 verfolgen – zumeist sind es andere Zwangsarbeiter. Schließlich sollte gegenüber diesen ein Exempel statuiert werden, berichtet Mohr. Der Polizeichef Rheinbachs, der die Tötung anordnet und der Bürgermeister planten diese Demonstration einer schwindenden Macht.

Hannes Justen und Julius Frey vom Städtischen Gymnasium werden anlässlich der Eröffnung am Donnerstag um 15 Uhr eine Impulsrede halten. Zudem werden Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) und zum Abschluss Pfarrer Bernhard Dobelke von der katholischen Kirchengemeinde zu den Gästen sprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort