"Pony-to-go" in Wachtberg Therapiepferd Verci ist wieder im Einsatz

Wachtberg · Im Projekt Pony-to-go in Wachtberg hilft das Therapiepferd Vercie der Heilpädagogin Ulrike Sänger. Sie stärken schwerst und mehrfach behinderte Kinder.

 Mit Pony Verci und ihrem Begleithund B gelingt es Ulrike Sänger, die Sinne von Kindern mit Behinderungen anzusprechen.

Mit Pony Verci und ihrem Begleithund B gelingt es Ulrike Sänger, die Sinne von Kindern mit Behinderungen anzusprechen.

Foto: Petra Reuter

Für alle hat das Virus Einschränkungen mit sich gebracht. Besonders hart aber traf es die Schwachen in der Gesellschaft, darunter schwerst und mehrfach behinderte Kinder in Wachtberg etwa. Angewiesen auf die sanfte Anregung ihrer Sinne, verzichteten sie seit Anfang März lange auf den Besuch des ausgebildeten Ponys Verci. Damit fehlte ihnen eine Therapie und ein Stück Lebensfreude.

Auch wenn es für die Kinder jetzt langsam wieder losgeht, bleiben die Einschränkungen ein Problem, berichtet Heilpädagogin Ulrike Sänger. 2007 hatte sie mit der Therapie mit Hunden in einem Bonner Hospiz begonnen. „Die aufsuchende Begleitung bringt ein Stück Lebensqualität zu den Menschen“, sagt sie. Irgendwann kam sie auf die Idee, das aufsuchende Konzept mit jenem des therapeutischen Reitens zu verbinden. Weil schwerst und mehrfach behinderte Kinder vielfach nur aufwändig transportfähig sind, entstand das aus Spenden finanzierte Projekt Pony-to-go. „Das Tier kommt zu den Kindern ins Heim. Über unsere Website kann man beispielsweise eine Therapiestunde schenken oder uns fördern“, sagt Sänger. Umsetzbar sei das bis heute nur mit ehrenamtlicher Arbeit und Spenden, fügt sie hinzu.

Der Gewinn für die oft blinden Kinder zeige sich in vielfältiger Weise. Nicht nur von der Zeit, in der man nur ihnen Aufmerksamkeit schenkt, würden sie profitieren. Besonders mit Blick auf ihre Behinderungen erreiche Verci Erfolge, die mit anderen Therapien oft nur mit bedeutend höherem Aufwand oder gar nicht erzielt würden, sagt Sänger: „Es lösen sich oft Spastiken, weil die Kinder sich entspannen. Andere beruhigen sich, weil sie das warme Fell und die sanfte Bewegung spüren oder sie beginnen zu reagieren, Laute von sich zu geben.“

Zwei Kinder, deren Nerven- und Muskelbahnen schwer zu aktivieren sind, haben über diese Therapie laufen gelernt. Zwar könne man bei machen Kindern nicht wissen, wie viel Erinnerung an die jeweils vergangenen Besuche noch vorhanden ist. „Aber wenn sie Verci dann sehen oder spüren, fangen sie an zu lächeln, sie lachen oder genießen einfach nur sichtbar glücklich die Momente mit dem Tier.“

Die Therapie darf unter Auflagen stattfinden

Für diese Kinder sei Verci der Höhepunkt in ihrem Leben. Ein Mädchen aus der ersten Dreiergruppe im Neustart nach dem Shutdown habe schon in ihrem Zimmer angefangen zu lachen, als die Pflegerin ihr erzählt habe, dass sie jetzt wieder zum Pferd dürfe.

Nachdem die erste Therapiestunde unter Auflagen wieder stattfinden durfte, offenbarten sich aber auch besondere Hindernisse: „Wir dürfen die Gruppen nicht mehr mischen. Wenn also ein Kind aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen kann, kann kein anderes Kind von dieser Lücke profitieren“, erklärt Sänger. Das komme wegen der besonderen Handicaps häufig vor. Sänger: „Wir atmen alle auf, wenn wir wieder regulär arbeiten können. Ohne Abstände, Gummihandschuhe und Berührungsverbote.“

Verci ist als zweijähriges Pony in die Ausbildung gekommen, so Sänger. Nicht viele Pferde oder Ponys seien für eine solche Ausbildung, die für Verci insgesamt acht Jahre dauerte, geeignet. „Auch wenn wir die Kinder mit zwei Leuten von beiden Seiten sichern, darf das Pferd unter keinen Umständen durchgehen.“ Das sei nur mit konsequentem Gelassenheitstraining erreichbar.

Weitere Informationen zum Projekt mit Pony Vercy gibt es im Internet: www.pony-to-go.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort