Amtsgericht Rheinbach JVA-Häftling soll Ex-Freundin bedroht haben

Rheinbach · Dem deeskalierenden Einfluss aller Beteiligten verdankt ein 26-jähriger Bonner die Einstellung des Verfahrens gegen ihn wegen mehrfacher Bedrohung seiner Ex-Freundin.

Die Staatsanwaltschaft warf dem in Deutschland geborenen türkischen Staatsangehörigen, der seit Januar 2008 inhaftiert ist, vor, seiner damaligen Freundin in Anrufen aus der JVA Rheinbach mehrfach gedroht zu haben, er würde sie erstechen, falls sie ihn verließe.

Das leugnete der Gefangene vor dem Rheinbacher Amtsgericht. Vielmehr sei seine Freundin von ihrem Bruder und ihren Eltern mit Ehrenmord und Zwangsheirat in der Türkei bedroht worden. Er räumte ein, dass seine Freundin die Beziehung im ersten Telefonat beendet habe.

"Ich war unter Schock und deprimiert, ich wollte mit meiner Familie in der Türkei telefonieren, wo meine Eltern in Urlaub waren. Weil meine Oma und andere Verwandte dort nicht deutsch sprechen, habe ich den Bediensteten gebeten, auch türkisch sprechen zu dürfen", sagte der Gefangene.

Der 59-jährige Bedienstete hatte ihn in seiner Anwesenheit von seinem Büroapparat mehrere Telefonate führen lassen, wie er im Zeugenstand erklärte. "Er hatte vom Ende der Beziehung erfahren, so etwas ist in der JVA immer problematisch, daraus entstehen oft Suizidversuche", erklärte er.

Der Gefangene sei sehr emotional gewesen, laut, am Boden zerstört, aber nicht aggressiv. Bedrohungen habe es keine gegeben, so der Zeuge. Am nächsten Tag habe er dem Häftling aufgrund der besonderen Situation zugestanden, als Ausnahme von den gültigen Regeln, dass nur deutsch gesprochen werden dürfe, bei Telefonaten mit seiner Familie auch türkisch zu sprechen.

Weil er selbst kein türkisch verstehe, könne er über den Inhalt keine Aussage machen. Von der viereinhalb Jahre dauernden Beziehung hätten ihre Eltern nichts gewusst, sagte die 22-jährige Ex-Freundin aus. Nachdem sie davon erfahren hatten, hätten sie nicht einmal geschimpft, geschweige denn mit Ehrenmord oder Zwangsheirat in der Türkei gedroht.

Gedroht habe ihr aber ihr Ex-Freund, er werde sie erstechen, falls sie ihn verlasse. "Ich hatte große Angst, die habe ich immer noch", so die 22-Jährige. Nach einigen Anrufen des Angeklagten auf Festnetz und mobil habe sie den Vollzugsbediensteten angerufen und diesem gesagt, dass ihr Ex-Freund nicht wie von ihm behauptet mit seinen Eltern telefoniere, sondern mit ihr, und sie dabei auf Türkisch bedroht habe.

Auch nach der Überprüfung der im Handy der Ex-Freundin noch gespeicherten Ein- und Ausgänge von Telefonaten, kam Strafrichter Jan Fante zu keiner definitiven Klarheit. Die Rechtsvertreterin der Ex-Freundin betonte ebenso wie diese selbst, dass es ihr "nie um Strafe gegangen sei", vielmehr wolle sie vom Ex-Freund in Ruhe gelassen werden.

Auch die Verteidigerin des Angeklagten bekräftigte ebenso wie ihr Mandant, er habe mit der Beziehung abgeschlossen und habe in der JVA ein Anti-Gewalt-Training gemacht. Mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft wurde das Verfahren eingestellt.

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