Kirche in Rheinbach Laien leiten Gottesdienste in Rheinbach

Rheinbach · Die Katholische Kirchengemeinde Rheinbach schult ab Januar Nicht-Geweihte. Die Zahl der Gläubigen bleibt trotzdem gegen den Trend konstant.

 Zum Seelsorgeteam gehören Pastoralreferentin Andrea Titt (v. l.), Kaplan Milongo Thibault, Gemeindereferent Gregor Heuser, Kaplan Carlos Mendoza, Pfarrer Bernhard Dobelke und Diakon Friedrich Roos.

Zum Seelsorgeteam gehören Pastoralreferentin Andrea Titt (v. l.), Kaplan Milongo Thibault, Gemeindereferent Gregor Heuser, Kaplan Carlos Mendoza, Pfarrer Bernhard Dobelke und Diakon Friedrich Roos.

Foto: Mario Quadt

So bunt wie das Leben selbst ist derzeit das Seelsorgeteam der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach. Seit drei Jahren wirkt der im kongolesischen Brazzaville geborenen Kaplan Milongo Thibault rund um die Pfarrkirche von Sankt Martin, seit wenigen Wochen komplettiert der aus Managua in Nicaragua stammende Kaplan Carlos Mendoza das Pastoralteam. Der 36-Jährige wird vier Jahre in Rheinbach tätig sein (siehe Kasten). Dass die Gemeinde personell „nicht ganz so schlecht dasteht“ berichtet leitender Pfarrer Bernhard Dobelke im Gespräch mit dem General-Anzeiger. „Junge Kapläne müsste man unter Artenschutz stellen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Nicht nur Mendoza verstärkt seit wenigen Wochen das Seelsorgeteam, sondern auch Diakon Friedrich Roos. Die sechsköpfige Runde komplettieren Pastoralreferentin Andrea Titt und Gemeindereferent Gregor Heuer. Aber: Auch für eine weitere volle Kraft gebe es noch genug zu tun, bekundet Dobelke. Bis 2012 verfügte die Kirchengemeinde noch über drei volle Stellen in der Laienpastorale.

Noch immer auf einer „Insel der Glückseligen“ wähnt Dobelke seine Gemeinde aber, wenn es um die Gläubigen geht. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sei zwar – wie vielerorts im Erzbistum Köln – rückläufig, die Zahl der Katholiken in Rheinbach zeigt sich hingegen konstant – und dies „gegen den Trend“, wie er betont. Über die Gründe dieser Konstanz muss der 50 Jahre alte Pfarrer nicht grübeln. „Wir leben in einem Zuzugsgebiet. Davon profitieren wir auch als Gemeinde“, weiß Dobelke. Dass gerade junge Familien ihre Lebensmitte in der Glasstadt und ihren Ortschaften finden, bereichere auch die Kirchengemeinde ungemein, findet der in Bad Godesberg aufgewachsene Priester. Erkennbar sei dies etwa bei der Akzeptanz von Angeboten der Familienpastoral, das jüngst stattgefundene Familienfest aber auch bei der Anzahl der Kandidaten zur jüngsten Kirchenvorstandeswahl. Erstmals seit vielen Jahren habe es mehr Bewerber (zehn) als Plätze (acht) in dem wichtigen Laiengremium gegeben. „Damit hatten wir im Wortsinn eine richtige Wahl.“

Apropos Laien: Um trotz des Priestermangels und der Fülle von Aufgaben für die Seelsorger die Zahl der Gottesdienste konstant zu halten, sollen auch Nichtgeweihte künftig Wortgottesdienste leiten können. Von Januar bis März 2019 soll es Wortgottesdienstleiterschulungen geben. „Dieser Wunsch ist aus der Gemeinde an uns herangetragen worden“, sagt Dobelke. An sechs Abenden und einem Samstag bekommen Interessierte das Handwerkszeug, um Wortgottesdienste leiten zu können, „wenn Hauptamtliche nicht verfügbar sind“, so der leitende Pfarrer.

2019 fallen Sanierungsarbeiten an

Welche Gebäude – inklusive der Kirchen und Kapellen – die Gemeinde auch künftig betreiben wird, soll ein Konzept zeigen, welches der neugewählte Kirchenvorstand erarbeiten soll. Dazu sollen im ersten Schritt externe Baugutachter im Auftrag des Erzbistums jedes im Eigentum der Kirche befindliche Gebäude bezüglich seines baulichen Zustandes und seiner Wirtschaftlichkeit begutachten. Diese Erkenntnisse dienen, so Dobelke, schließlich als Entscheidungsgrundlage, ob und wie das Gebäude künftig genutzt werden kann und wie hoch mögliche Investitionen ausfallen. „Wir werden das in der Gemeinde bereit diskutieren. Wir wissen, dass es sich dabei um ein sehr emotionales Thema handelt.“ Um ein anderes emotionales Thema haben sich die Wogen indes geglättet. Dass das Sakrament der Erstkommunion nicht mehr in allen Ortschaften erteilt wird, sei seitens der Elternschaft akzeptiert. „Das neue Konzept hat sich bewährt“, sagt Titt.

2019 stehen umfassende Sanierungsarbeiten ins Haus: Am Pfarrhaus neben der Kirche sollen die Handwerker anrücken: Ins Erdgeschoss und Teilen des ersten Obergeschosses zieht dann das Pfarrbüro ein, die andere Hälfte von Etage eins dient als Arbeitsstätte für Dobelke. Der leitende Pfarrer zieht außerdem in die Dachgeschosswohnung dieses Hauses, die ebenso renoviert wird. Kosten: rund 200.000 Euro.

Erneuert wird außerdem die Krypta der Pfarrkirche Sankt Martin. Sie soll trockengelegt und mit einem neuen Anstrich versehen werden. Ferner wird die Toilettenanlage ausgetauscht. Kosten: rund 120.000 Euro. An der Flerzheimer Kirche machen sich ebenfalls Fachleute zu schaffen. Nachdem in Sankt Ägidius Oberdrees Schimmelbefall festgestellt und zwischenzeitlich behoben worden ist, hatte die Gemeinde auch alle übrigen Gotteshäuser untersucht. Ergebnis: Die Klais-Orgel in Flerzheim, ein außergewöhnliches Instrument aus dem Jahr 1913, welches zu beiden Seiten des Querhauses aufgehängt ist, bedarf der Überholung. Der Orgelsachverständige des Bistums sei dabei, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten und eine eventuelle finanzielle Beteiligung Kölns auszuloten.

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