Belastung durch Dünger Nitratmenge im Grundwasser im Vorgebirge teils viel zu hoch

Bornheim · Die Düngerbelastung im Grundwasser liegt mitunter beim Doppelten des Grenzwerts. Moderne Technik sorgt für Verbesserung.

 Salat, hier ein Feld im Bornheimer Stadtgebiet, gehört zu den sogenannten Sonderkulturen. Sie benötigen besonders viel Dünger.

Salat, hier ein Feld im Bornheimer Stadtgebiet, gehört zu den sogenannten Sonderkulturen. Sie benötigen besonders viel Dünger.

Foto: Hans-Peter Fuß

Mit dem Frühling nimmt der Gemüseanbau im Vorgebirge Fahrt auf. Was einerseits dafür sorgt, dass die Menschen in der Region mit frischen wie gesunden Nahrungsmitteln versorgt werden, ist andererseits ein echtes Problem für die Umwelt. Denn für den linksrheinisch verbreiteten Anbau von Sonderkulturen wie Spargel oder Salat wird viel Dünger benötigt – und mehr verwendet, als das Gemüse aufnehmen kann. Die Folge: Der Dünger gelangt über den Boden ins Grundwasser und Stickstoffverbindungen, sogenannte Nitrate, lagern sich dort ab.

Dem Bornheimer Umweltamtsleiter Wolfgang Paulus zufolge liegen die Nitratwerte an Messstationen im Vorgebirge zum Teil bei 100 Milligramm pro Liter. Eine Ausnahme bilde die Messstelle am Wasserwerk. Dort mache sich der Einfluss des Rheins positiv bemerkbar, sodass die Nitratkonzentration nur bei 20 bis 25 Milligramm liege. Mit 100 Milligramm sind die Werte aber mitunter doppelt so hoch wie laut EU-Richtlinie und Deutscher Grundwasserverordnung vorgesehen. Wo der Grenzwert überschritten wird, muss rechtlich etwas dagegen getan werden, worauf etwa das Bundesumweltamt hinweist.

Bepflanzung mit Zwischenfrüchten mindert Nitrat-Konzentration

Bereits 1997 haben Landwirte, Gärtner, Wasserversorger sowie die Kommunen Bornheim, Bonn und Alfter den Arbeitskreis für Gartenbau, Landwirtschaft und Wasser im Wasserschutzgebiet Urfeld (GLWU) gegründet. Laut Paulus kommt der GLWU heute auf 35 Mitgliedsbetriebe. Zur Gründungszeit, berichtet Paulus im Gespräch mit dem General-Anzeiger, habe der Nitratgehalt aber noch bei 200 Milligram pro Liter gelegen. Dass sich die Belastung im Vergleich dazu inzwischen halbiert hat, sei einer Reihe konkreter Schritte zu verdanken, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten unternommen worden seien. Unter anderem würden Felder mit sogenannten Zwischenfrüchten bepflanzt, die übrig gebliebenen Dünger aufnehmen.

Besonders hebt Paulus die „Nmin-Untersuchung“ hervor. Dabei werden Proben genommen, mit denen sich der für die Pflanzen im Boden verfügbare Stickstoff bestimmen lässt. Mit diesem Verfahren arbeitet auch Markus Schwarz, der gemeinsam mit seinem Vater auf 70 Hektar Land einen Gemüsehof in Bornheim-Dersdorf betreibt. Etwa 20 Festangestellte beschäftigt Schwarz. Einer davon, erzählt der 27-jährige Juniorchef, verbringe pro Woche einen ganzen Tag damit, Proben zu nehmen. Konkrete Werte hat er beim Besuch des GA zwar nicht parat, dennoch spricht er davon, „auf dem richtigen Weg“ zu sein.

 Wolfgang Paulus im Wasserwerk Eichenkamp.

Wolfgang Paulus im Wasserwerk Eichenkamp.

Foto: Sven Westbrock

Methode: Erst den Boden ernähren, dann die Pflanze

Auf seinem Hof werde der verwendete NK-Dünger, bestehend aus Stickstoff und Kalium, mit Hilfe von GPS-Ortung genau dosiert verteilt. Und zwar, indem zuvor stets Proben genommen würden, die Aufschluss über den Bedarf geben. Grundlage sei die Kinsey-Methode. Diese funktioniere nach dem Motto: erst den Boden ernähren, dann die Pflanze. Bei den Erdbeeren, erzählt Schwarz, greife man auf ein Kreislaufsystem zurück. Dies sorge dafür, dass Dünger, der von Früchten zunächst nicht aufgenommen werden kann, wieder verwendet wird.

Gleichwohl räumt Schwarz ein: „Ja, wir in der Landwirtschaft müssen ein Stück umdenken.“ Allerdings werde beim Obst- und Gemüseanbau eben mehr Stickstoff benötigt. Unter Druck gesetzt fühlt Schwarz sich von den Lebensmittelhändlern. Diese machten zum Beispiel genaue Vorgaben, wie ein Salat auszusehen hat. Die Händler seien „knallhart“ und bezahlten derart wenig, dass Landwirte kaum etwas an ihren Erzeugnissen verdienen könnten. Dabei seien die Produkte in den Läden teuer genug. Nur wo die Preisspanne herkommt, frage er sich manchmal. So sei er bereit, weniger anzubauen, wenn er dafür besser bezahlt würde. „Wenn wir von der Hälfte gut leben könnten, wäre es ruhiger“, macht Schwarz deutlich. So könnte er auch mal ein Feld brachliegen lassen, damit der Boden sich erholen kann. Und dann würde auch weniger Nitrat in das hiesige Grundwasser gelangen.

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