Universität Bonn Graspapier-Kartons aus dem Labor

Meckenheim/Rheinbach · Im Technikum des Campus Klein-Altendorf werden nachwachsende Rohstoffe als Dämmstoffe entwickelt.

 Einen nachwachsenden Dämmstoff aus Klein-Altendorf trägt Unirektor Michael Hoch auf. FOTO: AXEL VOGEL

Einen nachwachsenden Dämmstoff aus Klein-Altendorf trägt Unirektor Michael Hoch auf. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Das Experiment kann als geglückt angesehen werden – dabei ging die Generalprobe noch gehörig daneben. Tatsächlich landet der neue, von jungen Forschern am Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn entwickelte Flüssigdämmstoff auch dort, wo er hinsollte: an einer Hauswand. Michael Hoch, Rektor der Bonner Uni und von Hause aus Molekularbiologe, sowie Ralf Pude, Leiter des Fachbereichs Nachwachsende Rohstoffe der Universität Bonn, Geschäftsführer des Campus Klein-Altendorf und Professor für Agrarwissenschaften, mühen sich sichtlich, dass die gelblich-weiße Masse auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird.

Mit der Demonstration im schick restaurierten Campus-Gehöft im Rheinbacher Ortsteil Wormersdorf stellt der Campus eindrucksvoll unter Beweis, dass nicht graue Theorie den Alltag in den weitläufigen Institutsgebäuden zwischen Meckenheim und Rheinbach bestimmt. Vielmehr, so berichtet Pude, sollen die Forscher zusammen mit vor allem örtlichen Unternehmen Geistesblitze in marktfähige Produkte verwandeln – ein Vorhaben, das gut in den Gedanken des „bio innovation parks Rheinland“ passt. Seit gut einem Jahr wächst im drittgrößten Obstanbaugebiet Deutschlands ein interkommunaler und zudem klimaneutraler Wissenschafts- und Gewerbepark heran.

Als Teil dieses Wissenschafts- und Gewerbeparks eröffneten Hoch und Pude gestern Nachmittag das neue Technikum. In seinen Räumen entstehen etwa Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Das neue Technikum verfügt über eine Vielzahl unterschiedlicher Messgeräte, mit denen zum Beispiel die Poren und die Wärmeleitfähigkeit der neuartigen Dämmstoffe aus dem Großgras „Miscanthus giganteus“ bestimmt werden können. Hinzu kommen unter anderem ein Rasterelektronenmikroskop, ein Partikelanalysegerät und eine Mühle, mit der die Proben aufbereitet werden können. Geräte zur Messung des Blatt-Stängel-Verhältnisses und des Siliziumanteils vervollständigen den Instrumentepark. „Das Ziel ist, einen hochdämmenden Putz aus dem nachwachsenden Rohstoff zu entwickeln“, erklärt Pude. Und: Mit Hilfe der Technikum-Ausstattung seien aber auch weitere Produktentwicklungen von Bau-, Dämm- und Werkstoffen möglich.

Mit hörbarem Stolz in der Stimme berichtet der Campuschef, dass viele Geistesblitze aus Klein-Altendorf bereits die Enge von Petrischalen und Gewächshäusern überwunden hätten. Beispiel: Der Hermes-Versand teste derzeit emsig einen Karton, der aus Graspapier „Made in Klein-Altendorf“ entstanden ist. Auch der typische, gelbe Becher der Grafschafter Krautfabrik in Meckenheim könne bald aus diesem nachwachsenden Rohstoff entstehen – ein Prototyp liege dem Unternehmen vor. Zunehmend, so Pude, entwickelten sich aus Forschungen neue Start-up-Unternehmen. „Solche Gründungen wollen wir noch forcieren.“

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