Interview mit Uwe Lyko Herbert Knebel tritt am 18. Mai im Rheinbacher Stadttheater auf

Der Mann altert einfach nicht. Seit mehr als 25 Jahren ist Herbert Knebel so um die 60. Der Frührentner trägt stets eine beige-farbene Joppe, braune Hose, schwarze Hornbrille und blaue Kappe und erklärt in Ruhrpott-Deutsch die Welt. "Boh glaubse, ich sach Sie" beginnen seine Geschichten über Erlebnisse an der Wursttheke, im Spaßbad oder im Skiurlaub. In den Knebel-Klamotten steckt Uwe Lyko.

 Die modische Brille gehört dazu: Herbert Knebel tritt am 18. Mai in Rheinbach auf.

Die modische Brille gehört dazu: Herbert Knebel tritt am 18. Mai in Rheinbach auf.

Foto: Knebel

Ihr Programm heißt "Ich glaub, ich geh kaputt". Muss man sich Sorgen um die Gesundheit von Herbert Knebel machen?
Uwe Lyko: Knebel ist robust. Er hat manchmal ein bisschen Stress.

Was bekommen die Rheinbacher im Mai zu hören?
Lyko: Neue Geschichten aus Knebels Leben. Dazu etwas Musik mit Ozzy Ostermann an der Gitarre.

Es geht auch um Sex im Alter. Ist das Programm jugendfrei?
Lyko: Klar. Es gibt ein paar Andeutungen in Richtung Ehefrau Guste, doch nix Pornografisches.

Wann stellen Sie Guste mal dem Publikum vor?
Lyko: Guste ist wie Mrs. Columbo. Die gibt es nur in der Erzählung, nie im Bild.

Knebel ist politisch unkorrekt, beleidigt Mitmenschen und hält "Emazzipation" für ein Phänomen der 70er, das wissenschaftlich längst widerlegt ist. Warum ist er dennoch so beliebt?
Lyko: Weil er Sympathieträger ist und trotz seiner Granteligkeit einen Sinn für Gerechtigkeit und das Herz auf dem rechten Fleck hat.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Uwe Lyko und Knebel?
Lyko: Beide können ungeduldig und aufbrausend sein. Beide haben ein Gefühl für Solidarität, weil sie aus Arbeiterfamilien aus sozialdemokratischem Umfeld kommen. Und beide mögen Fußball.

Sie stammen aus Duisburg und leben in Essen. Warum halten Sie zum BVB und nicht zum MSV oder Rot-Weiß Essen?
Lyko: Ich habe 1966 den Sieg der Dortmunder im Endspiel des Europacups gegen Liverpool im Fernsehen gesehen. Libuda schoss das Siegtor. Das hat mich so begeistert, seitdem bin ich BVB-Fan.

Sie waren Sänger in einer Punkband. Was verschlug Sie ins Humorfach?
Lyko: Ich war kein begnadeter Sänger oder Songwriter. Aber meine witzigen Ansagen kamen gut an.

Hat die Figur Knebel ein reales Vorbild?
Lyko: Nee. Der Charakter ist ein Sammelsurium aus Kindheitserinnerungen.

Wo erwerben Sie die zeitlos schöne Kleidung Knebels?
Lyko: Die Oppa-Hose habe ich "ausse Wollwort", wie man bei uns sagt. Die Jacke aus dem Second-Hand-Laden. Die erste ist mittlerweile verschlissen.

Die Kappe sollen Sie Helge Schneider "gestohlen" haben.
Lyko: Wir hatten 1988 einen gemeinsamen Proberaum. Er hatte die Kappe liegen gelassen, und ich habe sie einfach aufgesetzt.

Knebel gerät ja leicht in Rage. Wird er mal altersmilde?
Lyko: Das glaube ich nicht. Er lernt zwar immer neue Dinge kennen, aber sein Charakter ist seit 25 Jahren gleich. Er wird sich wohl auch noch in 25 Jahren gerne aufregen.

Woher kommen Ihre Themen?
Lyko: Manche Sachen springen einen an, bei anderen muss ich lange überlegen. In der Anfangszeit war es einfacher, da hatte ich eine Million Ideen.

Bauen Sie auch aktuelle Entwicklungen ein wie etwa die Personalie Alice Schwarzer?
Lyko: Eher andeutungsweise. Ich bin ja kein politischer Kabarettist.

Gibt es Tabus für Sie?
Lyko: Sexismus und Rassismus gehen nicht, ebenso schwulenfeindliche Witze. Ich mache mich nicht über die lustig, die am Boden liegen, etwa über Leute aus der Unterschicht. Das sind ja oft arme Schweine und Opfer. Es wäre billig, über die Witze zu machen.

Ist Knebel die moderne Ausgabe von Adolf Tegtmeier?
Lyko: Die beiden Figuren sind nicht vergleichbar. Sie ähneln sich zwar optisch, aber Knebel hat ein ganz anderes Tempo, ein ganz anderes Temperament.

Verstehen der Oberbayer und der Sachse und der Hamburger den Ruhrpott-Humor? Oder müssen Sie dort "Plörren" und "Blagen" übersetzen?
Lyko: Da gibt es keine Unterschiede. Ich bin auch im Osten kein Exot mehr. Auch dort sind die Leute total begeistert.

Wie schaffen Sie es, Knebels schrägen Satzbau, die falsche Grammatik und die Wortverdrehungen konsequent durchzuhalten?Lyko: Das ist ganz simpel, ich lerne alles auswendig. Ich improvisiere auf der Bühne ja nicht.

Mit dem Affentheater spielen Sie auch Rock-Klassiker wie "Highway Star" von Deep Purple oder "Whole Lotta Love" von Led Zeppelin. Ihr Musikgeschmack?
Lyko: Nein. Ich gehöre nicht zu denen, deren Musikgeschmack mit der letzten Platte der Rolling Stones endet. Ich mag Jazz und moderne Sachen, aber nicht die Hitparaden-Scheiße.

Fast ebenso bekannt wie Knebel ist Ihre Helmut-Schmidt-Parodie in den WDR-"Mitternachtsspitzen". Möchten Sie mit ihm mal eine rauchen?
Lyko: Eher nicht. Ich rauch' ja auch schon lange nicht mehr. Ich glaub' aber auch, dass Helmut Schmidt privat eher langweilig und humorlos ist, obwohl er als öffentliche Person einen hohen Unterhaltungswert hat.

Der Auftritt in Rheinbach

Sex im Alter, Knatsch im Treppenhaus, Rambazamba beim Seniorentanz. Herbert Knebel steppt auf jedem Parkett - nun auch mit seinem Solo-Programm "Ich glaub, ich geh kaputt...!" in Rheinbach. Der Kabarettist ist am Sonntag, 18. Mai, 18 Uhr, zu Gast im Stadttheater.

Vordergründig parodiert er den Pilsverkoster einer Essener Trinkhalle. Aber er erzählt mit solch subtiler Schläue, dass man den tieferen Sinn zuerst nicht mitbekommt - und dann befreit auflacht. Was modern ist, außergewöhnlich oder unfassbar, bringt er mit Hintersinn auf den Boden der Tatsachen. Knebel verknüpft seine Geschichten locker zu einem Gesamtbild der Ruhrstadt und ihrer Bewohner. Karten für 25,40 Euro inklusive Vorverkaufsgebühr gibt es in der Buchhandlung Kayser in Rheinbach, in der Buchhandlung "lesen - lernen - wissen" in Meckenheim, im Ticketshop Ruland in Meckenheim, unter www.ticket-regional.de, bei Bonn-Ticket und in allen GA-Zweigstellen.

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