Wissenschaft in der Voreifel Hoffen auf eine grüne Jobmaschine

Rheinbach/Meckenheim · Im „bio innovation park Rheinland“ am Campus Klein-Altendorf dürfen 78 Schüler Wissenschaftler mit Fragen löchern.

 78 Jugendliche aus Meckenheim diskutierten in Klein-Altendorf über Klimaschutz und informierten sich über „grüne“ Berufe. FOTO: MARIO QUADT

78 Jugendliche aus Meckenheim diskutierten in Klein-Altendorf über Klimaschutz und informierten sich über „grüne“ Berufe. FOTO: MARIO QUADT

Foto: Mario Quadt

Sichtbar verblüfft sind die Zuhörer von den Worten Nicole Bosquets, Referentin für nachhaltige Entwicklung, Migration und Transformation bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch. Die Klimaexpertin aus Bonn berichtet den Pennälern des Meckenheimer Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG) eindrücklich, dass der Klimawandel nicht nur von den Ergebnissen weltumspannender Konferenzen in klimatisierten Räumlichkeiten abhängt, sondern, dass sich jeder zu Hause für den Klimaschutz einsetzen kann. Wie gefesselt lauschen 78 Elftklässler sieben Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen beim Wissenschaftscafé im Rheinbacher Campus Klein-Altendorf.

Eingeladen zur Debatte der etwas anderen Art hat das Projekt „bio innovation park Rheinand“ der Universität Bonn. Hintergrund: 18 Unternehmen verschiedener Branchen, darunter zwei Banken, drei Hochschulen – neben der Uni Bonn der Rheinbacher Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und das „Bioeconomy Science Center“ des Forschungszentrums Jülich – sowie die Städte Meckenheim und Rheinbach arbeiten im Verein inhaltlich und räumlich zusammen. „Wir wollen mit dem Wissenschaftscafé zeigen, dass die Forscher ihre Projekte nicht hinter verschlossenen Türen betreiben“, berichtet Jasmin Welker vom Wissenschaftsladen Bonn, die die ungewöhnliche Zusammenkunft organisiert.

Den Jugendlichen Rede und Antwort stehen sieben renommierte Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen. Neben Agrarwissenschafltern können sie etwa eine Stadtplanerin oder einen Ethiker mit ihren Fragen zur Erzeugung von Bioenergie löchern. Viermal haben sie dazu Gelegenheit, denn so oft konnten sie die Tische wechseln. Insgesamt hat jeder Schüler drei Stunden Zeit dafür. Heißt: Nach 35 Minuten wandern die Mädchen und Jungen zum nächsten Tisch, an dem ein Wissenschaftler sitzt.

Die Zusammenkunft soll den 16 bis 17 Jahre alten Gymnasiasten nicht zuletzt als eine Art Berufsinformation dienen, meint Cordelia Henkel, Lehrerin für Biologie und Erdkunde am KAG. „Sie stehen schließlich alle vor der Frage, was sie werden wollen, wenn sie im kommenden Jahr ihr Abitur machen“, sagt Henkel. Denn: Alle Beteiligten am Nachhaltigkeitsprojekt hoffen, dass die Initiative für Wissenschaft und Wirtschaft zu einer Art Jobmaschine für die Region werden kann.

Bevor das Wissenschaftscafé losgeht, erhalten die Schüler bei einer Führung über den Campus Klein-Altendorf Einblick in die Forschungsarbeiten des „bio innovation parks“. Thorsten Kraska zeigt etwa die Hackschnitzelanlage und Versuchsflächen. „Im bio innovation park erforschen wir unter anderem, wie viel energetisches Potenzial das Schnitt- und Rodungsholz aus der Obst- und Gartenbauregion hat. Ein weiteres Thema sind Pflanzen, die speziell zur Energieerzeugung angebaut werden.“

Kann man mit Restholz eine Stadt wie Meckenheim mit Energie versorgen? Wollen wir meterhoch wachsende Energiepflanzen in unserem Stadtbild? Welche Auswirkungen hat der Anbau von Energiepflanzen auf die biologische Vielfalt? All das sind Fragen, die beim Wissenschaftscafé diskutiert werden. Ein Blatt vor den Mund nehmen muss keiner. Kritisches Nachfragen ist vielmehr sogar erwünscht. Und das tun die Elfklässler auch. „Man merkt, wie sehr sich die Schüler für das Thema begeistern können. Wir denken, sie lernen durch das Wissenschaftscafé und diese andere Art der Auseinandersetzung mit den Themen Bioenergie und Klimaschutz viel – sogar mehr als im Schulunterricht“, meint Cordelia Henkel. Für Brigitte Peter vom Wissenschaftsladen ist es besonders wichtig, dass die Diskussion auf Augenhöhe stattfindet: „Oft werden die Experten von den Schülern auf interessante Sachverhalte hingewiesen und können dadurch sogar noch selbst etwas mitnehmen.“

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