Wiedereröffnung am Montag Friseure öffnen wieder: Was sie dürfen und was nicht

Rheinbach · Die Friseure dürfen ab Montag in NRW wieder öffnen und bauen ihre Läden – wie Jörg und Jaqueline Püts in Rheinbach – dafür aufwendig um. Wie sich die Friseure auf die Wiedereröffnungen vorbereiten.

 Die Waschbecken im Salon von Frisör Jörg Püts trennen nun Plexiglasscheiben. Der Friseurmeister selbst trägt eine Maske.

Die Waschbecken im Salon von Frisör Jörg Püts trennen nun Plexiglasscheiben. Der Friseurmeister selbst trägt eine Maske.

Foto: Matthias Kehrein

Jeder kennt ihn: den Bekannten, Freund oder Verwandten, der in seiner Verzweiflung zum Rasierapparat gegriffen und seiner wuchernden Haarpracht ein jähes Ende bereitet hat. Kein Wunder. Friseure in NRW haben seit knapp sechs Wochen wegen Corona geschlossen. Am Montag dürfen sie auf Anordnung des Landes wieder öffnen. Der Rheinbacher Friseurmeister Jörg Püts und seine Frau Jacqueline erzählen, wie sie dafür ihre drei Läden umgestaltet haben, wie groß der Andrang ist und wie sie die vergangenen Wochen erlebt haben. Mit ihnen sprach Katharina Weber.

Was dürfen Sie ab Montag, was dürfen Sie nicht?

Jörg Püts: Bis auf die gesichtsnahen Behandlungen wie Augenbrauen, Wimpern und Bart dürfen wir eigentlich alles. Schneiden, Färben. Nur keine Trockenhaarschnitte mehr, wir müssen allen Kunden im Salon die Haare waschen. Aber das ist kein Problem.

Wie bereiten Sie sich auf die Öffnung vor?

Jörg Püts: Wir haben etliches umgebaut, um die Abstands- und Hygieneregelungen einhalten zu können. Das geht vom Spuckschutz an der Theke und den Bedienungsplätzen bis zu den Waschanlagen, dem Rückwärtswaschbecken.

Wie schützen Sie Ihre Kunden, wie Ihre Mitarbeiter?

Jacqueline Püts: Wir haben Aufsteller am Eingang mit Desinfektionsmittel, damit die Kunden sich beim Reinkommen erst einmal die Hände desinfizieren können. Wir haben für unsere Mitarbeiter Masken, Visiere und Einmalhandschuhe. Wir bitten die Kunden, mit Mundschutz zu kommen. Weil man ihnen mit manchen Masken aber schlecht die Haare schneiden oder färben kann, bekommen sie eventuell ein Klarsichtvisier auf die Stirn geklebt. Die Visiere haben einen Klebestreifen, da ist eine Folie drauf, die man ganz leicht abziehen und das Ganze auf die Stirn kleben kann.

Jörg Püts: Die Visiere sind Klinikstandard und decken das ganze Gesicht ab. Der Kunde kann sehen und atmen, aber es können keine Tröpfchen durchgehen. Die Mitarbeiter sind verpackt wie nach Klinikstandard.

Stören Handschuhe nicht?

Jörg Püts: Wir haben die Option von der Berufsgenossenschaft, die Haare mit Handschuhen zu waschen, wie wir es auch normalerweise tun. Wenn am Kunden gearbeitet wird, werden wir das ohne Handschuhe tun. Die Mitarbeiter haben an jedem Wagen mit Scheren und Bürsten eine Flasche mit Handdesinfektionsgel, damit sie sich vor jedem Kunden die Hände desinfizieren können. In den Handschuhen schwitzt man zu stark und dadurch ist die Entzündlichkeit der Haut wesentlich höher.

Öffnen Sie zu anderen Zeiten als sonst?

Jörg Püts: Wir haben die Zeiten ein wenig nach hinten verlängert, weil wir nach Terminen arbeiten. Am Anfang werden wir auch montags arbeiten, dann müssen wir gucken, wie sich das einspielt. Wir können die Mitarbeiter nicht mehr arbeiten lassen, als tariflich festgelegt ist. Vielleicht arbeiten wir in Schichten.

Was kosten Sie die neuen Schutzmaßnahmen?

Jörg Püts: Für die Umbaukosten, zum Beispiel für das Plexiglas, und alle laufenden Kosten kommen ungefähr 1500 Euro zusammen, also 500 Euro pro Salon. Das Desinfektionsmittel kostet natürlich, Einmalhandschuhe, Visiere und Umhänge müssen nach jedem Kunden weggeworfen werden. Um diese zusätzlichen Kosten zu decken, berechnen wir zwischen 2,50 und vier Euro pro Kunden. Die Umlage nehmen wir aber nur, solange Corona anhält und die zusätzlichen Schutzmaßnahmen nötig sind.

Erhöhen Sie Ihre Preise darüber hinaus?

Jörg Püts: Ja, es wird eine moderate Preisanpassung geben.

Sie nehmen seit Anfang der Woche wieder Termine an. Wie sieht der Kalender aus?

Jörg Püts: Im Salon an der Martin-
straße ist der Mai schon zu 80 Prozent dicht.

Jacqueline Püts: Der Ansturm ist da. Die Nachfrage ist auf allen Kanälen rege, am Telefon, auf Facebook, wir werden auf der Straße angesprochen. In den anderen beiden Salons arbeiten wir ohne Termin. Die Mitarbeiter sollen die Kunden am Tag selbst verteilen, das heißt, die Kunden können direkt rein oder werden gebeten, später wiederzukommen. Sollte das unerwarteterweise im Chaos enden, müssen wir auch da Termine vergeben. Aber Terminvergabe ist ein großer Aufwand. Im Moment könnten wir eine Mitarbeiterin abstellen, die nur ans Telefon geht.

Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

Jacqueline Püts: Gruselig. Dass es Schwankungen gibt, ist normal, aber sowas haben wir alle noch nicht erlebt. Erst war es ein richtiger Schock, dass wir gar nicht arbeiten konnten. Es war deprimierend, weil man nicht wusste, wie es weitergeht. Aber die Kosten liefen weiter, wir haben über 20 Mitarbeiter. Mit Kurzarbeitergeld muss man als Unternehmer in Vorleistung gehen. Mittlerweile ist ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Lange hätte das nicht weitergehen können. Deswegen haben wir die Hoffnung, dass sich alle an die Regeln halten und es keine Rolle rückwärts gibt. Es wird dringend Zeit, dass wir wieder arbeiten können. Für Kleinunternehmer wie uns ist das eine ziemliche Katastrophe. Viele Kosten sind nur aufgeschoben. Zwar haben viele Leute Verständnis, Vermieter, Sozialversicherungen, aber diese Welle rollt irgendwann auf einen zu.

Fühlen Sie sich von der Regierung gut unterstützt?

Jörg Püts: Die Soforthilfeprogramme haben toll geklappt, das muss man eindeutig sagen. Auch das Kurzarbeitergeld hat tadellos funktioniert. Die Verantwortlichen haben sehr gute Arbeit geleistet.

Jacqueline Püts: Allerdings muss man auch sagen: Die Unterstützung war so in Ordnung, aber sollte das noch einen Monat oder sechs Wochen weitergehen, reicht das nicht aus. Dann müsste man noch einmal dasselbe kriegen, und uns ist klar, das wird nicht passieren.

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