Sticky Fingers im Himmeroder Hof Bluesig und rockig - wie die Originale

RHEINBACH · Am 11. September 1965 spielten die Rolling Stones zum ersten Mal in Deutschland: in Münster. Auf den Tag genau 50 Jahre später gastierte die wohl beste deutsche Stones-Tribute-Band, die Sticky Fingers, am Freitag im Himmeroder Hof in Rheinbach.

 Günther "Mick" Grothaus in Jagger-Pose im Himmeroder Hof.

Günther "Mick" Grothaus in Jagger-Pose im Himmeroder Hof.

Foto: Axel Vogel

Es war eine Premiere für die nach dem 1971er Album benannte Bonner Band um Sänger Günther Grothaus und Gitarrist Volker "Keith" Hovestadt. Noch nie hatte sie in den 36 Jahren ihres Bestehens in Rheinbach gespielt. Dass die Premiere glänzend gelang, lag auch an dem geschlossenen Fachwerkhof, der eine fast intime Clubatmosphäre aufkommen ließ.

Mit dem frischen "Doom and Gloom" legten die Sticky Fingers gleich rockig los, um dann im ersten Teil des Konzerts zu den bluesigen Wurzeln der Stones aus den 1960er Jahren zurückzukehren. "Not Fade Away" von 1964, dem Opener der 1994/95er Tour, folgten "Parachute Woman" vom Beggars-Banquet-Album, "Under my Thumb", ein wunderbares "Ruby Tuesday" und die Chuck-Berry-Nummern "Around and Around" und "Carol". Die Band blieb sich und dem Werk der Stones auch in Rheinbach treu, verzichtete auf Weiterentwicklungen der Songs, blieb hart am Original, wobei sich die Musiker meist an den Liveversionen orientierten.

"Die Stones gibt es ja schon 1000 Jahre, wir spielen aber nur Sachen aus den letzten 50 Jahren", begrüßte Grothaus die gut 250 Fans im Hof. Der schmächtige Sänger sieht Jagger nicht nur erstaunlich ähnlich, über die Jahre hat er auch dessen Bühnenshow verinnerlicht. Er stolziert wie ein Gockel, tänzelt um seine Bandkollegen, stemmt die Hände in die Hüften, flirtet mit den Damen im Publikum, rudert mit den Armen, wackelt mit dem Hintern. Seine bunte Swinging-London-Leinenschlaghose hat er sich in Mailand schneidern lassen. Doch es sind nicht nur Äußerlichkeiten, die Grothaus zum perfekten Jagger-Double machen. Stimmlich beherrscht er die Bandbreite vom schwülstigen Slowblues wie "Little Red Rooster" bis zum rotzigen Turbo-Rocker "Respectable". Das Mundharmonikaspiel von Grothaus rundet Hits wie "Love is Strong" ab. Hin und wieder verfällt er in den Londoner Cockney-Akzent, den Jagger zuweilen auf der Bühne einsetzt.

Gitarrist Volker Hovestadt könnte der jüngere Zwillingsbruder von Keith Richards sein. Kantige Gesichtszüge, ergrautes Haar. Und genauso messerscharf setzt er seine Riffs, wenn er etwa "Start me up" oder "Honky Tonk Women" aus den Saiten reißt und dabei wie sein Vorbild lässig-leicht in die Hocke gleitet. Michael Dräbing am Bass und Wolfgang Pitzen an den Drums verpassen der Band einen sparsamen, aber stabilen Rhythmus. Der neue Gitarrist Dirk Eckel überzeugte nicht nur bei "Sympathy for the Devil" mit eleganten Sololäufen. Nach dreieinhalb Stunden und 29 Songs beendeten die Sticky Fingers ein grandioses Konzert mit "Satisfaction", "Let's spend the Night Together", "Brown Sugar" und "Jumpin' Jack Flash". Das Publikum war begeistert. Organisator Erich Marschall, der sich bei GA-Fotograf und Stones-Kenner Wolfgang Henry für die Vermittlung der Band bedankte, ebenso. Geht es nach Marschall, kann die Band 2016 gerne wieder in Rheinbach spielen.

Die Sticky Fingers spielen am Freitag, 18. September, 21 Uhr, im Club Kubana in Siegburg, Zeithstraße 100. Eintritt: 16 Euro.

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