Gespräch am Wochenende: Astrid Barthel Erste Selbsthilfegruppe für Angststörungen in Rheinbach

Rheinbach · Alle Menschen haben irgendwann vor irgendwas Angst. Angst kann aber auch krankhaft werden. Astrid Barthel hat nun im Linksrheinischen die erste Selbsthilfegruppe für Angst- und Panikstörungen/Depressionen in Rheinbach gegründet.

Hilfe durch Gespräche: Astrid Barthel hat eine Selbsthilfegruppe für Personen mit Angst- und Panikstörungen/Depressionen in Rheinbach gegründet.

Hilfe durch Gespräche: Astrid Barthel hat eine Selbsthilfegruppe für Personen mit Angst- und Panikstörungen/Depressionen in Rheinbach gegründet.

Foto: Axel Vogel

Wie kamen Sie dazu, eine Selbsthilfegruppe für Patienten mit Angst- und Panikstörungen/Depressionen in Ihrer Heimatgemeinde auf den Weg zu bringen?

Astrid Barthel: Im Linksrheinischen gab und gibt es bisher keine entsprechenden Gruppen für Betroffene. Schon vor einem Jahr habe ich mir die Gründung solch einer Selbsthilfeeinrichtung überlegt, vor einem halben Jahr wurden meine Vorstellungen immer konkreter. Das Problem bei uns Betroffenen ist doch, dass es einfach zu wenig Therapieplätze vor Ort gibt und die Wartezeiten meistens mehr als ein halbes Jahr dauern. Das ist lange für jemanden, der krankheitsbedingt nicht mobil ist und nicht einfach in andere Städte fahren kann. So habe ich mir überlegt, dass wir uns wenigstens in solch einer Gruppe austauschen können.

Warum gab und gibt es in den Kommunen Bornheim, Rheinbach, Swisttal, Alfter, Meckenheim und Wachtberg bisher noch keine Selbsthilfegruppe?

Barthel: Das hängt mit unserem Krankheitsbild zusammen. Da viele Bereiche für uns als Betroffene Stressfaktoren beinhalten, ist es schwierig, solch eine Aktion auf den Weg zu bringen. Ich war jetzt dazu auch nur in der Lage, weil es mir zurzeit besser geht. Als die Idee sich bei mir verfestigte, habe ich mich an die zentrale Selbsthilfegruppe in Troisdorf gewandt, und die haben mir geholfen, indem sie Flyer gedruckt und die geplante Gründung in einem Wochenblatt veröffentlicht haben.

Gibt es genügend Nachfrage?

Barthel: Auf jeden Fall. Es haben sich bisher fünf Betroffene aus Meckenheim, Wachberg, Rheinbach und sogar Ahrweiler angemeldet. Alles Frauen. Bis auf maximal zehn Teilnehmer soll die Gruppe erst einmal anwachsen. Dann wird man sehen, ob wir uns dann noch vergrößern werden.

Warum ist eine Selbsthilfegruppe gerade bei Ihrer Krankheit so wichtig?

Barthel: Ich habe festgestellt, dass der Austausch mit anderen Betroffenen, wenn sie schon keine Therapie haben, und die ist äußerst schwierig zu bekommen, sehr wichtig ist. Freunde oder Bekannte, die nicht betroffen sind, können oftmals die Probleme, die wir haben, nicht nachvollziehen. In der Gruppe können alle Teilnehmer ihre Probleme loswerden, ohne schräg angeschaut zu werden.

Welche Erwartungen haben Sie an die Gruppe?

Barthel: Eigentlich keine. Allerdings erhoffe ich mir für mich selber neue Kontakte und neue Freundschaften, mit denen ich mich dann über die Krankheit und die Auswirkungen austauschen kann und die einen verstehen. Außerdem wäre es schön, wenn man darüber hinaus auch mehr von neuen Therapiemöglichkeiten erfahren würde. Ich habe als alleinerziehende Mutter bisher immer Verantwortungen für andere übernommen. Die Selbsthilfegruppe ist ausschließlich für meine Bedürfnisse da und soll mir gut tun.

Wie stellen Sie sich solch eine Gruppenveranstaltung vor?

Barthel: Nach einer Vorstellungsrunde wird man sehen, wie es weitergeht. Da bin ich offen für Vorschläge. Wenn wir uns gut verstehen, könnten wir auch Ausflüge wie gemeinsam Essen gehen oder den einen oder anderen Kino- oder Kneipenbesuch unternehmen. Solche Ausflüge wären für mich allerdings bei meiner Krankheit eine echte Herausforderung. Denn ich fühle mich bei der Reizüberflutung in einer Kneipe schlichtweg überfordert.

Ist es für Sie schwierig, mit Ihrer Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen?

Barthel: Ich halte es für unumgänglich, dass über Depressionen und Ängste gesprochen wird. Immer mehr Menschen leiden unter einer psychischen Krankheit – es ist fast eine Volkskrankheit – aber in der Öffentlichkeit ist sie kein Thema. Das muss sich ändern.

Die Selbsthilfegruppe findet ab Mai alle 14 Tage freitags von 18 bis 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum an der Ramershovener Straße 6 statt. Der genaue Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben. Wer Interesse hat, kann sich an Astrid Barthel unter 01 57/74 40 60 70 wenden.

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