Campus Klein-Altendorf Innovationen aus dem Kompetenzzentrum Gartenbau

RHEINBACH-ALTENDORF · Das Kompetenzzentrum Gartenbau auf dem Campus Klein-Altendorf, der Forschungseinrichtung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Bonner Universität, beschäftigt sich mit der Verbesserung des Pflanzenanbaus.

 Im Gewächshaus (v.l.): Georg Noga, Maurico Hunsche und Anna Hoffmann.

Im Gewächshaus (v.l.): Georg Noga, Maurico Hunsche und Anna Hoffmann.

Foto: Wolfgang Henry

Menschen arbeiten unter Druck oft effizienter, sind dann aber auch irgendwann ausgebrannt. Bei Pflanzen sei das ähnlich, erklärt Gartenbau-Wissenschaftler Georg Noga. Im Kompetenzzentrum Gartenbau auf dem Campus Klein-Altendorf, der Forschungseinrichtung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Bonner Universität zwischen Rheinbach und Meckenheim, stellen er und sein Team dazu Untersuchungen an: Wie reagieren Tomatenpflanzen unter Wasserstress, also dann, wenn man sie eine Zeit lang nicht bewässert? Und wo ist die Grenze?

Das Kompetenzzentrum ist ein Teilbereich des Campus - seit Kurzem "Ort des Fortschritts" - für den sich die Uni, das Land Rheinland-Pfalz, die Landwirtschaftskammer NRW und das Forschungszentrum Jülich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. "Wir können neue Forschung in die Prüfung nehmen und dann über die Beratung in die Betriebe bringen", erklärt Noga.

Zum Beispiel Gewächshausglas, das anders als normales Glas Ultraviolett-Strahlung durchlässt. "Pflanzen benötigen ein gewisses Maß an UV-Bestrahlung", so Noga. Am Forschungszentrum Jülich wurde transparentes Material entwickelt, auf dem Campus ergaben die Tests, dass es die Ausfärbung der Früchte und die Produktion der Aromastoffe steigert.

Oder eben der Wasserstress-Test. Das Komplexe daran, erklärt der Professor, ist der Sensor, der den Zustand der Tomaten misst. Der wurde für diesen Versuch am Campus entwickelt, eine Pionierarbeit für den Gartenbau. Mit Hilfe dieser Technik ist laut Noga der Erfolg messbar: "Unter Stress steigt die Ausfärbung, und die Ausbildung von Geschmacksstoffen wird gefördert.

Dadurch lässt sich die Qualität erhöhen, aber ohne Leistungsverlust." Und nicht zuletzt ließe sich damit wohl auch Wasser einsparen. An der Effizienz der Messung werde weiter gearbeitet. "Künftig ist es so, dass die Sensoren als Handgeräte nutzbar sein werden", sagt er. Die könnte man dann auch zu Hause im Garten nutzen.

Wie kann man die Bestäuber schützen? Was kann man gegen Schädlinge unternehmen? Oder wie kann man biologischen und integrierten Gartenanbau unter einen Hut bringen? Fragen, die die Fachleute in Klein-Altendorf behandeln. "Beim Bioanbau sind die Erträge niedriger und die Qualität ist nicht so gut", sagt Noga.

Von synthetischen Schutzmaßnahmen will aber der Verbraucher nichts wissen. "Wir machen hier beides. Bis zur siebten Blüte sprühen wir normal integriert, danach nur noch nach Bio-Richtlinien. Die Früchte kommen also nicht in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln."

Pflanzen reagieren auf den Klimawandel, und der Gartenbauer muss das auch tun. Das Temperaturniveau sei in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen, sagt Noga. "Dadurch blühen die Obstbäume früher." Da es aber im April trotzdem noch kühler ist als im Mai, müsse man mit Blütenfrost rechnen, was Ernteausfälle mit sich bringen könnte.

Hinzu kommt: "Bis 1995 hatten wir hier nicht ein einziges Mal Hagelschlag. Jetzt gibt es das jedes Jahr." Gegen all das müsse man die Pflanzen schützen, etwa durch Foliendächer und Hagelschutz.

Ein Hagelschlag könnte zum Beispiel eine ganze Kirschernte vernichten, wenn die Bäume nicht in einem Gewächshaus stehen. Das Problem: Kirschbäume machen in ihrem Wachstum nicht vor Gewächshausdächern Halt. In Klein-Altendorf kümmern sich Noga und sein Kollege Achim Kunz um dieses Thema: Mit der richtigen Unterlage, in der sich die Wurzeln ausbilden, haben sie einen Schwachwuchs erreicht, kaum einer der Kirschbäume ist höher als zwei Meter.

Die nächste Herausforderung: Trotz dieser mäßigen Höhe sollen sie die gleiche Leistung erbringen, sprich, genauso viele Kirschen wie an einem normal wachsenden Baum. Auch da war man erfolgreich - ein Meilenstein, sagt Noga. "Aber da ist noch Luft nach oben."

Infos zum Campus Klein-Altendorf auf www.cka.uni-bonn.de und zum Kompetenzzentrum Gartenbau auf www.ko-ga.eu.

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