Frauen im Kölner Dom Rheinbacherin ist eine der ersten Domschweizerinnen

Rheinbach/Köln · Die Rheinbacherin Hedi Michels ist eine der ersten weiblichen Aufsichtskräfte in der Kathedrale. Als Mädchen war es ihr verwehrt, Messdienerin zu werden - jetzt hat sie ihren eigenen Schlüssel zum Kölner Dom.

 Vor dem Domportal: Hedi Michels (links) ist eine der vier ersten Domschweizerinnen, die Dompropst Gerd Bachner vorstellte.

Vor dem Domportal: Hedi Michels (links) ist eine der vier ersten Domschweizerinnen, die Dompropst Gerd Bachner vorstellte.

Foto: Jennifer Rumbach

Der Besitz eines Schlüssels kann grenzenlose Begeisterung auslösen. Vor allem, wenn es sich um den Schlüssel zum Kölner Dom handelt. "Ich kann jederzeit in meinen Dom gehen! Wissen Sie, was es bedeutet, so einen Schlüssel überreicht zu bekommen? Das Gefühl zu haben, jederzeit in den Dom gehen zu können, ob bei Tag oder bei Nacht?"

Strahlend zeigt Hedi Michels den völlig unscheinbaren Schlüssel. Für sie steht er für die Erfüllung eines Traums: Als im Jahr 1961 geborenes Mädchen durfte sie nicht Messdienerin werden und keinen Dienst am Altar tun. Im Gegensatz zu ihrem Bruder. "Ich habe meinen Bruder immer darum beneidet", erinnert sie sich.

Ersten Domschweizerinnen haben Männerbastion Kölner Dom gestürmt

Im Alter von 58 Jahren aber ist sie jetzt Domschweizerin im Hohen Dom zu Köln. Und ihr Bruder ebenso wie ihre ganze Familie "platzt vor Stolz", wie Michels strahlend erzählt. Ihren eigenen Stolz und ihr eigenes Glücksgefühl, als sie zum ersten Mal den typischen langen roten Talar mit schwarzem Samt anprobierte, spiegelt sich heute noch in ihrem Gesicht, wenn sie sich daran erinnert: "Ich hatte sicher einen Puls von 200. Ich hatte Tränen in den Augen."

Dass sie mit ihren drei Kolleginnen als erste Frauen die bisherige Männerbastion der Domschweizer gestürmt hat, ist für sie eher zweitrangig. Vielmehr ist es ihr Traumberuf an ihrem Traumarbeitsplatz: "Für mich ist es das Größte, im Kölner Dom als Domschweizerin arbeiten zu dürfen. Als Domschweizerinnen gesucht wurden, war für mich klar: Nach 40 Jahren als Krankenschwester ist es das, was ich jetzt machen möchte." Für die Erfüllung ihres Traums hat sie eigens ihre Vollzeitstelle als Krankenschwester in Bergisch-Gladbach auf 75 Prozent reduziert. Die übrige Zeit widmet sie ihrem neuen zweiten Beruf.

Ihre Aufgaben als Domschweizerin - Ordnungshüterin im Dom - fasst sie so zusammen: "Vor allem müssen wir gewährleisten, dass der Dom ein Gotteshaus ist und auch bleibt. Vielen ist das nämlich gar nicht bewusst."

Dabei gelte es, darauf zu achten, dass die Besucher angemessene Kleidung tragen oder sich ansonsten ein Tuch umlegen, Frauen ebenso wie Männer. "Und natürlich müssen wir sie auch schon einmal darauf aufmerksam machen, dass sie im Dom nicht telefonieren oder essen dürfen", sagt Hedi Michels. Die insgesamt 30 Domschweizerinnen und Domschweizer arbeiten in Dienstgruppen zu den Öffnungszeiten des Doms zwischen morgens 6 und abends 22 Uhr.

Das sind die Aufgaben eines Domschweizers

Ihre Aufgaben wechseln während einer Schicht im rotierenden System. "Wir tragen das Allerheiligste in die Sakramentskapelle, geleiten bei Gottesdiensten die Priester zum Altar, bereiten die Beichte vor und stehen vor dem Westausgang draußen. Einer von uns hat immer Kerzendienst. Derjenige ist dann zuständig dafür, dass die Kerzen überall immer aufgefüllt sind", erzählt Domschweizerin Michels.

Schon ihr Urgroßvater war Kirchenschweizer in Oberhausen. Von Kindesbeinen an ist sie der katholischen Kirche und vor allem den Pallottinern eng verbunden. Ihre Eltern waren Hausmeister bei den Rheinbacher Pallottinern und die Familie lebte auf dem Gelände im Hausmeister-Haus.

Ihre Ausbildung zur Krankenschwester hat sie im Pallottinischen Hospital in Bergisch Gladbach absolviert und zwei Jahre dort gearbeitet, bevor sie viele Jahre im damaligen Rheinbacher Krankenhaus als Krankenschwester tätig war. Nach dessen Schließung ging sie 2007 wieder zurück ins Pallotti-Hospital. Auch nach ihrem Umzug nach Köln 2013, um die Wege zur Arbeit abzukürzen, ist sie Rheinbach eng verbunden, sei es durch ihre langjährige Mitgliedschaft im DRK, bei den Schützen oder als bis heute aktive Becken-Spielerin im Spielmannszug.

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