Pläne zur Erweiterung des Gewerbegebiets Nord Gesucht: Mehr Raum für Firmen in Rheinbach

RHEINBACH · Ein Entwicklungskonzept hat die Stadt Rheinbach in Auftrag gegeben, um heraus zu finden, wo neuer Raum für Unternehmen geschaffen werden kann. Das Papier schlägt die Erweiterung des Rheinbacher Gewerbegebiets Nord vor. Eine Strategie für 2030.

 Rheinbach benötigt mögliche Erweiterungsflächen für Gewerbe und Industrie. Auf dieser Löwenzahnwiese an der Boschstraße siedelt sich, gleich neben Profi Parts, bald ein neues Unternehmen an. FOTO: AXEL VOGEL

Rheinbach benötigt mögliche Erweiterungsflächen für Gewerbe und Industrie. Auf dieser Löwenzahnwiese an der Boschstraße siedelt sich, gleich neben Profi Parts, bald ein neues Unternehmen an. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Der Name ist noch streng geheim, die Zahl der neuen Arbeitsplätze hingegen nicht: Ein wissensbasiertes Dienstleistungsunternehmen lässt im Rheinbacher Gewerbegebiet Nord II bald die Bagger anrollen.

Die Tinte unter dem Notarvertrag ist trocken, wie Wirtschaftsförderer Robin Denstorff im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr berichtete. 170 Mitarbeiter werden bald auf einem 16 000 Quadratmeter großen Gelände an der Boschstraße, nur einen Steinwurf vom neuen Bahnhaltepunkt Römerkanal entfernt, tätig sein.

Für Denstorff ein Beleg von vielen, dass Rheinbach neue Gewerbeflächen benötigt. Um zu wissen, wo neuer Raum für Unternehmen geschaffen werden kann, hat die Stadt ein Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben (der GA berichtete), welches nun vorliegt.

Nichts als Daseinsfürsorge

Das Entwicklungskonzept sei nichts anderes als Daseinsvorsorge, so der Wirtschaftsförderer - also ureigenste Verwaltungsaufgabe. Zudem sind neue Gewerbeflächen für Kommunen attraktiv, um neue Quellen für Gewerbesteuern zu erschließen. Wie süß es derzeit im Rheinbacher Steuersäckel klingelt, machte Denstorff an zwei Zahlen deutlich. Sorgten die Gewerbetreibenden und Unternehmer anno 2004 noch dafür, dass sechs Millionen Euro an Gewerbesteuern in der Kasse landeten, waren es 2014, exakt zehn Jahre später, schon 13 Millionen Euro.

Attraktiver Standort dank der Lage

Worte wie Balsam waren es, die Stadtplaner Dominik Geyer vom Planungsbüro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln den Zuhörern von CDU, SPD, FDP, UWG und Grünen mit auf den Weg gab. Rheinbachs Lage mache den Standort so attraktiv. Die Glasstadt sein eingebettet in eine Region "mit der höchsten Hochschuldichte weltweit". Dies führe dazu, dass derzeit insbesondere Flächen für technologisches und wissensbasiertes Arbeiten benötigt werden. "Global agierende Unternehmen wissen darum: Wir müssen diese Region im Blick haben, da sie pulsiert", sagte Geyer.

Aufholbedarf sieht der Diplom-Ingenieur aber bei der sogenannten Arbeitsplatzzentralität. Hinter dem Begriff versteckt sich die Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit Arbeitsort in Rheinbach je 1000 Einwohner. "Hier liegt Rheinbach unterhalb des Durchschnitts im Rhein-Sieg-Kreis", so Geyer.

Noch "Luft nach oben"

Konkret hat die Kommune ein Pendlersaldo von 2800 Frauen und Männern aufzuweisen. Heißt: Mehr Menschen pendeln zum Arbeiten aus Rheinbach raus als rein. Potenzial sieht der Stadtplaner auch im produzierenden Gewerbe. Das seien schließlich die Branchen, die für sprudelnde Gewerbesteuern sorgten. Diesbezüglich habe Rheinbach noch "Luft nach oben". Vor allem für diese Zielgruppe solle die Kommune "deutlich mehr Kräfte mobilisieren".

Neben dem Gewerbe- und Industriegebiet Nord - mit seinen Teilen I und II - stehen in Rheinbach derzeit noch das Hochschulviertel, das Areal "An den Märkten" und die Innenstadt für Ansiedlungen zur Verfügung - meist allerdings in eingeschränktem Maße. Die Entwicklungsfläche "Wolbersacker", südlich des Gewerbegebiets Nord gelegen, soll großflächigen Ansiedlungen vorbehalten bleiben, schlug Geyer vor.

Ausbau Richtung Westen

Insgesamt haben er und seine Fachleute ein Flächenpotenzial von 62 Hektar in Rheinbach errechnet. "Das ist schon sehr viel, aber Sie müssen auch alles im Regal haben", sagte er und meinte die Wünsche von kleinen, mittleren und großen Unternehmen. Da Bonn kaum neue Flächen habe, sei zudem mit einem "Überschwappeffekt aus Bonn" zu rechnen. Potenziale sieht er in der Erweiterung des Rheinbacher Gewerbegebiets Nord II - in Richtung Westen.

Wichtig sei, so Denstorff, frühzeitig Baurecht für die Flächen zu schaffen - nicht übereilt die Areale zu erschließen. "Wir müssen nicht - wie im Osten - gleich Straßen, Laternen und Bäume bauen", sagte er und fügte hinzu: "Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit, die haben Sie nicht mehr. Sonst freuen sich die anderen." Einstimmig votierte der Ausschuss dafür, das Konzept zur weiteren Beratung in die Fraktionen zu verweisen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort