Unwetter am Montagabend 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter
Rheinbach/Swisttal · Die Kapazitätsgrenzen waren voll erreicht: Das heftige Unwetter am Montagabend hatte die Felder rund um Oberdrees und Niederdrees in eine Seenlandschaft verwandelt. Keller liefen voll Wasser, die Kanäle konnten die innerhalb kürzester Zeit herabfallenden Wassermassen nicht mehr fassen.
Ab 17.30 Uhr waren die ehrenamtlichen Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr im Dauereinsatz, die letzten bedienten noch um 2.30 Uhr morgens die Pumpen, die ersten waren am Vormittag schon wieder beim "Klarschiffmachen" von Fahrzeugen und Geräten.
"40 Liter waren innerhalb einer halben Stunde niedergegangen, das haben die Kanäle einfach nicht mehr gepackt", so der stellvertretende Wehrführer Jörg Kirchhartz. 20 Einsatzstellen in Oberdrees und Niederdrees seien von insgesamt 76 Wehrleuten "abgearbeitet" worden. Meist war es Wasser in Kellern von Privathäusern, aber auch die "Ludwig-Fett-Halle" hatte es erwischt. Einige Straßen verwandelten sich in Bäche, einige Felder in Seenlandschaften. So hatte sich das Wasser auf den Feldern zwischen Schornbusch und Sportplatz in einer Senke gesammelt und floss nicht ab. Um zu verhindern, dass das Wasser in die nahen Häuser lief, war die Feuerwehr dort bis 2.30 Uhr morgens mit Pumpen beschäftigt.
In Niederdrees seien acht Keller von Häusern vollgelaufen, so Ortsvorsteher Friedhelm Schurz. Sein Oberdreeser Kollege Kurt Brozio war von einer Anwohnerin der Mieler Straße (K 61), die von Oberdrees nach Niederdrees führt, auf einen Kanaldeckel aufmerksam gemacht worden, der von den Wassermassen herausgeschleudert worden war. Das Wasser sei hoch aus der Öffnung herausgeschossen. Die Straße musste gesperrt werden.
Am Dienstagmorgen trafen sich ebenso wie am Abend des Unwetters vor Ort Mitarbeiter von Erftverband und Wasserwerk der Stadt Rheinbach, um den Schaden zu begutachten und dessen Beseitigung abzustimmen. Wie Norbert Engelhardt als ständiger Vertreter des Erftverband-Vorstandes dem GA auf Anfrage erklärte, befinde sich in dem Bereich unterhalb der Mieler Straße ein groß dimensionierter Kanalstauraum, der Kanaldeckel darüber sei vor einiger Zeit fest verschraubt worden. Bei dem Starkregen hätten die Wassermassen einen so hohen Druck aufgebaut, dass der Kanaldeckel herausgehoben worden sei. "Das ist ein Fall, der uns bislang so noch nicht passiert ist. Wir werden den Kanaldeckel umgehend schließen und jetzt prüfen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit das künftig nicht mehr passiert", so Engelhardt.
"Alle Pumpen sind gelaufen, aber der Niederschlag war einfach zu stark", sagte Engelhardt. Er ist auch für das Regenüberlaufbecken in Swisttal-Morenhoven zuständig. Weil das Becken am Montagabend die Wassermassen - etwa 30 Liter pro Quadratmeter - nicht verkraftete und überlief, erhöhte sich der Druck im Morenhovener Kanalsystem und das Wasser drang in zahlreiche Keller ein (der GA berichtete). Besonders die Anwohner im Auel in Nähe der Swist waren betroffen. Zunächst war vermutet worden, im Becken seien Pumpen ausgefallen, doch dies bestätigte Engelhardt gestern nicht. "Alle Pumpen sind gelaufen, es gab keinen Ausfall", sagt er. Die drei Messstationen in Odendorf, Niederdrees und Morenhoven hätten zwar Störmeldungen abgesetzt, aber dies sei aufgrund der Überschreitung der Wasserstände erfolgt. Darauf hin seien Mitarbeiter des Erftverbandes "umgehend und rechtzeitig vor Ort" gewesen.
Mit sechs Löschgruppen war die Swisttaler Feuerwehr in Morenhoven zugange. Gemeindebrandmeister Stefan Schumacher koordinierte den Einsatz vom Feuerwehrhaus Miel aus. "Viele Bürger haben sich mit Pumpen selbst geholfen", sagte Schumacher gestern. Das entlastete die Wehrleute, die nach und nach 15 Keller auspumpten.