Mauer hängt am Haken Arbeiten an der Außenmauer der JVA Rheinbach

Rheinbach · In der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt entsteht eine neue Werkhalle. Gebäude schafft Beschäftigung für 60 Gefangene. Mit dem neuen Flügel erhöht sich die Kapazität des Gefängnisses auf 600 Häftlinge.

 Von beiden Seiten der acht Meter hohen Außenumwehrung machten sich die Bagger daran, die gut fundamentierten Mauerstücke zu lösen.

Von beiden Seiten der acht Meter hohen Außenumwehrung machten sich die Bagger daran, die gut fundamentierten Mauerstücke zu lösen.

Foto: Matthias Kehrein

Von beiden Seiten der acht Meter hohen Außenmauer der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach rücken zwei Bagger der Umwehrung zu Leibe. Die großen Stemmhämmer der beiden PS-starken Baumaschinen leisten ganze Arbeit. Erst zeigt sich nur eine kleine Lücke im Mauerwerk, dann nimmt ein Mobilkran ein ganzes Mauersegment an den Haken und hebt es zwecks Abtransport in die Höhe. Was wie die Traumvorstellung wohl eines jeden der derzeit 354 Gefangenen in der Rheinbacher JVA gleichkommt, dient der Schaffung neuer Arbeitsplätze im Gefängnis. Die Spezialisten öffnen die Außenumwehrung, um eine besonders gesicherte Baustelleneinfahrt zu schaffen. In den nächsten 18 Monaten entsteht auf dem JVA-Gelände eine neue Werkhalle.

Das Bauvorhaben ist auch für Architekt Jörg Görres kein Job wie jeder andere. „Dass eine Baustelle eine eigene Einfahrt durch solch eine gut gesicherte Mauer bekommt, kommt nicht alle Tage vor“, sagt der Königswinterer. „Die Sicherheit geht aber vor.“ Mit den besonderen Vorkehrungen von Baustellen im Gefängnis sind Görres und sein Team bereits seit 1997 vertraut – zuletzt für den Anbau des sogenannten B-Flügels der JVA.

Eine „Operation am offenen Herzen, aber nicht mit offenen Türen“ nennt Anstaltsleiter Heinz-Jürgen Binnenbruck die ungewöhnlichen Bauarbeiten, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen ablaufen. Denn: Bevor die Bauleute anrücken können, um die neue Halle zu bauen, muss zuerst eine mehr als sechs Meter hohe, provisorische Mauer rund um die bereits ausgehobene Baugrube errichtet werden – samt aller gängigen Sicherheitsvorkehrungen wie Widerhakensperrdraht, Kameras und Sensoren. Ohne den zusätzlichen, sorgsam bewachten Baustelleneingang auf der Westseite der Anstalt müssten die täglich bis zu 20 Bauleute verschiedener Gewerke Tag für Tag durch die Sicherheitsschleuse am Haupteingang der JVA – aus Sicht der Anstaltsleitung ein undenkbares Risiko.

Belegungsfähigkeit wird erhöht

Der Bau der neuen Werkhalle steht im direkten Zusammenhang mit einer anderen Großbaustelle auf dem Gefängnisgelände. Die Arbeiten für den sogenannten C-Flügel der JVA biegen auf die Zielgerade. Im Herbst dieses Jahres soll der neue Gebäudeteil, der den zuvor abgerissenen 102 Jahre alten C-Flügel ersetzt, fertiggestellt sein.

Mit dem neuen Flügel erhöht sich die Belegungsfähigkeit der Anstalt von 545 Insassen auf rund 600. „Mit dem Anstieg der Gefangenenzahl ist zwangsläufig die Notwendigkeit der Schaffung von weiteren Arbeitsflächen beziehungsweise Räumlichkeiten verbunden“, berichtet Binnenbruck. Die Arbeit und eine eventuelle Qualifizierung der Gefangenen dienten letztlich einer adäquaten Resozialisierung, so der Anstaltsleiter. „Im Rahmen dessen hat der Vollzug das Ziel und den gesetzlichen Auftrag, die Fähigkeiten der Gefangenen für eine Erwerbstätigkeit nach der Entlassung zu vermitteln, zu erhalten oder zu fördern.“

Insofern wirke der Vollzug damit einerseits den „schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges“ entgegen, andererseits biete er den Inhaftierten Hilfestellung, sich in das Arbeitsleben und in das Leben in Freiheit einzugliedern, so Binnenbruck. „Die Resozialisierungschancen werden wesentlich erhöht und ein Rückfallrisiko minimiert.“

Mit dem Bau der neuen Werkhalle komme es darauf an, „Möglichkeiten der Beschäftigung zu schaffen, die den Gefangenen auch gerecht werden“, sagt er. Die Anzahl der Gefangenen, die keine Ausbildung haben, sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssten seitens der JVA Arbeiten und Beschäftigungen angeboten werden, die eher einfacher Natur seien. „Hierbei kann es sich dann hauptsächlich nur um Montage-, Sortier,- und Verpackungsarbeiten handeln, die von der Anstalt für Unternehmen der freien Wirtschaft erledigt werden“, so Binnenbruck. Abhängig von der Art der Betriebe, die allerdings noch nicht feststehen, würden dank der neuen Werkhalle circa 60 neue Arbeitsplätze entstehen.

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