Bienenzucht in der Voreifel Immer mehr Imker kümmern sich um die Bienen

RHEINBACH · In Rheinbach und Umgebung gibt es rund 600 Bienenvölker. Der Imkerverein hat seine Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Mitglieder der SPD besuchen den Lehrbienenstand im Schwesternpark.

 Imker Michael Czerwinski (l.) erklärt seinen Besuchern die Bienenzucht.

Imker Michael Czerwinski (l.) erklärt seinen Besuchern die Bienenzucht.

Foto: Matthias Kehrein

Die Hüte mit weißen und schwarzen Gitterschleiern sind freiwillig. Wer auf Nummer sicher gehen will, zieht einen an, bevor es an die Bienenstöcke geht. Die Tiere sind zwar laut ihrem Besitzer Michael Czerwinski nicht aggressiv, aber direkt vor dem Flugloch sollte man trotzdem nicht stehen, wenn er routiniert einen Kasten öffnet und einen Holzrahmen herausnimmt, auf dem die braun-schwarzen Insekten dicht an dicht sitzen. Die Mitglieder der Rheinbacher SPD schauen ihm über die Schulter, schließlich sind sie genau dafür zum Lehrbienenstand des Bienenzuchtvereins Rheinbach und Umgebung 1867 in den Schwesternpark gekommen.

Vorher haben sie schon die Theorie gelernt. Unter den tief hängenden Ästen der großen Rotbuche erklärt Hartmut Neumann, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins, die Aufgaben rund um die Bienenpflege. „Die Biene ist ein Wildtier, und sie ist ein wildes Tier geblieben“, sagt er. Anders als Schwein, Kuh oder Hund habe sich die Biene in den Jahrtausenden als Nutztier des Menschen kaum verändert.

Nur statt in hohlen Bäumen leben die Völker heute in Holzkisten. Dort bauen sie ihre Waben in vorgegebene Rahmen. „Sie fangen an verschiedenen Stellen an, und haben am Ende doch keine Lücke.“ Eine bautechnische Meisterleistung, über die die SPD-Mitglieder nur stauen können. Mit vielen Anschauungsstücken zeigt Neumann, wie später der Honig eingesammelt wird. Zwischen Mai und Sommerferien kommen viele Schulklassen und Kindergärten zum Lehrbienenstand, den der Verein 2017 zu seinem 150. Geburtstag aufgestellt hat.

Scheu vor Bienen abgelegt

„Mit der Hilfe der Neuen Pfade“, wie Neumann betont. Rund 500 Kinder kamen im ersten Jahr, in dieser Saison waren es etwas weniger. Die legten laut Neumann übrigens ihre Scheu vor den Bienen schnell ab. „Die stecken am Ende die Finger in den Honig und lassen die Bienen darauf tanzen.“ Gestochen wurde bei den Vorführungen bisher nur ein junger Mann, „und der hat bestimmt was falsch gemacht“. Erwachsenengruppen seien seltener, die SPD die erste Gruppe aus Rat und Verwaltung.

Dafür betont Neumann, wie viel Zuwachs es unter den Imkern gebe. Lange bewegten sich die Mitgliederzahlen des Imkervereins zwischen 30 und 40. „Jetzt haben wir gerade unser 110. Mitglied aufgenommen.“ Da jeder Imker im Schnitt fünf bis sechs Völker habe, seien damit rund um Rheinbach 600 Bienenvölker verteilt – jedes mit 50.000 bis 60.000 Tieren. Es seien heute viel mehr Bienen in der Region als bei der Zählung 1898 – und schon da sei der Kreis Rheinbach der bienenreichste im Regierungsbezirk Köln gewesen.

Keine Anzeichen für "Bienensterben"

Von einem „Bienensterben“ möchte Neumann daher nicht sprechen. „Es gibt keine Anzeichen dafür“, sagt er. Sein Imkerkollege Czerwinski, dem die zwölf Völker im Lehrbienenstand gehören, sieht das etwas anders. Insektizide seien durchaus beispielsweise am Oberrhein für den Tod einiger Völker verantwortlich gewesen. Entscheidend sei aber, da sind sich beide einig, die Pflege durch den Imker. „Überall, wo es Bienen gibt, gibt es Imker, und wo es keine Imker gibt, gibt es keine Bienen“, drückt Neumann es aus. Ohne professionelle Pflege sei die Honigbienen nicht mehr überlebensfähig. Die Varroamilbe, ein eingeschleppter Schädling, würde die Tiere sonst ausrotten.

Hilfreich wäre es für die Tiere zudem, wenn sie mehr Nahrung finden würden. Grünstreifen, auf denen verschiedene blühende Pflanzen ungestört wachsen können, sind dazu ideal. Das Engagement der Bauern rund um seinen Heimat Niederdrees lobt Neumann. In der Stadt Rheinbach gebe es das bisher so nicht. Dietmar Danz, Vorsitzender der Rheinbacher SPD, hört genau zu. Die SPD werde dieses Thema und die ökologische Bepflanzung in der Fraktion diskutieren, verspricht er.

Ideal sei es auch, den Honig beim regionalen Imker zu kaufen. Unter www.bzv-rheinbach.de gibt es beispielsweise eine Liste der Vereinsmitglieder, die Honig und andere Bienenprodukte anbieten.

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