Jung hilft Alt in Rheinbach Gute Zusammenarbeit der Generationen

Rheinbach · Die vor einem halben Jahr ins Leben gerufene Taschengeldbörse fördert den Austausch zwischen Jugendlichen und Senioren. Die Erfahrungen sind bisher durchweg positiv, auch wenn manche Senioren noch zaudern.

 Die Beteiligten des Pojekts trafen sich nach fast sechs Monaten zum Erfahrungsaustausch.

Die Beteiligten des Pojekts trafen sich nach fast sechs Monaten zum Erfahrungsaustausch.

Foto: Sahra Amini

Das Taschengeld etwas auffrischen und gleichzeitig Senioren etwas Gutes tun, das ist in Rheinbach seit Mai dieses Jahres durch die Taschengeldbörse noch einfacher geworden. Das vom Rheinbacher Seniorenforum, dem Freiwilligenzentrum Blickwechsel und dem Stadt-Jugend-Parlament Rheinbach organisierte Projekt kann bereits auf einige erfolgreiche Monate zurückblicken. Nun wird es sowohl finanziell als auch mit Rat und Tat durch die Bürgerstiftung „Wir für Rheinbach“ unterstützt.

Das Projekt bringt Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 20 Jahren mit Senioren zusammen, die Hilfe benötigen. Die Taschengeldbörse gibt es an insgesamt 35 Standorten, einer davon ist seit knapp einem halben Jahr die Stadt Rheinbach. Seit der Gründung wurden bereits 30 Jobs vermittelt. Dabei wird vor allem auf die Zufriedenheit aller Beteiligten Wert gelegt.

Das Aufgabenfeld der vermittelten Jobs erstreckt sich von Gartenarbeit über Hilfe am Computer bis hin zur Unterstützung beim Einkauf. Durch das Projekt solle älteren Menschen ermöglicht werden, länger in den eigenen vier Wänden leben zu können, sagt Henning Horn vom Rheinbacher Seniorenforum.

Marianne Schönewiese ist 74 Jahre alt und machte nur positive Erfahrungen: „Ich habe lange auf die Taschengeldbörse gewartet.“ Sie sei auf der Suche nach jemandem gewesen, der ihr beim Umgang mit dem Computer etwas unter die Arme greifen kann. „Julius kann mir einige Tricks zeigen. Es gibt Dinge, an die habe ich mich nicht herangetraut“, erzählt sie. Außerdem lege ihr jugendlicher Helfer Wert auf Sicherheit im Netz, was ihr besonders gut gefalle. Julius Clasen ist 15 Jahre alt; er wollte sein Taschengeld aufstocken und meldete sich daher für den Job. Dass er Marianne Schönewiese vermittelt wurde, trifft sich gut, denn die beiden sind sozusagen Nachbarn.

Das Projekt ist für beide Seiten ein Gewinn: Die Jüngeren helfen den Älteren und verdienen sich dabei etwas Taschengeld dazu. Nicht zu vergessen ist zudem ein positiven Nebeneffekt: Die Förderung des sozialen Miteinanders. „Wenn man sich traut, dann haben beide Parteien etwas davon“, ist sich Henning Horn sicher. Oft bringen die eigenen Kinder oder Enkelkinder nicht solch eine Geduld auf, um den eigenen Eltern oder Großeltern im Haushalt zur Hand zu gehen. Julius habe Marianne Schönewiese stets Geduld entgegengebracht. Der Umgang miteinander verlaufe mehr als zufriedenstellend: „Wir gehen locker, aber respektvoll miteinander um“, beschreibt die Seniorin die gemeinsame Zeit. „Ich habe erst nach dem Problem gefragt und mein Wissen entsprechend vermittelt“, erläutert Julius seine Vorgehensweise.

Nicht nur die Jugendlichen und Senioren sind zufrieden mit dem Umgang untereinander, sondern auch die Trägereinrichtungen. Es herrsche ein „konstruktives Miteinander“, lobt Verena Weber vom Freiwilligenzentrum Blickwechsel. Die Aufgabenverteilung funktioniert ebenfalls reibungslos: Blickwechsel und das Stadt-Jugend-Parlament übernehmen die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen.

Die Mitglieder des Stadt-Jugend-Parlaments versuchen auf unterschiedlichen Wegen den Bekanntheitsgrad der Taschengeldbörse zu steigern. Dazu werde unter anderem Facebook und die persönliche „Mund-zu-Mund-Propaganda“ genutzt, erklärt die 18-jährige Lea Kummerfeldt, Mitglied des Stadt-Jugend-Parlaments. Das Rheinbacher Seniorenforum übernimmt indes die Ansprache der Senioren, die sich etwas schwieriger gestaltet. Die älteren Damen und Herren seien ein wenig zaghaft, wenn es darum gehe, jemanden zu sich ins Haus zu lassen, bedauern die Vertreter des Seniorenforums. Über die rechtliche Absicherung bräuchten sie sich jedenfalls keine Gedanken zu machen, diese laufe über die Haftpflicht- und Krankenversicherung, stellen die Vertreter des Seniorenforums klar.

Aus der bisherigen Erfahrung werde außerdem deutlich: Die Jugend von heute werde unterschätzt, betont Bürgermeister Stefan Raetz. Denjenigen, die noch zögern rät er: „Traut euch!“

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