Natur im Rhein-Sieg-Kreis Blühstreifen im Rheinland bieten neuen Lebensraum

Rhein-Sieg-Kreis · Landwirte haben im vergangenen Jahr auf mehr als 5700 Hektar Blüh- und Brachflächen im Rheinland angelegt, etwa Klatschmohn an der Parkstraße in Heimerzheim. Der Nabu fordert noch mehr ökologische Flächen für Insekten und Kleintiere.

Es ist nicht nur ein schönes Bild, wenn ein Blühstreifen – wie etwa an der Parkstraße am Heimerzheimer Ortseingang – seine Pracht entfaltet. Wer sich die Mühe macht, das Ganze aus der Nähe zu betrachten, sieht, wie viel Leben in einem solchen Öko-Streifen steckt: Es surrt an allen Ecken und Enden und vor allem Bienen tummeln sich auf den Blüten, etwa denen des roten Klatschmohns. Die gute Nachricht ist: Die Blühstreifen nehmen zu, sagt Andrea Hornfischer vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV) in Bonn.

Mit den Blühstreifen engagieren sich Landwirte laut RLV für die Biodiversität. Schließlich würden die bunten Farbstreifen entlang der Äcker und Wege vielen Arten einen Lebensraum bieten: Darin wachsen am häufigsten Sonnenblumen, Phacelia, Senf, Ringelblumen und Klee-Arten. „Die Landwirte wollen den Insektenschutz anpacken und legen vermehrt Blühstreifen an“, erklärt Andrea Hornfischer. 2018 seien im Rheinland auf mehr als 5700 Hektar Blüh- und Brachflächen angelegt worden. „Wir Bauern brauchen Bienen und andere Insekten als unersetzliche Bestandteile funktionierender Biotope“, so Hornfischer.

Gefördert durch die EU haben die Landwirte nach Angaben des RLV alleine in NRW auf mehr als 138.000 Hektar ökologischer Vorrangfläche Zwischenfrüchte eingesät. Auf rund 13.500 Hektar dieser ökologischen Vorrangflächen wurden Pufferstreifen, Brachen und Blühstreifen angelegt. Hornfischer betont: „Auf den landwirtschaftlich kultivierten Äckern und Wiesen haben sich spezifische Tierarten der Offenlandschaft angesiedelt.“ Diese könnten nur gemeinsam mit der Landwirtschaft bewahrt werden, da sie ihren Lebensraum oft inmitten der landwirtschaftlich genutzten Flächen gefunden haben. Als Beispiel verweist sie auf die Feldlerche und Wildbienen. Hornfischer: „In den blühenden Flächen finden bestäubende Insekten genauso wie Feldvögel wertvolle Lebensräume zur Nahrungssuche, Fortpflanzung und Überwinterung.“

Differenzierter sieht das Thema allerdings Birgit Königs, Pressesprecherin des Nabu in NRW: „Laut Landwirtschaftskammer macht die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in NRW rund 1,4 Millionen Hektar aus“, so Königs: „Dann machen die genannten 13.500 Hektar Blühstreifen und Brache weniger als ein Prozent aus.“ Außerdem komme es dabei natürlich mehr auf die Qualität als auf die Quantität an. Ganz wichtig sei, „dass die Flächen mehrjährig sind oder die Blühstreifen zumindest auf unbelasteten Flächen angelegt werden“. Das bedeute, dass es dort keine Pflanzenschutzmittel und auch keine starke Düngung geben dürfe.

„Zusätzlich kommt es auch auf den Standort an“, betont Nabu-Sprecherin Königs. Gut für die Artenvielfalt und die Insekten seien vor allem „nicht-produktive“ Flächen also beispielsweise noch mehr Blühstreifen und Brachen. „Idealerweise zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche“, betont Birgit Königs.

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