Fahrradklima in Rheinbach Fahrradklimatest 2016 zeigt noch viel Handlungsbedarf für Rheinbach

RHEINBACH · Es ist besser geworden, aber noch lang nicht gut: Der Fahrradklimatest für Rheinbach zeigt positive Entwicklungen in der Glasstadt, aber auch, dass noch viel zu tun ist für sicheres und entspanntes Radfahren. Ein großes Problem sind Fahrraddiebstähle.

 Fahrradfahrer auf der Straße Vor dem Voigtstor in Rheinbach.

Fahrradfahrer auf der Straße Vor dem Voigtstor in Rheinbach.

Foto: Axel Vogel

Zufall mag es gewesen sein, dass am Montag just auf den Tag genau zum 200. Jahrestag der Erfindung des Fahrrads durch Karl Drais das Ergebnis des Fahrradklimatests 2016 für Rheinbach präsentiert wurde.

Kein Zufall war es hingegen, dass diese Präsentation in Gemeinsamkeit von Stadt und Allgemeinem Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg stattfand. „Wir machen das gemeinsam mit Bürgerschaft, Politik und Verwaltung, um etwas zu erreichen“, sagten der ADFC-Sprecher der Verkehrsplanungsgruppe Rhein-Sieg linksrheinisch, Georg Wilmers, und der Ortsgruppensprecher Dietmar Pertz. „Wir wollen nicht reinhauen, wie furchtbar die Situation ist, sondern wir wollen sachlich gemeinsam Schlüsse ziehen und zu konkreten Ergebnissen für Rheinbach kommen.“

Die Freude über die Kooperation mit dem ADFC betonte auch Bürgermeister Stefan Raetz: „Wir werden die Punkte weiter abarbeiten, ein Konzept aufstellen und gemeinsam mit dem ADFC auch umsetzen. Daran werden wir gemessen.“

Viele Punkte nur ausreichend bis mangelhaft

150 Personen hatten sich an der nichtrepräsentativen Befragung 2016 für Rheinbach beteiligt, doppelt so viele wie in 2014. Sie gaben 27 einzelnen Aspekten des Radverkehrs in Rheinbach, die in fünf Themenbereichen zusammengefasst waren, Schulnoten von eins bis sechs.

So wurde etwa im Themenbereich „Komfort beim Radfahren“ bewertet, ob die Wege angenehm breit sind und ein problemloses Überholen langsamerer Radfahrer möglich ist oder ob die Wege oft zu schmal sind. Hier gab es mit der Durchschnittsnote 4,9 eine ebenso schlechte Bewertung wie für die Führung an Baustellen. Schlecht benotet wurden im Bereich Stellenwert des Radfahrens die Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,9) und die Ampelschaltungen für Radfahrer (4,8).

Positiver werteten die Teilnehmer hingegen im Bereich Infrastruktur und Radverkehrsnetz die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,5), zügiges Radfahren (3,8) und geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (3,8). Deutlich verbessert haben sich auch die Bewertung des Winterdienstes auf Radwegen (plus 1,0) und deren Reinigung (plus 0,8).

Dies zeige, dass in Rheinbach durchaus Ansätze vorhanden seien, um attraktive Radverkehrsbedingungen zu schaffen. Die geringsten Verbesserungen hingegen gab es bei den Aspekten Fahrraddiebstahl, Konflikte mit Kfz und Fahrradmitnahme im ÖPNV.

„Der Fahrraddiebstahl stellt tatsächlich gefühlt ein großes Problem in Rheinbach dar, das auch deshalb virulent ist, weil es außer der Abstellanlage am Haltepunkt Römerkanal fast keine Abstellmöglichkeiten gibt, bei denen der Fahrradrahmen an einem Anlehnbügel oder einem anderen fest verankerten Gegenstand angeschlossen werden kann. Das ist vor allem am Bahnhof ein großes Problem“, so Wilmers. Keinen Einfluss hat die Stadt auf die Fahrradmitnahme im ÖPNV.

Wenn auch in allen einzelnen Bewertungen und in der daraus ermittelten Gesamtnote gegenüber dem Fahrradklimatest 2014 eine deutliche Steigerung um eine halbe Note von 4,9 auf 4,4 in 2016 zu verzeichnen ist, so sei das Ergebnis immer noch als schlecht zu bewerten. „Der Fahrradklimapatient Rheinbach konnte quasi von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden, gesund ist er aber noch lange nicht“, so Wilmers. „Wir sind besser geworden, aber noch lange nicht gut. Es ist noch deutlich Luft nach oben“, stellte auch Bürgermeister Raetz fest.

Radverkehrskonzept soll Verbesserungen bringen

Erste Schritte mit kleineren Maßnahmen waren bereits nach dem Ergebnis aus dem Jahr 2014 unternommen worden. „Wir waren nach dem ersten Test gemeinsam mit dem ADFC unterwegs und haben versucht, einzelne Bereiche umzugestalten“, sagte Raetz. Dazu nannte er das Abflachen der Schwellen im Weilerfeld und einzelne Beschilderungen. Aber: „Den großen Wurf, das Gesamtkonzept haben wir noch nicht.“

Das soll jetzt im Zuge des Masterplans Innenstadt gelingen. Denn im ersten Schritt sind für die Entwicklung eines Radverkehrskonzepts 200 000 Euro beantragt, die vom Land aufgrund des Masterplans mit 70 Prozent gefördert werden. Der Zeitraum sei abhängig von der Bewilligung der Fördermittel sowie der Darstellung des Eigenanteils von 60 000 Euro im städtischen Haushalt. „Realistisch ist das für 2018“, so Raetz.

Vorab sollen kleinere Dinge in Kooperation mit dem ADFC umgesetzt werden. So sei eine Verleihstation für E-Bikes bereits auf den Weg gebracht, ebenso wie sicherere Abstellmöglichkeiten ähnlich wie am Haltepunkt Römerkanal und mobile Abstellmöglichkeiten für den Himmeroder Wall.

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