Notunterkunft in Ramershoven Das Dorfhaus ist wieder für die Vereine da

RHEINBACH · Ans Wiedereinräumen der von vielen Vereinen und Gruppen genutzten Räume ist in der Ramershovener Mehrzweckhalle noch nicht zu denken: Ab heute soll das ehemalige Schulgebäude mit bis zu 40 Menschen belegt werden.

 Bernd Beißel fordert vom Land Kostenerstattung.

Bernd Beißel fordert vom Land Kostenerstattung.

Foto: Kohls

"Leider kann keine verlässliche Aussage dazu getroffen werden, wie lange die Halle zur Unterbringung benötigt wird", erklärte gestern Peter Feuser, Pressesprecher der Stadt Rheinbach. Und: Außerdem werde sich die Stadt wegen der gravierenden Einschränkungen mit den Ortsvereinen um Ausweichmöglichkeiten bemühen, kündigte Feuser an.

Nachdem gestern kurzfristig die Ankunft weiterer Flüchtlinge angekündigt wurde und somit diese Woche 19 weitere Asylsuchende unterzubringen sind, spitze sich die Lage dramatisch zu, erklärte Feuser. "Nachdem derzeit wöchentlich rund 20 Flüchtlinge zugewiesen werden, wird es unausweichlich, in Kürze weitere Mehrzweckhallen in Anspruch zu nehmen."

Dass das Land auch für die Kosten der Vereine aufkommt, neue Fest- oder Nutzungsräume zu suchen und zu betreiben, fordern jetzt CDU und FDP im Rheinbacher Rat. Die Stadt Rheinbach solle den Vereinen, die durch die Unterbringung von Flüchtlingen die bereits fest zugesagten, städtischen Liegenschaften nicht nutzen können, die Kosten zur Aufstellung und zum Betrieb von Festzelten für die anstehenden Veranstaltungen zur Kultur- und Brauchtumspflege ersetzen und diese vom Land verursachten Zusatzkosten den zuschussfähigen Unterbringungskosten für Flüchtlinge hinzu rechnen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vereinsleben und unser Brauchtum auf unbestimmte Zeit zum Erliegen kommen und dauerhaft Schaden nehmen", meinte CDU-Fraktionschef Bernd Beißel.

SWISTTAL. "Welcome in Swisttal": In großen Lettern hängt der Schriftzug auf gelbem Papier mit Herz-Männchen über dem Eingang. In der Halle stehen die Trennwände, mit denen Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde kleinere Kabinen abgeteilt hatten. Im Eingang, im Thekenbereich, im kleinen Raum stapeln sich Kleidungsstücke in Kisten und Kartons. 160 Matratzen sollten gestern Nachmittag geliefert werden, ebenso der Baucontainer für die Erstuntersuchung. Alles war vorbereitet für den Empfang von 44 Flüchtlingen in der Notunterkunft im Bürgerhaus Morenhoven - die jetzt doch nicht realisiert wird. "Wir bauen alles ab. Das Dorfhaus geht jetzt an die Vereine zurück. Aber die Kleidung wird noch zu Ende sortiert", sagte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner vor Ort.

Sie hatte die Bereitschaft, die Notaufnahmestelle einzurichten, zurückgezogen, nachdem Regierungspräsidentin Gisela Walsken im Gespräch mit den Landräten erklärt hatte, ihr Schreiben habe nicht den Charakter einer Weisung gehabt, sondern habe lediglich dem Abfragen der Ressourcen gedient. Kalkbrenner zollte den Mitarbeitern und Helfern "höchste Hochachtung für das, was sie geleistet haben, seit dem Wochenende praktisch Tag und Nacht".

Beim Team der Verwaltung und den Helfern ist der Frust groß. Auch die Erschöpfung ist ihnen deutlich anzusehen. Der ein oder andere kämpft mit den Tränen, wird aber von den anderen sofort in den Arm genommen und in seinen Emotionen aufgefangen. Sie schildern die tolle Erfahrung der großen Unterstützung, von Bürgern aus ganz Swisttal, sogar aus Bonn, und von Unternehmen von Rheinbach bis Köln.

Für das Morenhovener Ehepaar Winkelmann hat sich gezeigt, wie "groß der Zusammenhalt in der Gemeinde ist, über Ortsteile und Parteien hinweg". Und gelohnt habe sich die Arbeit, weil sie das syrische Ehepaar Kamiran Ahmad und Evin Kenj kennengelernt haben. Sie leben seit 20 Jahren in Deutschland, seit drei Jahren in Morenhoven, so Kamiran Ahmad, und hatten sich sofort als Helfer und Übersetzer in Arabisch und Kurdisch gemeldet. Rund 180 Namen enthalte ihre Mail-Helfer-Liste, freute sich auch Sozialarbeiterin Iris Sauer. Sie schildert zum Beispiel, wie der Helferkreis "über Nacht" am Wochenende kurzfristig für eine Flüchtlingsfamilie mit zwei Kindern eine Wohnung "aufgetrieben" und mit allem, was gebraucht wurde, bestückt hatte.

Das Team der Kleiderstube Buschhoven habe das ganze Wochenende gearbeitet und Spenden entgegen genommen, ebenso das Team der Kleiderstube "Pänz Höttche", die in Odendorf wieder eröffnet werden soll. "Es war auch eine Tüte dabei, in der Schokolade war", schilderten die Helfer. Die Flüchtlinge in den Übergangswohnheimen sollen von der Gemeinde jetzt nacheinander zum Dorfhaus Morenhoven gefahren werden, um sich dort Kleidung vor allem für den Winter auszusuchen. Kalkbrenner appellierte an alle Helfer, ihr Engagement nicht zurückzuziehen, sie würden auch künftig gebraucht. Sachspenden werden zurzeit keine mehr benötigt, so Iris Sauer, aber trockene und Ungeziefer freie Lagermöglichkeiten. Diese werden entgegen genommen unter iris.sauer@swisttal.de

Ortsausschuss-Vorsitzender Norbert Sauren war überwältigt "von dem bewundernswerten Einsatz der Mitarbeiter und Helfer". Bei dem Termin am heutigen Freitag, 18.30 Uhr, in "Alt Morenhoven" soll mit den Vereinen alles weitere beraten werden.

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