Rheinbacher Briefmarkenfreunde Die ganze Welt in bunten Bildchen

RHEINBACH · Das Briefmarken-Sammeln kommt so langsam aus der Mode. Damit müssen auch die Rheinbacher Briefmarkenfreunde fertig werden, die für Sonntag zu ihrem 35. Briefmarken-Großtauschtag in die Hauptschule am Dederichsgraben geladen hatten.

 50 Millionen Reichsmark kostete diese Marke von 1923, die Tobias Schaetzer zeigt. Es war die Zeit der großen Inflation.

50 Millionen Reichsmark kostete diese Marke von 1923, die Tobias Schaetzer zeigt. Es war die Zeit der großen Inflation.

Foto: Roland Kohls

Schon früh morgens brachten Sammler und Händler ihre Schätze kartonweise in die Halle, anderen reichte eine schmale Aktentasche. "Die Jugend hat heute so viele Möglichkeiten, da tritt das Briefmarken-Sammeln oftmals in den Hintergrund", sagte Schriftführer Udo Lucas, der mit seinen 52 Jahren einer der Jüngsten im Verein ist.

Deshalb war eine Ecke ganz für die Jugend reserviert. In Wühlkartons lagen Marken für den Nachwuchs bereit. Dazu zählten ganze Motiv-Mappen, die nach Themen geordnet waren, wie Flugzeuge, Schiffe oder Vögel. Eine Serie mit "Heroes de l'aire" aus Äquatorialguinea zeigte Flugpioniere wie Charles Lindbergh, Antoine de Saint-Exupéry oder Manfred von Richthofen mit ihren historischen Maschinen.

Eine andere von Magyar Posta aus Ungarn war mit Straußen, Eulen, Störchen und bunten Exoten bedruckt. "Es gibt Länder, wo das Briefmarken-Sammeln stark anzieht", berichtete Lucas. In China steigen die Preise kräftig, sagte er. "Statt des Statussymbols Auto, das sie sich noch nicht leisten können, kaufen sich dort viele Briefmarken mit Autos."

Es gibt im Reich der Mitte sogar zwei Hochschulen mit Lehrstühlen für Philatelie. "Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist die bekannteste Briefmarke nicht mehr die Blaue Mauritius, sondern der Rote Affe aus China", sagte er voraus. Man könne ihn derzeit hier noch für 1000 Euro kaufen und in Shanghai für 1500 verkaufen.

"Ich hatte ihn mal, habe zehn Pfennig dafür bezahlt und ihn für 20 Mark verkauft." Dagegen verlieren die Jahrgänge aus der Bundesrepublik ab 1954 bis zur Einführung des Euro an Wert, beobachtete der Briefmarkenhändler Klaus Kelm aus Troisdorf. Viele hätten sie fünf- bis zehnfach gesammelt und brächten sie nun auf den Markt.

Die Briefmarken-Freunde unterscheiden zwischen maschinengestempelten Papierchen zum Sammlergebrauch und "echt gelaufenen" Marken, die tatsächlich einmal einen Brief geziert haben. "Sogenannte postgeschichtliche Belege wie Briefe oder Ansichtskarten werden heutzutage in einem viel größeren Maße nachgefragt als noch vor zehn oder 20 Jahren", weiß der Vereinsvorsitzende Bernhard Schneider.

Darauf achtete auch der Meckenheimer Sammler Wolfgang Dittrich. Er inspizierte eine bräunliche Postkarte, deren Absender am 2. Juni 1925 in Sütterlinschrift mit den Worten "Meine Lieben.." begann, um dann zu bedauern, dass er etwas nicht habe erledigen können.

Die Welt der Briefmarken ist auch eine Welt der Träume, bestätigte Lucas. "In viele Länder kommst Du sowieso nicht, ich habe stattdessen die ganze Welt in Briefmarken." Viel kleiner als so manches Handy-Display sind die bunten Bildchen auch nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort