Turmstraße in Rheinbach Bürgern fehlen Parkplätze

RHEINBACH · Die Turmstraße, eine der zentralen Verkehrsachsen in der Rheinbacher Innenstadt, ist in die Jahre gekommen. Bei der Vorstellung der verschiedenen Umgestaltungsvarianten wurde vor allem eins deutlich: Den Anwohner gefallen die Pläne nicht.

Keine der drei Varianten zur künftigen Gestaltung der Turmstraße traf auf Akzeptanz bei den Anwohnern und interessierten Bürgern. Ihre teils sehr verärgert geäußerten Meinungen fasste Bürgermeister Stefan Raetz nach einer etwa zweistündigen Info-Veranstaltung zur Erneuerung der Straße am Mittwochabend so zusammen: „Ich nehme als Auftrag mit: Wir müssen nicht alles großartig neu erfinden, sondern sollten schauen, wie nah wir an Struktur und Art der bisherigen Nutzung bleiben können, unter Berücksichtigung der jeweiligen aktuellen Vorgaben. Das sollte auch die Politik noch einmal aufnehmen als Hauptanliegen der Bürger.“

Wobei er sich selbst ausdrücklich ausnahm, weil er privat auch Anlieger der Turmstraße sei. Die Bürger waren der Ansicht, dass die Turmstraße mit ihrer derzeitigen Struktur im Prinzip gar nicht geändert werden brauche: Geh- und Radwege auf beiden Seiten seien breit genug, sogar breiter als in vielen anderen Bereichen der Innenstadt, es gebe genügend Parkplätze, die parkenden Autos würden zudem die Geschwindigkeit des Verkehrs reduzieren, darüber hinaus trage dazu die bestehende Rechts-vor-Links-Regelung bei. Baumscheiben seien also unnötig und würden nur zulasten von Park- und Fahrbahnraum gehen.

Der Diskussion vorausgegangen waren die Darstellung der Notwendigkeit der Arbeiten und die Vorstellung von drei Planungsvarianten durch Stadtverwaltung und Planungsbüro sowie die Berechnungsgrundlagen für die anfallenden Anliegerkosten. Die Turmstraße ist eine viel genutzte, zentrale Verkehrsachse in der Kernstadt, die laut Frank Schmidt, im Fachbereich Infrastruktur zuständig für Straßen und Beleuchtung, zu 42 Prozent von Kraftfahrzeugen, 38 Prozent von Fußgängern und 22 Prozent von Fahrradfahrern, vor allem den Schülern, sowie als Stellplatzfläche durch die Anlieger genutzt wird.

Nach rund 50 Jahren zeigen sich diverse Schadensbilder, nicht nur im Oberbau, sondern auch vor allem Risse und Undichtigkeiten im Abwasserkanal in einer Schadensklasse, die kurzfristigen Handlungsbedarf erfordere. Ähnliches gelte auch für die Frischwasserleitung, die alt und verschlissen sei. Probleme gebe es unter anderem beim Busverkehr, bei der Parkraumnachfrage und beim Begegnungsverkehr dort, wo auf der stadtauswärts rechten Seite parkende Fahrzeuge stehen. Beim Begegnungsverkehr würde oft auf den Gehweg ausgewichen. Als Ziele einer Umgestaltung der Turmstraße definierte Schmidt eine ausreichend breite Fahrbahn, sodass sich Bus, Lkw und Pkw begegnen können, breite Bürgersteige auch für Rollstuhlfahrer und Begleiter, sicheren Raum für Fahrradfahrer und die Nutzung des Parkraums zur Verkehrsberuhigung.

Die externen Planer des beauftragten Ingenieurbüros stellten drei Planungsvarianten vor. Wichtig sei es, alle verschiedenen Verkehrsteilnehmer in den Fokus zu nehmen. Bei allen Varianten soll eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer an der Einmündung Beethovenstraße wegen der von dort einfahrenden Feuerwehrfahrzeuge und am Zebrastreifen Kreuzung Schumannstraße gelten.

Variante 1: Beidseitige Schutzstreifen für Fahrradfahrer, aber schmale Fußgängerwege – auf der einen Seite 1,70 Meter. Den von den Planern als Vorteil bezeichneten Erhalt von 22 Parkplätzen quittierten die Bürger mit Ärger: „Das ist nur noch die Hälfte der jetzigen Parkplätze!“

Variante 2: Beidseitig 2,50 Meter breite Gehwege, in Teilbereichen auch Radfahrer-Schutzstreifen, alternierende Baumscheiben zur Geschwindigkeitsreduzierung, aber gar keine Parkplätze, denn die würden zugunsten beidseitiger breiter Gehwege wegfallen.

Variante 3: Als Kompromiss aus den anderen Varianten entstanden: keine Schutzstreifen für Radfahrer, aber auf der stadtauswärts rechten Seite 1,50 Meter Gehweg, auf der anderen, stärker genutzten Seite, einen 2,50 Meter breiten Gehweg. Die Zahl von zehn Parkplätzen löste bei den Bürgern erboste Reaktionen aus.

Ob die drei Varianten das Nonplusultra seien, müsse nun überlegt werden, so der Bürgermeister. Es sei aber politisch nicht zu verantworten, nur den Kanal und die Fahrbahn zu machen.

Ein Bürger brachte es so auf den Punkt: „Alle drei Varianten bringen für die Anwohner nur Nachteile wegen des Wegfalls der Parkplätze. Es muss doch eine Variante geben, bei der die Parkplätze erhalten bleiben!“ Der Vorschlag eines anderen Bürgers, kombinierte Rad- und Fußgängerwege vorzusehen, soll laut Raetz geprüft werden.

Ihrem Ärger machten die Bürger auch Luft, weil die Stadtverwaltung keine Angabe zur Höhe der Anliegerkosten machen wollte. Sicher sei bei der Klassifizierung als Hauptverkehrsstraße laut Satzung die Beteiligung der Anlieger mit 55 Prozent der Kosten der Fahrbahn. Seriös könne man sich zur Beitragshöhe erst äußern, wenn eine Firma beauftragt und die tatsächlichen Kosten bekannt seien.

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