Kirchenspaziergänge in Meckenheim Zuhörer sind dem Himmel so nah

Meckenheim · Die VHS Voreifel stellt in der Reihe „Kirchenspaziergänge“ die Lüftelberger Pfarrkirche St. Petrus vor. Die Reihe erfreut sich großer Beliebtheit, denn es gibt viele Neuigkeiten über alte Gebäude zu hören.

Unter dem Titel „Dem Himmel so nah“ hat die Volkshochschule (VHS) Voreifel am vergangenen Freitag ihre Reihe „Kirchenspaziergänge“ fortgesetzt. Ausflugsziel war dieses Mal die katholische Pfarrkirche St. Petrus in Meckenheim-Lüftelberg. Rund 20 Teilnehmer schlossen sich am späten Nachmittag der Kunsthistorikerin Andrea Raffauf-Schäfer an, die Wissenswertes über die Architektur und Geschichte des geschützten Kulturdenkmals zu berichten wusste.

„Man nimmt an, dass die Kirche aus einer Kapelle hervorgegangen ist, die im 9. Jahrhundert Teil der Burg Lüftelberg war“, ging Raffauf-Schäfer auf die nicht lückenlos dokumentierten Ursprünge von St. Petrus ein. Offiziell wird der Bau des Gotteshauses dem 11. beziehungsweise dem 12. Jahrhundert zugeschrieben – als einschiffiger Kapellenbau, der erst im 13. Jahrhundert umgebaut und erweitert wurde.

Bis St. Petrus überregionale Bedeutung erlangte, dauerte es allerdings bis ins 17. Jahrhundert, als die Gebeine der heiligen Lüfthildis, die in der Zeit von Karl dem Großen gelebt haben soll, erhoben und in ein Hochgrab aus Aquäduktmarmor gelegt wurden. Seitdem ist die Kirche eine beliebte Wallfahrtsstätte.

„St. Petrus war immer eine hochwertig ausgestattete Kirche“, betont Raffauf-Schäfer, als sie die Kirchenspaziergänger vom Langhaus in den Chor führt. Dort befinden sich heute die Gebeine der heiligen Lüfthildis – in einer Stele über dem Altar. Umgeben ist die Reliquie von einem beeindruckenden Wandtabernakel mit Baldachin aus dem 15. Jahrhundert. Gegenüber fällt der Blick auf ein hölzernes Quadrat, das – geschützt durch ein riesiges Schloss – wie ein mittelalterlicher Wandsafe anmutet. Dahinter, klärt Raffauf-Schäfer auf, soll sich die Spindel der heiligen Lüfthildis befinden, mit der die Namensgeberin von Lüftelberg Krankheiten geheilt haben soll.

Das älteste Ausstattungsstück in St. Petrus ist ein romanisches Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert, auf dessen Deckel die Taufe von Jesus dargestellt wird. Es befindet sich im Untergeschoss des Westturmes, wo ebenfalls eine Terrakotta-Statue der heiligen Lüfthildis untergebracht ist. Ein weiterer Blickfang ist nicht im eigentlichen Kirchengebäude von St. Petrus zu finden, sondern in der angebauten Seitenkapelle. Dort ist die Marmorplatte des einstigen Hochgrabes ausgestellt, die aus Kalksinter geschaffen wurde. Ein Baustoff, den die Menschen seinerzeit aus Überresten des Römerkanals gewonnen hatte.

Auf den letzten Metern ihres Kirchenspaziergangs kreist die Gruppe von Raffauf-Schäfer außen um St. Petrus herum. So ließen sich die unterschiedlichen Bauphasen besonders gut ablesen, erklärt die studierte Kunsthistorikerin, die weiß, wofür sich ihr Publikum besonders interessiert: „Die Leute wollen in der Regel mehr über die jeweilige Ortsgeschichte und die Architektur der Kirchen erfahren. Anderen geht es eher um die Ausstattung der Kirchen und ihre Kunstschätze“, berichtet sie im Gespräch mit dem General-Anzeiger. In jedem Fall erfreuen sich die Kirchenspaziergänge der VHS Voreifel großer Beliebtheit. „Es kommen immer mehr Menschen, als im Vorfeld angemeldet sind“, stellt Raffauf-Schäfer fest.

Der nächste Kirchenspaziergang findet am Freitag, 9. Juni, um 16 Uhr in Meckenheim-Ersdorf statt. Dann steht ein Besuch der Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere auf dem Programm. Im Herbst wandert die Reihe dann nach Rheinbach.

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