Vogelschutz in der Voreifel Drei Rotmilane wurden in Rheinbach vergiftet

Rheinbach · Peter Meyer vom Nabu Bonn kann zwei der seltenen Wildvögel nach einer Vergiftung noch retten. Gerade Rotmilane sind besonders gefährdet, weil sie als Aasfresser immer wieder vergiftete Tiere fressen. Mäuse und Ratten fressen Giftköder. Das Gift ist auch für die Greifvögel gefährlich.

 Peter Meyer mit einem geretteten Rotmilan.

Peter Meyer mit einem geretteten Rotmilan.

Foto: Nabu Bonn

Am 19. Juli wurde beim Wildvogel-Notruf des Nabu Bonn von einem Bürger aus Rheinbach-Loch ein verletzter Rotmilan gemeldet, der im Graben neben einer viel befahrenen Straße lag.

Peter Meyer vom Nabu Bonn fuhr sofort nach Loch, um sich den Vogel anzusehen. Der Rotmilan war nicht beringt und zeigte ganz typische Vergiftungserscheinungen wie Auswurf von halb verdauter Nahrung. Gerade Rotmilane sind hier besonders gefährdet, weil sie als Aasfresser immer wieder vergiftete Tiere fressen. Der Vogel wurde sofort an das "Vogeltaxi" von Peter Schwenker in Rheinbach übergeben, der ihn umgehend in die Tierklinik in Mayen brachte. Dort wurde er notfallmäßig versorgt und in der Wildvogelpflegestation in Kirchwald weiter behandelt.

Und dies war leider kein Einzelfall. Gleich zwei weitere vergiftete Rotmilane wurden dem Nabu Bonn in den letzten drei Wochen aus Rheinbach gemeldet. Experten schließen gezielte Vergiftungen nicht aus. Ein Vogel wurde ebenfalls von Peter Schwenker nach Kirchwald gebracht und wird dort noch behandelt. Ein dritter Rotmilan mit ähnlichen Krankheitssymptomen, der nach Hellenthal gefahren worden war, musste dort leider eingeschläfert werden, da er bereits erblindet war.

"Diese alarmierende Häufung von Vergiftungsfällen in unserer Region zeigt deutlich, wie schädlich die heute weit verbreitete Praxis ist, durch unsachgemäßes Ausbringen von Giftködern Ernteschädlinge wie Ratten und Wühlmäuse zu bekämpfen", sagt Nabu-Mann Meyer. Schon lange plädieren daher der Nabu Bonn und viele andere Vogelschützer dafür, die Nagetiere vielmehr durch gezieltes Aufstellen von Sitzwarten für Greifvögel wie Turmfalken, Bussarde und Eulen zu bekämpfen, die als die natürlichen Feinde dieser Schädlinge die Bestände ebenso effizient dezimieren würden wie das Gift. Damit würden Naturschutz und Landwirtschaft an einem Strang ziehen.

Das Verbreitungsgebiet des Rotmilans erstreckt sich quer durch Europa von Spanien bis zur Ukraine. Neuste Zählungen gehen von etwa 12.000 bis 18.000 Brutpaaren in Deutschland aus, so der Nabu. "Dies sind rund 50 Prozent des europäischen Bestandes, das heißt, wir tragen hier eine besondere Verantwortung für diese prächtige Greifvogelart." Für NRW werden 700 bis 900 Rotmilan-Reviere angegeben. Für das Jahr 2015 ermittelte die Biologische Station des Kreises 123 Brut- und Revierpaare, vorwiegend im östlichen Rhein-Sieg-Kreis. Der Nabu Bonn betreut neun Brutreviere durch regelmäßige Kontrolle der Horststandorte.

Inzwischen geht es dem von Peter Meyer geborgenen Rotmilan wieder gut, und er konnte wieder in seinem angestammten Revier ausgesetzt werden. Meyer: "Doch ohne das Eingreifen aufmerksamer Naturschützer wären drei prachtvolle Greifvögel aus unserer Landschaft verschwunden."

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