Januar 1945: Der große Bombenangriff auf Rheinbach Der "Schwarze Tag" begann um 13.16 Uhr

RHEINBACH · Die Uhr zeigt 13.16 Uhr an diesem Montagmittag. Es ist ein kalter, sehr klarer Wintertag in Rheinbach. Ein wenig Schnee ist gefallen am 29. Januar des letzten Kriegsjahrs 1945.

 Von Bomben schwer getroffen zeigten sich diese Häuser in der Weiherstraße nach dem "Schwarzen Tag von Rheinbach".

Von Bomben schwer getroffen zeigten sich diese Häuser in der Weiherstraße nach dem "Schwarzen Tag von Rheinbach".

Foto: Stadtarchiv Rheinbach

Die Menschen sitzen beim Mittagessen - in der Küche daheim oder - wer kein festes Zuhause mehr hat - in einem der vielen Gasthöfe in und an der Hauptstraße. Doch plötzlich bricht, wie sich manche erinnern, ohne Vorwarnung das herein, was als "Schwarzer Tag von Rheinbach" im Gedächtnis der Stadt verankert bleiben wird. Vor genau 70 Jahren fliegen Bombengeschwader der Alliierten den heftigsten und folgenschwersten Luftangriff, den Rheinbach je erlebt hat.

An den Tag vor sieben Jahrzehnten, an dem die Stadtmitte in Sekundenschnelle in Schutt und Asche versinkt, erinnert die Stadt am Donnerstag, 29. Januar, 18.30 Uhr, in einer Gedenkandacht in der Pfarrkirche Sankt Martin, die während des Krieges selbst sehr stark zerstört war. Es ist erst ein Jahr her, da die Stadt dem schlimmsten Schicksalstag ihrer Geschichte, an dem mehr als 100 Zivilisten sowie rund 30 Soldaten ihr Leben verloren, erstmals in solch würdigem Rahmen gedachte. 2014 kamen die Menschen in der Pallottinerkapelle zusammen.

Überlegungen, den Tag, der Rheinbach so tief in die Knie zwang, zum zentralen Gedenktag der Kommune für alle Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs zu machen (der GA berichtete), hält Peter Mohr, profunder Kenner und Forscher der Rheinbacher Historie, für keine gute Lösung. Ende November vergangenen Jahres hatte der Ausschuss für Standortförderung, Gewerbe, Wirtschaft, Tourismus und Kultur über den entsprechenden Antrag von CDU und FDP debattiert und sich schließlich für die Vertagung des Themas entschieden.

Der 29. Januar 1945 ist laut Antrag von Christdemokraten und Liberalen "für die Überlebenden das Ereignis, das die Schrecken des Zweiten Weltkriegs fokussiert und symbolisiert". Ein solch zentraler Tag wirft für den Bundesmarineoffizier im Ruhestand allerdings mehr Fragen als Antworten auf, wie er im Gespräch mit dem GA sagt. An erster Stelle fragt der 79-Jährige nach dem Volkstrauertag. Der Heimatforscher verweist darauf, dass an diesem Sonntag im trüben November in Rheinbach "seit einigen Jahren - im Gegensatz zu früher - alle Opfergruppen erwähnt und in die Trauer einbezogen werden.

Ebenso erinnert Mohr an den 27. Januar. Der Tag, der an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 wach halten soll, sei allerdings allen durch den Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Opfern, gleich welchen Glaubens und gleich welcher Nationalität gewidmet.

Der 9. November sei schließlich ein besonderer deutscher Gedenktag, der den jüdischen Menschen - beraubt, vertrieben und ermordet - gelte. Eine Rheinbacher Besonderheit ist das Gedenken an den 26. Januar 1945. Am Vormittag dieses Tages vor 70 Jahren ließen drei Zwangsarbeiter aus der Ukraine im Rheinbacher Stadtpark ihr Leben - hingerichtet ohne Prozess oder Anklage.

Keine Frage ist für Peter Mohr indes der Glaube daran, dass jeder dieser Tage eine eigenständige Berechtigung in Rheinbach aufweist - auch in der Zukunft. "Es geht darum, den nachfolgenden Generationen etwas anzubieten."

Zum Gedenken an den "Schwarzen Tag von Rheinbach" lädt Bürgermeister Stefan Raetz alle Rheinbacher zu einer gemeinsamen Andacht in die Pfarrkirche Sankt Martin, Langgasse 12, ein. Beginn ist um 18.30 Uhr.

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