Wohnen und Bauen in Rheinbach Die Immobilienpreise steigen weiter

Rheinbach · Der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz will mit einer Stadtentwicklungsgesellschaft den steigenden Mieten und Grundstückspreisen entgegensteuern. Für ein freistehendes Einfamilienhaus sind schnell 500.000 Euro fällig.

 Die Preise für Häuser und Wohnungen in Rheinbach sind in den vergangenen Jahren um rund zehn Prozent gestiegen.

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Rheinbach sind in den vergangenen Jahren um rund zehn Prozent gestiegen.

Foto: Axel Vogel

Was tun als Bürgermeister einer kleinen Stadt am Rand eines Ballungsraumes, wenn selbst vergleichsweise solvente Interessenten bereits Schwierigkeiten haben, eine Immobilie zu kaufen? Mit der Frage sieht sich Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz in zunehmenden Maße konfrontiert. Eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die sich um Vermarktung von Grundstücken und Immobilien kümmert, könnte da eine Lösung sein, glaubt der Bürgermeister.

„Da, wo wir als Stadt gegensteuern können, etwa durch die Festsetzungen in Bebauungsplänen, tun wir das bereits“, bekräftigt Raetz. „Darüber hinaus wird auch die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft zu prüfen sein.“ Eine solche gibt es bereits in der Kreisstadt Siegburg.

Diese kommunale Stadtentwicklungsgesellschaft müsse personell und finanziell in die Lage versetzt werden, Baugrundstücke zu kaufen und zu reellen Preisen anzubieten. Die Areale müssten dann nach festen und überprüfbaren Kriterien vermarktet werden, und zwar so, dass sie auch für eine breite Öffentlichkeit erschwinglich sind.“ Raetz rät in der Debatte den Blick nicht nur auf öffentlich geförderten Wohnungsbau zu richten: „Jeder neue Wohnungsbau ist sozial, weil er alten Wohnraum frei macht.“

Wie man jetzt die Umsetzung einer solchen Stadtentwicklungsgesellschaft angehen könnte, erklärt Raetz so: „Zunächst sollte man das in Ruhe mit der Politik besprechen, die Zielrichtung festlegen.“ Ein solches Projekt müsse Sinn machen, im politischen Konsens erfolgen und dürfe kein Spielball der Politik werden. „Sonst lässt man besser die Finger davon.“

Erst unlängst hatte der General-Anzeiger über die Goldschmiedin Viktoria Neupert berichtet, die seit rund einem Jahr händeringend mit ihrem Mann in Bonn und Umgebung ein Haus mit Garten sucht. Maximal 450.000 Euro wäre sie bereit zu zahlen. Doch gefunden hat Neupert bislang nichts, so dass die Geschäftsfrau inzwischen gerne auch bereit wäre, sich in Rheinbach niederzulassen.

In einem Gespräch mit Bürgermeister Raetz und Thorsten Gütelhöfer, Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Gütelhöfer, eruierte Neupert ihre Chancen. Viel Hoffnung konnte ihr der Makler nicht machen, da entsprechende Objekte in der Kernstadt oft über der 450 000-Euro-Marke lägen und die Nachfrage sehr hoch ist.

In Höhengemeinden Chancen für günstigere Objekte

Allein in Höhengemeinden wie Todenfeld und Merzbach sehen Gütelhöfer wie Raetz Chancen für preisgünstigere Objekte – oft aber mit Sanieruns- oder Modernisierungsbedarf. Für Rheinbachs Bürgermeister aber ist die Immobiliensuche von Viktoria Neupert ein weiterer Fall, der ihm signalisiert, dass Handlungsbedarf besteht. Neue Perspektiven eröffnen könnte aus Sicht des Bürgermeisters die stärkere Einflussnahme der Stadt auf den Wohnungsmarkt, etwa durch eine mit der Wirtschaftsförderung gekoppelte Stadtentwicklungsgesellschaft. Raetz beobachtet schon länger eine Entwicklung, die ihm Sorgen bereitet: Da die Nachfrage an erschwinglichen Häusern und Wohnungen in Bonn längst in keinem Verhältnis mehr zum Angebot steht, sprich Immobilien für Otto Normalverbraucher immer seltener erschwinglich sind, weichen Interessen zunehmend auf Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis aus. So auch auf Rheinbach: „Die Zahl der Immobilienanfragen ist hoch“, betont Raetz: „Auf einer Skala von Eins bis Zehn liegen wir bei Neun.“

Diese Entwicklung hat auch den Rheinbacher Immobilienmarkt in Bewegung gebracht. „Die Preise sind in den vergangenen Jahren um circa zehn Prozent gestiegen“, sagt Makler Thorsten Gütelhöfer. Was von einer zahlungskräftigen Käuferschicht vor allem gesucht werde, „sind barrierefreie Eigentumswohnungen möglichst in zentraler Lage zur Innenstadt“, führt er aus. Aber auch die Nachfrage nach Einfamilienhäusern in der Kernstadt sei stark angestiegen. Wer jedoch ein frei stehendes Haus ohne großen Sanierungsbedarf in der Kernstadt suche, müsse bereit sein, rund 500.000 Euro und mehr zu investieren.

Für Bürgermeister Raetz ist genau das der Punkt, wo er Änderungsbedarf sieht: „Es ist in der Tat so, dass Baugrundstücke ruckzuck verkauft sind, weil hier oft auch Projektentwickler tätig sind, die dann möglichst viele Häuser auf engem Raum bauen möchten.“ Schließlich würden diese Unternehmen nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung arbeiten.

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