Erstlingsroman von Sonja Heiss Familie als psychologisches Anschauungsobjekt

Rheinbach · Sonja Heiss stellt in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ihren ersten Roman "Rimini" vor. Darin erzählt die 41-Jährige von einer dysfunktionalen Familie.

Was ist eine dysfunktionale Familie? Laut Kitahandbuch leiden darin Kinder und Erwachsene unter persönlichen und zwischenmenschlichen Problemen, die zu einem großen Teil durch gestörte Familienstrukturen und -prozesse verursacht werden. Um solch eine Familie dreht sich der Erstlingsroman der 41-jährigen Autorin und Regisseurin Sonja Heiss, den sie jetzt als Gast auf dem Sofa in der Bibliothek der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach vorstellte. „Rimini“, so der Titel des 400-Seiten-Werks, erzählt von Alexander, Barbara und ihren erwachsenen Kindern Hans und Masha.

Barbara und Alexander sind seit mehr als 40 Jahren verheiratet und könnten nun als Rentner einen gemütlichen Lebensabend verbringen.Während Alexander schon einsam ist, wenn seine Frau in ein anderes Zimmer geht, fühlt Barbara sich eingeengt und flüchtet, indem sie dauernd unterwegs ist. Alexander kauft daraufhin den Wellensittich Bizzi und entwickelt zu ihm eine fast menschliche Beziehung. Sohn Hans ist ein erfolgreicher Anwalt, verheiratet und Vater zweier Kinder.

Dann wird er plötzlich von Wutanfällen wie in seiner Kindheit heimgesucht. Seine 39-jährige Schwester Masha war Schauspielerin, ist aber nicht mehr erfolgreich und schlägt sich mit Gelegenheitsaufträgen durch. Nun will sie von ihrem Freund ein Kind, doch plötzlich geht er ihr auf die Nerven. Sie verlässt ihn und macht sich auf die Suche nach einem Kindsvater.

Der Roman charakterisiert die Protagonisten aus einer psychologischen Sichtweise. „Es geht darum, welchen Einfluss Großeltern und Eltern auf die psychische Entwicklung der Kinder haben“, so Heiss. Sie erzählt ihre Geschichte witzig und humorvoll. „Wie schön wäre es, mit einem Mann zu leben, der keine Fragen stellt und keine Fingernägel hat, mit denen man Diamanten zerkratzen kann. Mit einem, der keine abgeschnittenen Nasenhaare im Waschbecken hinterlässt“, lässt Heiss Barbara sagen.

Für die Autorin endet jede richtige Komödie tragisch, denn „Tragik gewinnt mit Humor“. Vor dem Roman veröffentlichte die gebürtige Münchnerin 2011 den Erzählband „Das Glück geht aus“. Es sei „eine logische Konsequenz“ gewesen, dass sie einen Roman schreiben wollte.

Heiss arbeitet außerdem als Regisseurin. So feierte ihr „Hotel Very Welcome“ 2007 Premiere bei der Berlinale.

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