Rheinbacher fotografiert seit 60 Jahren die Natur Ausstellung von Tierfotos im Himmeroder Hof

Rheinbach · Als Zehnjähriger fotografierte er seine Schildkröte, mit 70 legt sich der Rheinbacher noch stundenlang auf die Lauer, um eine Fuchsfamilie abzulichten. Eine Ausstellung im Naturparkzentrum im Himmeroder Hof zeigt sein Lebenswerk.

 Solche Bilder gelingen nach stundenlangem Warten: Kleine Fuchswelpen beim Spielen zwischen Heuballen.

Solche Bilder gelingen nach stundenlangem Warten: Kleine Fuchswelpen beim Spielen zwischen Heuballen.

Foto: Heinrich Pützler

Vor wenigen Wochen ist Heinrich Pützler aus Rheinbach 70 Jahre alt geworden und nun präsentiert er Arbeiten aus nahezu 60 Jahren als Naturfotograf. Wer nachrechnet, erkennt, dass der kleine Heinz etwas mehr als zehn Jahre alt gewesen sein muss, als ihm sein erstes Tierfoto gelang. Lange auf die Lauer legen musste sich der Fotograf, der heute mit Teleobjektiv unterwegs ist, damals nicht: Seine griechische Landschildkröte lief ihm nicht davon.

An diesem Mittwoch, 18. Oktober, steht Pützler im Naturparkzentrum im Himmeroder Hof in Rheinbach selbst mal im Fokus: Nach der Eröffnung seiner Ausstellung beginnt um 19.30 Uhr ein Bild- und Filmvortrag, in dem der 70-Jährige im Wortsinne einen bunten Bogen seines Schaffens als Tier- und Naturfotograf spannt. Der reicht von neugierigen Fuchswelpen über kapitales Rotwild bis zu putzigen Murmeltieren am Großglockner.

Begegnung mit einem 14-Ender

Doch Pützler kann nicht nur Natur. Er ist in seiner Heimatstadt auch immer dann mit der Kamera unterwegs, wenn ihm ein Motiv vor dem geistigen Auge vorschwebt: etwa wenn es auf der Hauptstraße gerade geschneit hat, wenn Silvesterknaller fliegen oder die „blaue Stunde“ über der Rheinbacher Herbstkirmes hereinbricht. „Die 'blaue Stunde' zaubert das schönste Licht, das man sich vorstellen kann“, berichtet er. „Maler müssen es malen.“

In sechs Jahrzehnten hat er gelernt, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Genau darin besteht seine Kunst: Er drückt zur richtigen Zeit auf den Auslöser, wenn ein 14-Ender ihn im Stadtwald auf dem Weg Richtung Todenfeld anschaut.

„Ich habe gedacht, ich träume, als er vor mir auftaucht“, sagt Pützler über diese Begegnung. Das Warten auf den richtigen Moment kann nämlich schon mal ermüdend sein. „Man schläft schon mal ein, wenn lange Zeit nichts geschieht“, bekundet der in Flerzheim aufgewachsene Naturfreund.

„Keine 200 Meter stand der 14-Ender von mir entfernt, da habe ich sofort abgedrückt“, sagt er und meint damit den Auslöser seiner Kamera. „Nein, auf ein Tier zu schießen, würde ich mir niemals zutrauen.“ Wiewohl er Jagdliteratur liest, um sich in der Natur besser zurechtzufinden. Den „Blase“, die Bibel aller Jäger, verschlingt er, um sich die Kunst des Pirschens anzueignen.

Die Frage nach seinem Geheimnis beantwortet Pützler knapp: „Glück und Geduld.“ Der gelernte Schreiner und einstige Polizeischüler, der schließlich 25 Jahre als Postbote arbeitete, war nach eigenem Dafürhalten der erste Briefträger in der Glasstadt, der sich in Laufschuhen von Haus zu Haus fortbewegte.

Singvögel flattern im Garten vor die Linse

Wenn er nun Bilder aus sechs Jahrzehnten zeigt, ist gewiss auch ein Foto eines Elefanten dabei. Aber der graue Riese aus Kenia ist eine echte Ausnahme: Pützlers Fokus liegt auf den Schönheiten der einheimischen Natur. Die Biber in der Nordeifel sind ebenso seine Freunde geworden wie die vielen Dachs- oder Fuchsfamilien rund um Rheinbach, die er immer wieder aufspürt. „Ich stelle Tieren aber nicht nach“, bekennt der Ruheständler. „Lieber verzichte ich auf ein Bild, wenn ich merke, dass ich sie störe.“

Um Tiere zu erleben und abzulichten, muss Heinrich Pützler oft nicht einmal Schuhe anziehen: Buntspechte, Eichhörnchen oder Vögel aller Ort lichtet er im heimischen Garten ab. Eine ganze Batterie an Bechern und Schälchen steht bereit – gefüllt mit diversen Nusssorten oder sogar Mehlwürmern, einer Delikatesse für die Amseln.

Eines verrät Heinrich Pützler noch: Sein ganz persönliches Lieblingsfoto stammt nicht von ihm selbst. Es hat seine Frau Evi am Großglockner gemacht: Zu sehen ist ein vorwitziges Murmeltier, das sich hinter Pützlers flach aufgestelltes Stativ gestellt hat – als wolle sich der kleine Pelzträger selbst als Fotograf versuchen. Evi Pützler drückte geistesgegenwärtig auf den Auslöser ihrer Kamera, und ihr Mann kam ja an seine Ausrüstung nicht dran. Die hatte der als scheu geltende, aber neugierige kleine Alpenbewohner im Griff.

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