Islandpferde in Altendorf Zu Besuch beim Ausreitbetrieb von Lilo Breuer in Meckenheim

Meckenheim-Altendorf · Seit 25 Jahren betreibt Lilo Breuer in Altendorf einen Ausreitbetrieb mit Islandpferden, die größtenteils aus ihrer bis zum Jahr 2002 aktiven Zucht unter dem Namen „Islandpferde vom Kraadepol“ stammen. Wir haben sie auf ihrem Hof besucht.

 Islandpferde in Altendorf

Islandpferde in Altendorf

Foto: Matthias Kehrein

Ortsunkundige Spaziergänger, die an der Altendorfer Brennerei Brauweiler vorbei Richtung Feld unterwegs sind, können das Geräusch von Hufgeklapper im ersten Moment nicht einordnen. Im Wechsel mit Vorgärten ragen die Häuserfassaden im Krötenpfuhl bis an den Bürgersteig heran und doch gibt plötzlich ein weit geöffnetes Tor den Blick in eine offene Hofanlage frei: Während vier stämmige Ponys in dickem Winterfell nebeneinander angebunden artig auf ihr Futter warten, fegt Lilo Breuer dort energisch die Stallgasse. Seit 25 Jahren betreibt die gebürtige Bonnerin hier einen Ausreitbetrieb mit Islandpferden, die größtenteils aus ihrer bis zum Jahr 2002 aktiven Zucht unter dem Namen „Islandpferde vom Kraadepol“ stammen.

In allen Jahreszeiten ist die 61-Jährige im Gelände unterwegs und vermittelt Reitern nicht nur den richtigen Sitz auf dem Pferd, sondern vor allem den respektvollen Umgang mit dem Tier im Einklang mit der Natur. In den Sattel schwingen darf sich jeder, vorausgesetzt er ist älter als sieben Jahre. „Nach oben setze ich da keine Grenze“, erklärt Breuer und erinnert sich an eine 74-Jährige, die noch einmal die Zügel in die Hand nehmen wollte.

Lidfari, Dimmalim, Piltur oder Skrati – nicht nur die klangvollen Namen der rund zehn Schulpferde, die auf einem Schild an der Sattelkammer des Fachwerkbaues prangen, vermitteln den Eindruck, dass es hier anders zugeht als in üblichen Reitställen. Weder einzelne Boxen noch eine Reithalle sind zu finden. „Die Tiere leben hier so naturgetreu wie möglich“, erklärt Lilo Breuer und zeigt den großen Stall, wo die Pferde im Winter nach Geschlechtern getrennt in der Gruppe stehen.

Grundsätzlich sind sie aber auch in der kalten Jahreszeit täglich draußen und leben auf den umliegenden Weiden. „Hätte mir jemand mit 20 Jahren gesagt, dass ich einmal mein Geld mit einem Isländerhof verdiene, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt,“ sagt die gelernte Zahnarzthelferin und erklärt, dass sie als Kind nicht viel mit Tieren zu tun gehabt habe. Als ihre älteste Tochter sich zunehmend für Pferde interessierte, hat die Familie über den Isländer des Schwagers ihre Liebe zu den robusten Pferden in Ponygröße entdeckt.

„So kamen wir zu unserem ersten Islandpferd, allerdings haben wir bald festgestellt, dass ein Tier für vier Personen zu wenig ist“, so Breuer. Von Buschhoven zogen sie 1986 nach Altendorf und pachteten den Fachwerkhof. Sechs Jahre später war mit der Geburt des ersten Fohlens der Grundstock für die Zucht im Krötenpfuhl gelegt und am 3. Januar 1994 eröffnete sie mit acht Pferden ihren Ausreitbetrieb.

Dort vermittelt Breuer nicht die hohe Kunst der Reitschule, sondern legt Wert darauf, dass die Reiter ein Gefühl für die Tiere entwickeln. „Der natürliche Umgang steht im Vordergrund und den lernt man am besten, wenn man gemeinsam draußen unterwegs ist“, betont Breuer, die sich viel Wissen auf Fortbildungen und über die isländischen Bereiter, die ihre Jungpferde eingeritten haben, aneignete. Auch von den Erfahrungen von Heinz Pinsdorf, Islandpferdespezialist aus Impekoven, profitierte sie. Die Zucht, aus der rund 50 Tiere hervorgingen, stellte sie 2002 aus wirtschaftlichen Gründen ein und konzentriert sich seither auf den Ausreitbetrieb.

Auch wenn die 61-Jährige das Unternehmen grundsätzlich allein führt, wird sie bei den zusätzlich zum Reitbetrieb anfallenden Arbeiten wie Hufpflege, Heuernte und Instandhaltung der Weiden von ihrer Tochter Melanie und vor allem von ihrem Lebensgefährten unterstützt. Bei den täglichen Ausritten gehen alle Reiter, auch wenn sie zum ersten Mal im Sattel sitzen, mit ihr direkt in die Natur. Isländer gelten als ausgeglichene Vierbeiner und draußen lernen auch Anfänger schnell, worauf zu achten ist, wenn es durch einen Bachlauf oder im Winter durch verschneites Gelände geht, wenn Wild plötzlich den Reitweg passiert oder ein Bussard in den Apfelplantagen auffliegt.

„In einer natürlichen Beziehung zum Tier dominiert der Mensch, respektvoll und mit Rücksicht“, macht Breuer klar und beschreibt, dass es schwer ist, dies heutzutage zu vermitteln. „Jeder hat immer Mitleid mit den Pferden und lässt sie zum Beispiel lieber auf Rasen gehen als auf Stein“, beobachtet sie und betont, dass gerade die robuste Pferderasse von der vulkanreichen Insel im hohen Norden natürliche Trittsicherheit besitze. „Die Pferde müssen nicht verpimpelt werden.“

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